so gut unterrichtet, als Homer, dessen gewöhn- lichste Beywörter davon entlehnt sind? Alles das sind Dinge, die uns entwischen, weil wir unsern starren Blick nur auf Einen oder wenige Gegen- stände gerichtet haben, um diese ganz zu durch- schauen; da jene ihr freyes unangestrengtes Auge in der ganzen weiten Welt umherschweifen, und auf jedem Gegenstande ruhen ließen, der sich durch irgend eine Art von Neuheit oder Sonderbarkeit auszeichnete?
Was insbesondre die Natur außerhalb dem Menschen betrifft, von wie viel Thieren oder Pflanzen können unsere Dichter reden, ohne un- verständlich oder niedrig zu werden? Wie viele von den Erscheinungen der todten Natur sind nicht gänzlich aus der Zahl nachahmbarer Objekte bey uns ausgestrichen, weil sie weder recht genau ge- kannt werden, noch edle Namen haben, noch bey dem Leser diese schon vorläufige Kenntniß der Sache finden, ohne welche die beste Beschreibung für ihn bloße Wörter sind? Andere werden noch in unsere Nachahmungen aufgenommen, aber wir
der aͤlteſten und neuern Schriftſteller.
ſo gut unterrichtet, als Homer, deſſen gewoͤhn- lichſte Beywoͤrter davon entlehnt ſind? Alles das ſind Dinge, die uns entwiſchen, weil wir unſern ſtarren Blick nur auf Einen oder wenige Gegen- ſtaͤnde gerichtet haben, um dieſe ganz zu durch- ſchauen; da jene ihr freyes unangeſtrengtes Auge in der ganzen weiten Welt umherſchweifen, und auf jedem Gegenſtande ruhen ließen, der ſich durch irgend eine Art von Neuheit oder Sonderbarkeit auszeichnete?
Was insbeſondre die Natur außerhalb dem Menſchen betrifft, von wie viel Thieren oder Pflanzen koͤnnen unſere Dichter reden, ohne un- verſtaͤndlich oder niedrig zu werden? Wie viele von den Erſcheinungen der todten Natur ſind nicht gaͤnzlich aus der Zahl nachahmbarer Objekte bey uns ausgeſtrichen, weil ſie weder recht genau ge- kannt werden, noch edle Namen haben, noch bey dem Leſer dieſe ſchon vorlaͤufige Kenntniß der Sache finden, ohne welche die beſte Beſchreibung fuͤr ihn bloße Woͤrter ſind? Andere werden noch in unſere Nachahmungen aufgenommen, aber wir
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der aͤlteſten und neuern Schriftſteller.
ſo gut unterrichtet, als Homer, deſſen gewoͤhn-
lichſte Beywoͤrter davon entlehnt ſind? Alles das
ſind Dinge, die uns entwiſchen, weil wir unſern
ſtarren Blick nur auf Einen oder wenige Gegen-
ſtaͤnde gerichtet haben, um dieſe ganz zu durch-
ſchauen; da jene ihr freyes unangeſtrengtes Auge
in der ganzen weiten Welt umherſchweifen, und
auf jedem Gegenſtande ruhen ließen, der ſich durch
irgend eine Art von Neuheit oder Sonderbarkeit
auszeichnete?
Was insbeſondre die Natur außerhalb dem
Menſchen betrifft, von wie viel Thieren oder
Pflanzen koͤnnen unſere Dichter reden, ohne un-
verſtaͤndlich oder niedrig zu werden? Wie viele
von den Erſcheinungen der todten Natur ſind nicht
gaͤnzlich aus der Zahl nachahmbarer Objekte bey
uns ausgeſtrichen, weil ſie weder recht genau ge-
kannt werden, noch edle Namen haben, noch bey
dem Leſer dieſe ſchon vorlaͤufige Kenntniß der
Sache finden, ohne welche die beſte Beſchreibung
fuͤr ihn bloße Woͤrter ſind? Andere werden noch
in unſere Nachahmungen aufgenommen, aber wir
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/181>, abgerufen am 23.11.2024.
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