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Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779.

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der Fähigkeiten.
ten zu geben, weniger leisten als andre. Dieses
ist eine nothwendige Erinnerung für Lehrer, die
oft sehr unrichtig die Fähigkeiten ihrer Schüler
aus den öffentlichen Prüfungen beurtheilen. --
Die Ursache davon ist zum Theil physisch. Zum
Denken wird eine gewisse Bewegung des Bluts
und der Lebensgeister erfodert. Die, bey wel-
chen sonst diese Bewegungen langsam und schläf-
rig sind, werden bey einer außerordentlichen Ge-
legenheit, wo dieselben durch die Leidenschaft des
Ehrgeizes, der Furcht, der Hoffnung beschleunigt
und verstärkt werden, besser und richtiger denken.
Dahingegen die andern, bey welchen der gehörige
Grad von Bewegung ordentlicher Weise vorhan-
den ist, wenn die Bewegung durch eben diese Lei-
denschaft noch mehr beschleunigt wird, eben da-
durch unfähiger werden. -- Zum Theil ist die
Ursache sittlich. Jede Leidenschaft entzieht dem
Gegenstande einen Theil von der Aufmerksamkeit
und von der Kraft der Seele, und nimmt sie für
sich weg. Je stärker man also die Leidenschaften
erregt, um desto mehr schwächt man eine jede an-

G 3

der Faͤhigkeiten.
ten zu geben, weniger leiſten als andre. Dieſes
iſt eine nothwendige Erinnerung fuͤr Lehrer, die
oft ſehr unrichtig die Faͤhigkeiten ihrer Schuͤler
aus den oͤffentlichen Pruͤfungen beurtheilen. —
Die Urſache davon iſt zum Theil phyſiſch. Zum
Denken wird eine gewiſſe Bewegung des Bluts
und der Lebensgeiſter erfodert. Die, bey wel-
chen ſonſt dieſe Bewegungen langſam und ſchlaͤf-
rig ſind, werden bey einer außerordentlichen Ge-
legenheit, wo dieſelben durch die Leidenſchaft des
Ehrgeizes, der Furcht, der Hoffnung beſchleunigt
und verſtaͤrkt werden, beſſer und richtiger denken.
Dahingegen die andern, bey welchen der gehoͤrige
Grad von Bewegung ordentlicher Weiſe vorhan-
den iſt, wenn die Bewegung durch eben dieſe Lei-
denſchaft noch mehr beſchleunigt wird, eben da-
durch unfaͤhiger werden. — Zum Theil iſt die
Urſache ſittlich. Jede Leidenſchaft entzieht dem
Gegenſtande einen Theil von der Aufmerkſamkeit
und von der Kraft der Seele, und nimmt ſie fuͤr
ſich weg. Je ſtaͤrker man alſo die Leidenſchaften
erregt, um deſto mehr ſchwaͤcht man eine jede an-

G 3
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[101/0107] der Faͤhigkeiten. ten zu geben, weniger leiſten als andre. Dieſes iſt eine nothwendige Erinnerung fuͤr Lehrer, die oft ſehr unrichtig die Faͤhigkeiten ihrer Schuͤler aus den oͤffentlichen Pruͤfungen beurtheilen. — Die Urſache davon iſt zum Theil phyſiſch. Zum Denken wird eine gewiſſe Bewegung des Bluts und der Lebensgeiſter erfodert. Die, bey wel- chen ſonſt dieſe Bewegungen langſam und ſchlaͤf- rig ſind, werden bey einer außerordentlichen Ge- legenheit, wo dieſelben durch die Leidenſchaft des Ehrgeizes, der Furcht, der Hoffnung beſchleunigt und verſtaͤrkt werden, beſſer und richtiger denken. Dahingegen die andern, bey welchen der gehoͤrige Grad von Bewegung ordentlicher Weiſe vorhan- den iſt, wenn die Bewegung durch eben dieſe Lei- denſchaft noch mehr beſchleunigt wird, eben da- durch unfaͤhiger werden. — Zum Theil iſt die Urſache ſittlich. Jede Leidenſchaft entzieht dem Gegenſtande einen Theil von der Aufmerkſamkeit und von der Kraft der Seele, und nimmt ſie fuͤr ſich weg. Je ſtaͤrker man alſo die Leidenſchaften erregt, um deſto mehr ſchwaͤcht man eine jede an- G 3

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Zitationshilfe: Garve, Christian: Sammlung einiger Abhandlungen. Leipzig, 1779, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/garve_sammlung_1779/107>, abgerufen am 23.11.2024.