Nachdenkens seyn wird. Und eben diese Voraus- empfindung, wann wir sie haben, macht uns als- dann die Aufklärung der einzelnen Theile leichter. Es giebt gewisse Augenblicke, wo es scheint, als wenn in einen dunkeln Theil unsrer Seele auf einmal ein Licht gebracht würde; die ganzen Ideen, die hier verborgen liegen, zeigen sich mit einem male, obgleich Zeit und Folge dazu gehört, um sie einzeln nach und nach herauszuheben, und zum Bewußtseyn zu bringen.
Wo also diese schnellen plözlichen Aufklärungen öfter geschehen; wann der Geist des Schülers den Beweisen seines Lehrers zuvorkömmt, und das Ende der Schlußfolge schon zum voraus fühlt, ehe ihn noch die Reihe der Schlüsse dahin geführt hat; bey wem einzelne Winke viel Gedanken ver- anlassen; wessen Verstand nicht immer durch alle Wendungen und Umschweife lauter unmittelbarer Folgerungen fortschleicht, sondern zuweilen glück- liche Sprünge thut: bey dem hat die Natur die Anlage zu dem großen Lehrer oder dem Erfinder der Wissenschaften gemacht.
Ueber die Pruͤfung
Nachdenkens ſeyn wird. Und eben dieſe Voraus- empfindung, wann wir ſie haben, macht uns als- dann die Aufklaͤrung der einzelnen Theile leichter. Es giebt gewiſſe Augenblicke, wo es ſcheint, als wenn in einen dunkeln Theil unſrer Seele auf einmal ein Licht gebracht wuͤrde; die ganzen Ideen, die hier verborgen liegen, zeigen ſich mit einem male, obgleich Zeit und Folge dazu gehoͤrt, um ſie einzeln nach und nach herauszuheben, und zum Bewußtſeyn zu bringen.
Wo alſo dieſe ſchnellen ploͤzlichen Aufklaͤrungen oͤfter geſchehen; wann der Geiſt des Schuͤlers den Beweiſen ſeines Lehrers zuvorkoͤmmt, und das Ende der Schlußfolge ſchon zum voraus fuͤhlt, ehe ihn noch die Reihe der Schluͤſſe dahin gefuͤhrt hat; bey wem einzelne Winke viel Gedanken ver- anlaſſen; weſſen Verſtand nicht immer durch alle Wendungen und Umſchweife lauter unmittelbarer Folgerungen fortſchleicht, ſondern zuweilen gluͤck- liche Spruͤnge thut: bey dem hat die Natur die Anlage zu dem großen Lehrer oder dem Erfinder der Wiſſenſchaften gemacht.
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Ueber die Pruͤfung
Nachdenkens ſeyn wird. Und eben dieſe Voraus-
empfindung, wann wir ſie haben, macht uns als-
dann die Aufklaͤrung der einzelnen Theile leichter.
Es giebt gewiſſe Augenblicke, wo es ſcheint, als
wenn in einen dunkeln Theil unſrer Seele auf
einmal ein Licht gebracht wuͤrde; die ganzen Ideen,
die hier verborgen liegen, zeigen ſich mit einem
male, obgleich Zeit und Folge dazu gehoͤrt, um ſie
einzeln nach und nach herauszuheben, und zum
Bewußtſeyn zu bringen.
Wo alſo dieſe ſchnellen ploͤzlichen Aufklaͤrungen
oͤfter geſchehen; wann der Geiſt des Schuͤlers den
Beweiſen ſeines Lehrers zuvorkoͤmmt, und das
Ende der Schlußfolge ſchon zum voraus fuͤhlt,
ehe ihn noch die Reihe der Schluͤſſe dahin gefuͤhrt
hat; bey wem einzelne Winke viel Gedanken ver-
anlaſſen; weſſen Verſtand nicht immer durch alle
Wendungen und Umſchweife lauter unmittelbarer
Folgerungen fortſchleicht, ſondern zuweilen gluͤck-
liche Spruͤnge thut: bey dem hat die Natur die
Anlage zu dem großen Lehrer oder dem Erfinder
der Wiſſenſchaften gemacht.
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/44>, abgerufen am 22.11.2024.
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