hen, als Geschichtschreiber, um sie aufzuzeich- nen.
Alle Untersuchungen, die man zu dem Ende anstellen müßte, theilen sich in zwo Klassen. Ent- weder sammlet man die Kennzeichen, aus denen man auf gewisse Fähigkeiten der Seele schließen kann Dieser Theil ist lang und beruhet auf ei- ner Reihe von Beobachtungen, zu denen jeder einzelne Mensch nur einen Beytrag thun kann. Oder man bestimmt für jede Fähigkeit die Art von Geschäften, die sie am besten auszurichten im Stande ist. Dieser Theil würde leicht seyn, wenn es möglich wäre, jede Art von Geschäften durchaus zu kennen, ohne selbst die Fähigkeit zu besitzen, sie auszuführen.
Um zu wissen, wie sich gewisse Fähigkeiten der Seele äußern, muß man diese Fähigkeiten erst un- terscheiden.
I. Die erste Fähigkeit, der Grund aller übrigen, und die, welche die Stärke und Beschaffenheit der andern bestimmt, ist das Vermögen zu empfinden. -- So ist der Gang der Natur: Zuerst empfängt
Ueber die Pruͤfung
hen, als Geſchichtſchreiber, um ſie aufzuzeich- nen.
Alle Unterſuchungen, die man zu dem Ende anſtellen muͤßte, theilen ſich in zwo Klaſſen. Ent- weder ſammlet man die Kennzeichen, aus denen man auf gewiſſe Faͤhigkeiten der Seele ſchließen kann Dieſer Theil iſt lang und beruhet auf ei- ner Reihe von Beobachtungen, zu denen jeder einzelne Menſch nur einen Beytrag thun kann. Oder man beſtimmt fuͤr jede Faͤhigkeit die Art von Geſchaͤften, die ſie am beſten auszurichten im Stande iſt. Dieſer Theil wuͤrde leicht ſeyn, wenn es moͤglich waͤre, jede Art von Geſchaͤften durchaus zu kennen, ohne ſelbſt die Faͤhigkeit zu beſitzen, ſie auszufuͤhren.
Um zu wiſſen, wie ſich gewiſſe Faͤhigkeiten der Seele aͤußern, muß man dieſe Faͤhigkeiten erſt un- terſcheiden.
I. Die erſte Faͤhigkeit, der Grund aller uͤbrigen, und die, welche die Staͤrke und Beſchaffenheit der andern beſtimmt, iſt das Vermoͤgen zu empfinden. — So iſt der Gang der Natur: Zuerſt empfaͤngt
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Ueber die Pruͤfung
hen, als Geſchichtſchreiber, um ſie aufzuzeich-
nen.
Alle Unterſuchungen, die man zu dem Ende
anſtellen muͤßte, theilen ſich in zwo Klaſſen. Ent-
weder ſammlet man die Kennzeichen, aus denen
man auf gewiſſe Faͤhigkeiten der Seele ſchließen
kann Dieſer Theil iſt lang und beruhet auf ei-
ner Reihe von Beobachtungen, zu denen jeder
einzelne Menſch nur einen Beytrag thun kann.
Oder man beſtimmt fuͤr jede Faͤhigkeit die Art von
Geſchaͤften, die ſie am beſten auszurichten im
Stande iſt. Dieſer Theil wuͤrde leicht ſeyn,
wenn es moͤglich waͤre, jede Art von Geſchaͤften
durchaus zu kennen, ohne ſelbſt die Faͤhigkeit zu
beſitzen, ſie auszufuͤhren.
Um zu wiſſen, wie ſich gewiſſe Faͤhigkeiten der
Seele aͤußern, muß man dieſe Faͤhigkeiten erſt un-
terſcheiden.
I. Die erſte Faͤhigkeit, der Grund aller uͤbrigen,
und die, welche die Staͤrke und Beſchaffenheit der
andern beſtimmt, iſt das Vermoͤgen zu empfinden.
— So iſt der Gang der Natur: Zuerſt empfaͤngt
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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/18>, abgerufen am 24.11.2024.
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