denen es schlechtere beurtheilen und verwerfen lernte.
6. Das wären also solche Kennzeichen der Empfindung, die selbst Ursachen oder Wirkungen der Sache sind, die sie bezeichnen. Es giebt aber andre, die mehr Anzeichen als Merkmale sind, die ganz auf der Oberfläche liegen, die bey den einzelnen Menschen am leichtesten bemerkt werden, und sich doch, weil sie so mannichfaltig und so veränderlich sind, am schwersten in eine allgemeine Regel verwandeln lassen.
Das Wichtigste dieser äußern Merkmale ist der Bau der Werkzeuge. Ein lebhaftes, mun- teres und feuriges Auge ist daher immer mit Recht für das Zeichen eines fähigen Geistes gehalten worden, weil es die Quelle der vornehmsten und meisten Empfindungen, oder, wie Milton sagt, das große Thor der Weisheit ist.
Die Munterkeit und das äußere Betragen, die Beweglichkeit und Thätigkeit des Körpers ist ein ander solches Merkmal. So wie der Schlaf die Beraubung aller Empfindung ist, so ist die
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der Faͤhigkeiten.
denen es ſchlechtere beurtheilen und verwerfen lernte.
6. Das waͤren alſo ſolche Kennzeichen der Empfindung, die ſelbſt Urſachen oder Wirkungen der Sache ſind, die ſie bezeichnen. Es giebt aber andre, die mehr Anzeichen als Merkmale ſind, die ganz auf der Oberflaͤche liegen, die bey den einzelnen Menſchen am leichteſten bemerkt werden, und ſich doch, weil ſie ſo mannichfaltig und ſo veraͤnderlich ſind, am ſchwerſten in eine allgemeine Regel verwandeln laſſen.
Das Wichtigſte dieſer aͤußern Merkmale iſt der Bau der Werkzeuge. Ein lebhaftes, mun- teres und feuriges Auge iſt daher immer mit Recht fuͤr das Zeichen eines faͤhigen Geiſtes gehalten worden, weil es die Quelle der vornehmſten und meiſten Empfindungen, oder, wie Milton ſagt, das große Thor der Weisheit iſt.
Die Munterkeit und das aͤußere Betragen, die Beweglichkeit und Thaͤtigkeit des Koͤrpers iſt ein ander ſolches Merkmal. So wie der Schlaf die Beraubung aller Empfindung iſt, ſo iſt die
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der Faͤhigkeiten.
denen es ſchlechtere beurtheilen und verwerfen
lernte.
6. Das waͤren alſo ſolche Kennzeichen der
Empfindung, die ſelbſt Urſachen oder Wirkungen
der Sache ſind, die ſie bezeichnen. Es giebt
aber andre, die mehr Anzeichen als Merkmale
ſind, die ganz auf der Oberflaͤche liegen, die bey
den einzelnen Menſchen am leichteſten bemerkt
werden, und ſich doch, weil ſie ſo mannichfaltig
und ſo veraͤnderlich ſind, am ſchwerſten in eine
allgemeine Regel verwandeln laſſen.
Das Wichtigſte dieſer aͤußern Merkmale iſt
der Bau der Werkzeuge. Ein lebhaftes, mun-
teres und feuriges Auge iſt daher immer mit Recht
fuͤr das Zeichen eines faͤhigen Geiſtes gehalten
worden, weil es die Quelle der vornehmſten und
meiſten Empfindungen, oder, wie Milton ſagt,
das große Thor der Weisheit iſt.
Die Munterkeit und das aͤußere Betragen,
die Beweglichkeit und Thaͤtigkeit des Koͤrpers iſt
ein ander ſolches Merkmal. So wie der Schlaf
die Beraubung aller Empfindung iſt, ſo iſt die
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/29>, abgerufen am 23.11.2024.
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