Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

cons gebildet. Von dem Gewicht der Cocons selbst entfallen 16,8 Prozent
auf die Puppe *), 68,2 Prozent auf Feuchtigkeit, und der Rest von 15 Pro-
zent ist Seide. Das Gewicht eines Cocons ist 1,5 bis 2,0 g und der Ge-
winn an Rohseide etwa 1/7 bis 1/4 g = 0,16 bis 0,25 g. 100 g Eier
liefern unter guten Bedingungen 12 bis 16 kg gehaspelte Seide. 12 kg
Cocons liefern etwa 1 kg Rohseide (einschließlich der Floret- und Abfallseide).

Statistisches über Seide. Der Sitz des Seidenbaues ist vorwiegend
in China, Europa, Japan, Ostindien, Transkaukasien, Persien. Nach den
Aufstellungen der Krefelder Handelskammer betrug die Produktion der Seide
im Jahre 1883 in

China ... 9500000 kg
Europa ... 4216000 "
Japan ... 3000000 "

In welchem Umfange und in welcher Richtung sich die Seiden- und
Seidenwarenfabrikation in den europäischen Haupt-Seidenstaaten bewegt, ergibt
sich aus folgenden Daten aus dem Jahre 1883 (nach Heinzerling):

[Tabelle]

Die Produktion in Amerika gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung;
vornehmlich in Philadelphia und Washington werden große Etablissements
errichtet, um die Seide von den Cocons abzuwickeln. Seidenraupeneier sind
in großer Nachfrage, und wie sehr die Kultur von Seide sich verbreitet,
geht daraus hervor, daß die von dem landwirtschaftlichen Büreau in Washing-
ton vor kurzem veröffentlichte Anleitung dazu bereits in der achten Auflage
erschienen ist. Im ganzen befinden sich in den Vereinigten Staaten zur
Zeit 385 Seidenfabriken, die ein Kapital von zusammen 20000000 Doll.
haben, 30000 Angestellte beschäftigen und ausländisches Rohmaterial im
Wert von circa 16000000 Doll. jährlich verwenden.

In Britisch-Indien und dem europäischen Rußland ist die Seidenkultur
infolge vernunftwidriger Handhabung und anhaltender Krankheit (Pere-
brina) der Seidenraupe in stetem Rückgang. Dagegen hat sich die Kultur
in Russisch-Asien wesentlich gehoben, so daß sich die Gesamtausbeute für
Transkaukasien, Turkestan, Khiwa und Bockhara auf rund 730000 Pud
roher Cocons oder etwa 40000 Pud im Jahre 1884 stellte. -- In Korea

*) Hummel, "The Deyeing of textile fabrics".

cons gebildet. Von dem Gewicht der Cocons ſelbſt entfallen 16,8 Prozent
auf die Puppe *), 68,2 Prozent auf Feuchtigkeit, und der Reſt von 15 Pro-
zent iſt Seide. Das Gewicht eines Cocons iſt 1,5 bis 2,0 g und der Ge-
winn an Rohſeide etwa 1/7 bis ¼ g = 0,16 bis 0,25 g. 100 g Eier
liefern unter guten Bedingungen 12 bis 16 kg gehaſpelte Seide. 12 kg
Cocons liefern etwa 1 kg Rohſeide (einſchließlich der Floret- und Abfallſeide).

Statiſtiſches über Seide. Der Sitz des Seidenbaues iſt vorwiegend
in China, Europa, Japan, Oſtindien, Transkaukaſien, Perſien. Nach den
Aufſtellungen der Krefelder Handelskammer betrug die Produktion der Seide
im Jahre 1883 in

China ... 9500000 kg
Europa ... 4216000 „
Japan ... 3000000 „

In welchem Umfange und in welcher Richtung ſich die Seiden- und
Seidenwarenfabrikation in den europäiſchen Haupt-Seidenſtaaten bewegt, ergibt
ſich aus folgenden Daten aus dem Jahre 1883 (nach Heinzerling):

[Tabelle]

Die Produktion in Amerika gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung;
vornehmlich in Philadelphia und Waſhington werden große Etabliſſements
errichtet, um die Seide von den Cocons abzuwickeln. Seidenraupeneier ſind
in großer Nachfrage, und wie ſehr die Kultur von Seide ſich verbreitet,
geht daraus hervor, daß die von dem landwirtſchaftlichen Büreau in Waſhing-
ton vor kurzem veröffentlichte Anleitung dazu bereits in der achten Auflage
erſchienen iſt. Im ganzen befinden ſich in den Vereinigten Staaten zur
Zeit 385 Seidenfabriken, die ein Kapital von zuſammen 20000000 Doll.
haben, 30000 Angeſtellte beſchäftigen und ausländiſches Rohmaterial im
Wert von circa 16000000 Doll. jährlich verwenden.

In Britiſch-Indien und dem europäiſchen Rußland iſt die Seidenkultur
infolge vernunftwidriger Handhabung und anhaltender Krankheit (Pere-
brina) der Seidenraupe in ſtetem Rückgang. Dagegen hat ſich die Kultur
in Ruſſiſch-Aſien weſentlich gehoben, ſo daß ſich die Geſamtausbeute für
Transkaukaſien, Turkeſtan, Khiwa und Bockhara auf rund 730000 Pud
roher Cocons oder etwa 40000 Pud im Jahre 1884 ſtellte. — In Korea

*) Hummel, „The Deyeing of textile fabrics“.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0057" n="31"/>
cons gebildet. Von dem Gewicht der Cocons &#x017F;elb&#x017F;t entfallen 16,8 Prozent<lb/>
auf die Puppe <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#g">Hummel</hi>, <hi rendition="#aq">&#x201E;The Deyeing of textile fabrics&#x201C;.</hi></note>, 68,2 Prozent auf Feuchtigkeit, und der Re&#x017F;t von 15 Pro-<lb/>
zent i&#x017F;t Seide. Das Gewicht eines Cocons i&#x017F;t 1,5 bis 2,0 <hi rendition="#aq">g</hi> und der Ge-<lb/>
winn an Roh&#x017F;eide etwa 1/7 bis ¼ <hi rendition="#aq">g</hi> = 0,16 bis 0,25 <hi rendition="#aq">g.</hi> 100 <hi rendition="#aq">g</hi> Eier<lb/>
liefern unter guten Bedingungen 12 bis 16 <hi rendition="#aq">kg</hi> geha&#x017F;pelte Seide. 12 <hi rendition="#aq">kg</hi><lb/>
Cocons liefern etwa 1 <hi rendition="#aq">kg</hi> Roh&#x017F;eide (ein&#x017F;chließlich der Floret- und Abfall&#x017F;eide).</p><lb/>
            <p><hi rendition="#b">Stati&#x017F;ti&#x017F;ches über Seide.</hi> Der Sitz des Seidenbaues i&#x017F;t vorwiegend<lb/>
in China, Europa, Japan, O&#x017F;tindien, Transkauka&#x017F;ien, Per&#x017F;ien. Nach den<lb/>
Auf&#x017F;tellungen der Krefelder Handelskammer betrug die Produktion der Seide<lb/>
im Jahre 1883 in</p><lb/>
            <list>
              <item>China ... 9500000 <hi rendition="#aq">kg</hi></item><lb/>
              <item>Europa ... 4216000 &#x201E;</item><lb/>
              <item>Japan ... 3000000 &#x201E;</item>
            </list><lb/>
            <p>In welchem Umfange und in welcher Richtung &#x017F;ich die Seiden- und<lb/>
Seidenwarenfabrikation in den europäi&#x017F;chen Haupt-Seiden&#x017F;taaten bewegt, ergibt<lb/>
&#x017F;ich aus folgenden Daten aus dem Jahre 1883 (nach <hi rendition="#g">Heinzerling</hi>):</p><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
            <p>Die Produktion in Amerika gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung;<lb/>
vornehmlich in Philadelphia und Wa&#x017F;hington werden große Etabli&#x017F;&#x017F;ements<lb/>
errichtet, um die Seide von den Cocons abzuwickeln. Seidenraupeneier &#x017F;ind<lb/>
in großer Nachfrage, und wie &#x017F;ehr die Kultur von Seide &#x017F;ich verbreitet,<lb/>
geht daraus hervor, daß die von dem landwirt&#x017F;chaftlichen Büreau in Wa&#x017F;hing-<lb/>
ton vor kurzem veröffentlichte Anleitung dazu bereits in der achten Auflage<lb/>
er&#x017F;chienen i&#x017F;t. Im ganzen befinden &#x017F;ich in den Vereinigten Staaten zur<lb/>
Zeit 385 Seidenfabriken, die ein Kapital von zu&#x017F;ammen 20000000 Doll.<lb/>
haben, 30000 Ange&#x017F;tellte be&#x017F;chäftigen und ausländi&#x017F;ches Rohmaterial im<lb/>
Wert von circa 16000000 Doll. jährlich verwenden.</p><lb/>
            <p>In Briti&#x017F;ch-Indien und dem europäi&#x017F;chen Rußland i&#x017F;t die Seidenkultur<lb/>
infolge vernunftwidriger Handhabung und anhaltender Krankheit (Pere-<lb/>
brina) der Seidenraupe in &#x017F;tetem Rückgang. Dagegen hat &#x017F;ich die Kultur<lb/>
in Ru&#x017F;&#x017F;i&#x017F;ch-A&#x017F;ien we&#x017F;entlich gehoben, &#x017F;o daß &#x017F;ich die Ge&#x017F;amtausbeute für<lb/>
Transkauka&#x017F;ien, Turke&#x017F;tan, Khiwa und Bockhara auf rund 730000 Pud<lb/>
roher Cocons oder etwa 40000 Pud im Jahre 1884 &#x017F;tellte. &#x2014; In Korea<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[31/0057] cons gebildet. Von dem Gewicht der Cocons ſelbſt entfallen 16,8 Prozent auf die Puppe *), 68,2 Prozent auf Feuchtigkeit, und der Reſt von 15 Pro- zent iſt Seide. Das Gewicht eines Cocons iſt 1,5 bis 2,0 g und der Ge- winn an Rohſeide etwa 1/7 bis ¼ g = 0,16 bis 0,25 g. 100 g Eier liefern unter guten Bedingungen 12 bis 16 kg gehaſpelte Seide. 12 kg Cocons liefern etwa 1 kg Rohſeide (einſchließlich der Floret- und Abfallſeide). Statiſtiſches über Seide. Der Sitz des Seidenbaues iſt vorwiegend in China, Europa, Japan, Oſtindien, Transkaukaſien, Perſien. Nach den Aufſtellungen der Krefelder Handelskammer betrug die Produktion der Seide im Jahre 1883 in China ... 9500000 kg Europa ... 4216000 „ Japan ... 3000000 „ In welchem Umfange und in welcher Richtung ſich die Seiden- und Seidenwarenfabrikation in den europäiſchen Haupt-Seidenſtaaten bewegt, ergibt ſich aus folgenden Daten aus dem Jahre 1883 (nach Heinzerling): Die Produktion in Amerika gewinnt von Tag zu Tag an Bedeutung; vornehmlich in Philadelphia und Waſhington werden große Etabliſſements errichtet, um die Seide von den Cocons abzuwickeln. Seidenraupeneier ſind in großer Nachfrage, und wie ſehr die Kultur von Seide ſich verbreitet, geht daraus hervor, daß die von dem landwirtſchaftlichen Büreau in Waſhing- ton vor kurzem veröffentlichte Anleitung dazu bereits in der achten Auflage erſchienen iſt. Im ganzen befinden ſich in den Vereinigten Staaten zur Zeit 385 Seidenfabriken, die ein Kapital von zuſammen 20000000 Doll. haben, 30000 Angeſtellte beſchäftigen und ausländiſches Rohmaterial im Wert von circa 16000000 Doll. jährlich verwenden. In Britiſch-Indien und dem europäiſchen Rußland iſt die Seidenkultur infolge vernunftwidriger Handhabung und anhaltender Krankheit (Pere- brina) der Seidenraupe in ſtetem Rückgang. Dagegen hat ſich die Kultur in Ruſſiſch-Aſien weſentlich gehoben, ſo daß ſich die Geſamtausbeute für Transkaukaſien, Turkeſtan, Khiwa und Bockhara auf rund 730000 Pud roher Cocons oder etwa 40000 Pud im Jahre 1884 ſtellte. — In Korea *) Hummel, „The Deyeing of textile fabrics“.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/57
Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/57>, abgerufen am 03.05.2024.