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Gauß, Karl Friedrich: Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Leipzig, 1840.

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Die Natur bietet uns mancherlei Erscheinungen dar, welche
wir durch die Annahme von Kräften erklären, die von den
kleinsten Theilen der Substanzen auf einander ausgeübt werden,
und den Quadraten der gegenseitigen Entfernungen umgekehrt
proportional sind.

Vor allen gehört hieher die allgemeine Gravitation. Ver-
möge derselben übt jedes ponderable Molecül m auf ein ande-
res m' eine bewegende Kraft aus, welche, wenn man die Ent-
fernung = r setzt, durch [Formel 1] ausgedrückt wird, und eine An-
näherung in der Richtung der verbindenden geraden Linie her-
vorzubringen strebt.

Wenn man zur Erklärung der magnetischen Erscheinungen
zwei magnetische Flüssigkeiten annimmt, wovon die eine als
positive Grösse, die andere als negative betrachtet wird, so
üben zwei derartige Elemente m, m' gleichfalls eine bewegende
Kraft auf einander aus, welche durch [Formel 2] gemessen wird, und
in der verbindenden geraden Linie wirkt, aber als Abstossung,
wenn m, m' gleichartig, als Anziehung, wenn sie ungleichar-
tig sind.

Ganz ähnliches gilt von der gegenseitigen Wirkung der
Theile der elektrischen Flüssigkeiten auf einander.

Das linearische Element ds eines galvanischen Stroms übt
auf ein Element des magnetischen Fluidums m (wenn wir letz-

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1.

Die Natur bietet uns mancherlei Erscheinungen dar, welche
wir durch die Annahme von Kräften erklären, die von den
kleinsten Theilen der Substanzen auf einander ausgeübt werden,
und den Quadraten der gegenseitigen Entfernungen umgekehrt
proportional sind.

Vor allen gehört hieher die allgemeine Gravitation. Ver-
möge derselben übt jedes ponderable Molecül μ auf ein ande-
res μ' eine bewegende Kraft aus, welche, wenn man die Ent-
fernung = r setzt, durch [Formel 1] ausgedrückt wird, und eine An-
näherung in der Richtung der verbindenden geraden Linie her-
vorzubringen strebt.

Wenn man zur Erklärung der magnetischen Erscheinungen
zwei magnetische Flüssigkeiten annimmt, wovon die eine als
positive Gröſse, die andere als negative betrachtet wird, so
üben zwei derartige Elemente μ, μ' gleichfalls eine bewegende
Kraft auf einander aus, welche durch [Formel 2] gemessen wird, und
in der verbindenden geraden Linie wirkt, aber als Abstoſsung,
wenn μ, μ' gleichartig, als Anziehung, wenn sie ungleichar-
tig sind.

Ganz ähnliches gilt von der gegenseitigen Wirkung der
Theile der elektrischen Flüssigkeiten auf einander.

Das linearische Element ds eines galvanischen Stroms übt
auf ein Element des magnetischen Fluidums μ (wenn wir letz-

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Zitationshilfe: Gauß, Karl Friedrich: Allgemeine Lehrsätze in Beziehung auf die im verkehrten Verhältnis des Quadrats der Entfernung wirkenden Anziehungs- und Abstoßungskräfte. Leipzig, 1840, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gauss_lehrsaetze_1840/6>, abgerufen am 28.03.2024.