Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.Ueber die Prüfung andre ist, daß mit einer größern Fähigkeit auchnothwendig eine größere Leichtigkeit im Arbeiten verbunden ist. Bey einer gleichen Anzahl von Beschäftigungen werden also natürlicherweise die ersten doch mehr Zeit unbeschäftigt seyn, als die andern. -- Lehrer von Einsicht werden dieses Merkmal nutzen, und den Fleiß, der eine behende und zugleich anhaltende Wirksamkeit ist, (das ei- gene Gepräge des Genies,) von der bloßen Ar- beitsamkeit, die in einer ämsigen und unermüde- ten Wiederholung einerley vorgeschriebner, und vielleicht immer fruchtloser, Bemühungen besteht, unterscheiden. Nur Lehrer von eingeschränkten Einsichten, die noch dabey Eitelkeit haben, werden die Fähigkeit ihrer Schüler nach der Zeit abmessen, die sie in ihren Hörsälen zugebracht haben, und den beständigen Zuhörer auch für den geschickte- sten halten. Es ist also nur noch die zwote Frage übrig, Ueber die Pruͤfung andre iſt, daß mit einer groͤßern Faͤhigkeit auchnothwendig eine groͤßere Leichtigkeit im Arbeiten verbunden iſt. Bey einer gleichen Anzahl von Beſchaͤftigungen werden alſo natuͤrlicherweiſe die erſten doch mehr Zeit unbeſchaͤftigt ſeyn, als die andern. — Lehrer von Einſicht werden dieſes Merkmal nutzen, und den Fleiß, der eine behende und zugleich anhaltende Wirkſamkeit iſt, (das ei- gene Gepraͤge des Genies,) von der bloßen Ar- beitſamkeit, die in einer aͤmſigen und unermuͤde- ten Wiederholung einerley vorgeſchriebner, und vielleicht immer fruchtloſer, Bemuͤhungen beſteht, unterſcheiden. Nur Lehrer von eingeſchraͤnkten Einſichten, die noch dabey Eitelkeit haben, werden die Faͤhigkeit ihrer Schuͤler nach der Zeit abmeſſen, die ſie in ihren Hoͤrſaͤlen zugebracht haben, und den beſtaͤndigen Zuhoͤrer auch fuͤr den geſchickte- ſten halten. Es iſt alſo nur noch die zwote Frage uͤbrig, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0110" n="104"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Ueber die Pruͤfung</hi></fw><lb/> andre iſt, daß mit einer groͤßern Faͤhigkeit auch<lb/> nothwendig eine groͤßere Leichtigkeit im Arbeiten<lb/> verbunden iſt. Bey einer gleichen Anzahl von<lb/> Beſchaͤftigungen werden alſo natuͤrlicherweiſe die<lb/> erſten doch mehr Zeit unbeſchaͤftigt ſeyn, als die<lb/> andern. — Lehrer von Einſicht werden dieſes<lb/> Merkmal nutzen, und den Fleiß, der eine behende<lb/> und zugleich anhaltende Wirkſamkeit iſt, (das ei-<lb/> gene Gepraͤge des Genies,) von der bloßen Ar-<lb/> beitſamkeit, die in einer aͤmſigen und unermuͤde-<lb/> ten Wiederholung einerley vorgeſchriebner, und<lb/> vielleicht immer fruchtloſer, Bemuͤhungen beſteht,<lb/> unterſcheiden. Nur Lehrer von eingeſchraͤnkten<lb/> Einſichten, die noch dabey Eitelkeit haben, werden<lb/> die Faͤhigkeit ihrer Schuͤler nach der Zeit abmeſſen,<lb/> die ſie in ihren Hoͤrſaͤlen zugebracht haben, und<lb/> den beſtaͤndigen Zuhoͤrer auch fuͤr den geſchickte-<lb/> ſten halten.</p><lb/> <p>Es iſt alſo nur noch die zwote Frage uͤbrig,<lb/> zu welcher Art von Geſchaͤften oder Wiſſenſchaften<lb/> jede Faͤhigkeit gehoͤrt. Ueberhaupt iſt ſchon aus<lb/> der Erklaͤrung dieſer Faͤhigkeiten ſelbſt klar, daß<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [104/0110]
Ueber die Pruͤfung
andre iſt, daß mit einer groͤßern Faͤhigkeit auch
nothwendig eine groͤßere Leichtigkeit im Arbeiten
verbunden iſt. Bey einer gleichen Anzahl von
Beſchaͤftigungen werden alſo natuͤrlicherweiſe die
erſten doch mehr Zeit unbeſchaͤftigt ſeyn, als die
andern. — Lehrer von Einſicht werden dieſes
Merkmal nutzen, und den Fleiß, der eine behende
und zugleich anhaltende Wirkſamkeit iſt, (das ei-
gene Gepraͤge des Genies,) von der bloßen Ar-
beitſamkeit, die in einer aͤmſigen und unermuͤde-
ten Wiederholung einerley vorgeſchriebner, und
vielleicht immer fruchtloſer, Bemuͤhungen beſteht,
unterſcheiden. Nur Lehrer von eingeſchraͤnkten
Einſichten, die noch dabey Eitelkeit haben, werden
die Faͤhigkeit ihrer Schuͤler nach der Zeit abmeſſen,
die ſie in ihren Hoͤrſaͤlen zugebracht haben, und
den beſtaͤndigen Zuhoͤrer auch fuͤr den geſchickte-
ſten halten.
Es iſt alſo nur noch die zwote Frage uͤbrig,
zu welcher Art von Geſchaͤften oder Wiſſenſchaften
jede Faͤhigkeit gehoͤrt. Ueberhaupt iſt ſchon aus
der Erklaͤrung dieſer Faͤhigkeiten ſelbſt klar, daß
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