Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Einige Gedanken lang ganz der Herrschaft äußerer Gegenstände:seine innere Wirksamkeit hat noch gar keine Rich- tung; alle Dinge, die sich sehen, hören oder füh- len lassen, befriedigen denselben auf gleiche Weise. Nur das hellere Licht, oder der stärkere Schall ist das einzige, was einem Dinge vor dem andern in seiner Aufmerksamkeit und in seiner Zuneigung einen Vorzug giebt. Er verlangt an keine an- dere Sache zu denken, als die sich ihm darstellt; er erwartet keine andere Vorstellung, als die er wirklich hat. Die Form jedes Gegenstandes ist der Seele gleichgültig, weil der Gegenstand selbst erst der Seele ihre Gestalt geben soll. -- Der erste Unterschied, der sich zwischen den Dingen feststellt, ist der zwischen Lust und Schmerz; und die erste Triebfeder, die Aufmerksamkeit und Erwartung erregt, ist die Leidenschaft. Aber indem diese Begierden sich entwickeln, ihre Gegenstände öfter, und in neuen Verbindungen vorkommen, breiten sich die Ideen aus, und erzeugen aus sich neue; viele derselben fügen sich in gewisse Reihen zusam- men, wovon jedes Glied die Voraussehung und Einige Gedanken lang ganz der Herrſchaft aͤußerer Gegenſtaͤnde:ſeine innere Wirkſamkeit hat noch gar keine Rich- tung; alle Dinge, die ſich ſehen, hoͤren oder fuͤh- len laſſen, befriedigen denſelben auf gleiche Weiſe. Nur das hellere Licht, oder der ſtaͤrkere Schall iſt das einzige, was einem Dinge vor dem andern in ſeiner Aufmerkſamkeit und in ſeiner Zuneigung einen Vorzug giebt. Er verlangt an keine an- dere Sache zu denken, als die ſich ihm darſtellt; er erwartet keine andere Vorſtellung, als die er wirklich hat. Die Form jedes Gegenſtandes iſt der Seele gleichguͤltig, weil der Gegenſtand ſelbſt erſt der Seele ihre Geſtalt geben ſoll. — Der erſte Unterſchied, der ſich zwiſchen den Dingen feſtſtellt, iſt der zwiſchen Luſt und Schmerz; und die erſte Triebfeder, die Aufmerkſamkeit und Erwartung erregt, iſt die Leidenſchaft. Aber indem dieſe Begierden ſich entwickeln, ihre Gegenſtaͤnde oͤfter, und in neuen Verbindungen vorkommen, breiten ſich die Ideen aus, und erzeugen aus ſich neue; viele derſelben fuͤgen ſich in gewiſſe Reihen zuſam- men, wovon jedes Glied die Vorausſehung und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0276" n="270"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Einige Gedanken</hi></fw><lb/> lang ganz der Herrſchaft aͤußerer Gegenſtaͤnde:<lb/> ſeine innere Wirkſamkeit hat noch gar keine Rich-<lb/> tung; alle Dinge, die ſich ſehen, hoͤren oder fuͤh-<lb/> len laſſen, befriedigen denſelben auf gleiche Weiſe.<lb/> Nur das hellere Licht, oder der ſtaͤrkere Schall iſt<lb/> das einzige, was einem Dinge vor dem andern<lb/> in ſeiner Aufmerkſamkeit und in ſeiner Zuneigung<lb/> einen Vorzug giebt. Er verlangt an keine an-<lb/> dere Sache zu denken, als die ſich ihm darſtellt;<lb/> er erwartet keine andere Vorſtellung, als die er<lb/> wirklich hat. Die Form jedes Gegenſtandes iſt<lb/> der Seele gleichguͤltig, weil der Gegenſtand ſelbſt<lb/> erſt der Seele ihre Geſtalt geben ſoll. — Der erſte<lb/> Unterſchied, der ſich zwiſchen den Dingen feſtſtellt,<lb/> iſt der zwiſchen <hi rendition="#fr">Luſt</hi> und <hi rendition="#fr">Schmerz;</hi> und die erſte<lb/> Triebfeder, die Aufmerkſamkeit und Erwartung<lb/> erregt, iſt <hi rendition="#fr">die Leidenſchaft.</hi> Aber indem dieſe<lb/> Begierden ſich entwickeln, ihre Gegenſtaͤnde oͤfter,<lb/> und in neuen Verbindungen vorkommen, breiten<lb/> ſich die Ideen aus, und erzeugen aus ſich neue;<lb/> viele derſelben fuͤgen ſich in gewiſſe Reihen zuſam-<lb/> men, wovon jedes Glied die Vorausſehung und<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [270/0276]
Einige Gedanken
lang ganz der Herrſchaft aͤußerer Gegenſtaͤnde:
ſeine innere Wirkſamkeit hat noch gar keine Rich-
tung; alle Dinge, die ſich ſehen, hoͤren oder fuͤh-
len laſſen, befriedigen denſelben auf gleiche Weiſe.
Nur das hellere Licht, oder der ſtaͤrkere Schall iſt
das einzige, was einem Dinge vor dem andern
in ſeiner Aufmerkſamkeit und in ſeiner Zuneigung
einen Vorzug giebt. Er verlangt an keine an-
dere Sache zu denken, als die ſich ihm darſtellt;
er erwartet keine andere Vorſtellung, als die er
wirklich hat. Die Form jedes Gegenſtandes iſt
der Seele gleichguͤltig, weil der Gegenſtand ſelbſt
erſt der Seele ihre Geſtalt geben ſoll. — Der erſte
Unterſchied, der ſich zwiſchen den Dingen feſtſtellt,
iſt der zwiſchen Luſt und Schmerz; und die erſte
Triebfeder, die Aufmerkſamkeit und Erwartung
erregt, iſt die Leidenſchaft. Aber indem dieſe
Begierden ſich entwickeln, ihre Gegenſtaͤnde oͤfter,
und in neuen Verbindungen vorkommen, breiten
ſich die Ideen aus, und erzeugen aus ſich neue;
viele derſelben fuͤgen ſich in gewiſſe Reihen zuſam-
men, wovon jedes Glied die Vorausſehung und
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |