Verbindung hat den höchsten Gehalt an wirksamem Chlor erreicht. Bei fortgesetzter Einwirkung des Chlors tritt unter Abgabe von Sauerstoff Zer- setzung ein, und es nimmt dann der Gehalt an gesamtem Chlor zu, dagegen der an wirksamem Chlor ab. Diese Abspaltung von Sauerstoff macht sich, wenn die Aluminate in Wasser gelöst oder suspendiert angewendet werden, durch eine sehr lebhafte Gasentwickelung unter starkem Schäumen bemerkbar.
Nach den Untersuchungen des Erfinders soll die Umsetzung zwischen Chlor und Aluminat nach folgenden wenig wahrscheinlichen Gleichungen vor sich zu gehen:
a) Bei Natriumaluminat:
[Formel 1]
b) Bei Calciumaluminat:
[Formel 2]
Ganz analog der Gleichung b) soll die Umsetzung von Magnesium- aluminat vor sich gehen. Die wahre Konstitution der neuen bleichenden Verbindungen dürfte ebenso schwer festzustellen sein, als dies beim Chlor- kalk der Fall ist.
Die nach diesem Verfahren hergestellten Thonerdeverbindungen wirken infolge Abgabe von ozonisiertem Sauerstoff außerordentlich schnell bleichend, und zwar gelingt es, wie im großen angestellte Versuche ergeben, leicht, Gespinnste, Gewebe, Papiermasse u. s. w. in wenigen Tagen, ohne Auslegen, vollig weiß zu bleichen, wobei auch die bei Anwendung von Chlorkalk den Chlorbädern folgenden Säurebäder wegfallen. Von Wichtigkeit ist ferner, daß die nach diesem Verfahren hergestellten bleichenden Thonerdeverbindungen die Faser weit weniger angreifen als Chlorkalk.
Anwendung: Als Bleichmittel.
13. Salpetersaure Thonerde, Aluminiumnitrat, Al2 (NO3)6, hat man sich selber zu bereiten, indem man gleiche Teile Alaun und sal- petersaures Blei zusammen in Wasser löst und nach öfterem Umschütteln und Absetzenlassen das Klare abzieht, den weißen Niederschlag noch mit etwas Wasser nachwäscht, wieder absetzen läßt und das Klare dem ersten zugibt. Die Lösung ist keine reine salpetersaure Thonerde, sondern salpetersaure Kali-Thonerde, aber für unsere Zwecke vollkommen genügend. Der schwere, schlammige, weiße Niederschlag kann aufbewahrt werden; er bildet das für mehrere Schutzpappen in der Blaudruckerei wertvolle schwefelsaure Blei en pate. Ein reines Fabrikat erhält man durch Auflösen von Thonerde- hydrat in Salpetersäure. Diese gibt das normale Salz mit saurer Reak- tion; es gibt aber auch neutrale und basische Nitrate, welche indessen, ent- sprechend den neutralen und basischen Chloriden, weder beim Erwärmen, noch beim Verdünnen der Lösungen sich zersetzen. -- Anwendung: Als Mor- dant auf Baumwolle, besonders zum Hervorbringen gelber Nüancen bei Alizarindampfrotfarben in der Kattundruckerei (Hummel).
14. Kieselsaure Thonerde, Aluminiumsilikat, Al2 Si2 O7 + 2 H2 O. Die kieselsaure Thonerde bildet, mit kieselsaurem Kali zu einem
Verbindung hat den höchſten Gehalt an wirkſamem Chlor erreicht. Bei fortgeſetzter Einwirkung des Chlors tritt unter Abgabe von Sauerſtoff Zer- ſetzung ein, und es nimmt dann der Gehalt an geſamtem Chlor zu, dagegen der an wirkſamem Chlor ab. Dieſe Abſpaltung von Sauerſtoff macht ſich, wenn die Aluminate in Waſſer gelöſt oder ſuſpendiert angewendet werden, durch eine ſehr lebhafte Gasentwickelung unter ſtarkem Schäumen bemerkbar.
Nach den Unterſuchungen des Erfinders ſoll die Umſetzung zwiſchen Chlor und Aluminat nach folgenden wenig wahrſcheinlichen Gleichungen vor ſich zu gehen:
a) Bei Natriumaluminat:
[Formel 1]
b) Bei Calciumaluminat:
[Formel 2]
Ganz analog der Gleichung b) ſoll die Umſetzung von Magneſium- aluminat vor ſich gehen. Die wahre Konſtitution der neuen bleichenden Verbindungen dürfte ebenſo ſchwer feſtzuſtellen ſein, als dies beim Chlor- kalk der Fall iſt.
Die nach dieſem Verfahren hergeſtellten Thonerdeverbindungen wirken infolge Abgabe von ozoniſiertem Sauerſtoff außerordentlich ſchnell bleichend, und zwar gelingt es, wie im großen angeſtellte Verſuche ergeben, leicht, Geſpinnſte, Gewebe, Papiermaſſe u. ſ. w. in wenigen Tagen, ohne Auslegen, vollig weiß zu bleichen, wobei auch die bei Anwendung von Chlorkalk den Chlorbädern folgenden Säurebäder wegfallen. Von Wichtigkeit iſt ferner, daß die nach dieſem Verfahren hergeſtellten bleichenden Thonerdeverbindungen die Faſer weit weniger angreifen als Chlorkalk.
Anwendung: Als Bleichmittel.
13. Salpeterſaure Thonerde, Aluminiumnitrat, Al2 (NO3)6, hat man ſich ſelber zu bereiten, indem man gleiche Teile Alaun und ſal- peterſaures Blei zuſammen in Waſſer löſt und nach öfterem Umſchütteln und Abſetzenlaſſen das Klare abzieht, den weißen Niederſchlag noch mit etwas Waſſer nachwäſcht, wieder abſetzen läßt und das Klare dem erſten zugibt. Die Löſung iſt keine reine ſalpeterſaure Thonerde, ſondern ſalpeterſaure Kali-Thonerde, aber für unſere Zwecke vollkommen genügend. Der ſchwere, ſchlammige, weiße Niederſchlag kann aufbewahrt werden; er bildet das für mehrere Schutzpappen in der Blaudruckerei wertvolle ſchwefelſaure Blei en pâte. Ein reines Fabrikat erhält man durch Auflöſen von Thonerde- hydrat in Salpeterſäure. Dieſe gibt das normale Salz mit ſaurer Reak- tion; es gibt aber auch neutrale und baſiſche Nitrate, welche indeſſen, ent- ſprechend den neutralen und baſiſchen Chloriden, weder beim Erwärmen, noch beim Verdünnen der Löſungen ſich zerſetzen. — Anwendung: Als Mor- dant auf Baumwolle, beſonders zum Hervorbringen gelber Nüancen bei Alizarindampfrotfarben in der Kattundruckerei (Hummel).
14. Kieſelſaure Thonerde, Aluminiumſilikat, Al2 Si2 O7 + 2 H2 O. Die kieſelſaure Thonerde bildet, mit kieſelſaurem Kali zu einem
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Verbindung hat den höchſten Gehalt an wirkſamem Chlor erreicht. Bei
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ſetzung ein, und es nimmt dann der Gehalt an geſamtem Chlor zu, dagegen
der an wirkſamem Chlor ab. Dieſe Abſpaltung von Sauerſtoff macht ſich,
wenn die Aluminate in Waſſer gelöſt oder ſuſpendiert angewendet werden,
durch eine ſehr lebhafte Gasentwickelung unter ſtarkem Schäumen bemerkbar.
Nach den Unterſuchungen des Erfinders ſoll die Umſetzung zwiſchen
Chlor und Aluminat nach folgenden wenig wahrſcheinlichen Gleichungen vor
ſich zu gehen:
a) Bei Natriumaluminat:
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b) Bei Calciumaluminat:
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Ganz analog der Gleichung b) ſoll die Umſetzung von Magneſium-
aluminat vor ſich gehen. Die wahre Konſtitution der neuen bleichenden
Verbindungen dürfte ebenſo ſchwer feſtzuſtellen ſein, als dies beim Chlor-
kalk der Fall iſt.
Die nach dieſem Verfahren hergeſtellten Thonerdeverbindungen wirken
infolge Abgabe von ozoniſiertem Sauerſtoff außerordentlich ſchnell bleichend,
und zwar gelingt es, wie im großen angeſtellte Verſuche ergeben, leicht,
Geſpinnſte, Gewebe, Papiermaſſe u. ſ. w. in wenigen Tagen, ohne Auslegen,
vollig weiß zu bleichen, wobei auch die bei Anwendung von Chlorkalk den
Chlorbädern folgenden Säurebäder wegfallen. Von Wichtigkeit iſt ferner,
daß die nach dieſem Verfahren hergeſtellten bleichenden Thonerdeverbindungen
die Faſer weit weniger angreifen als Chlorkalk.
Anwendung: Als Bleichmittel.
13. Salpeterſaure Thonerde, Aluminiumnitrat, Al2 (NO3)6,
hat man ſich ſelber zu bereiten, indem man gleiche Teile Alaun und ſal-
peterſaures Blei zuſammen in Waſſer löſt und nach öfterem Umſchütteln und
Abſetzenlaſſen das Klare abzieht, den weißen Niederſchlag noch mit etwas
Waſſer nachwäſcht, wieder abſetzen läßt und das Klare dem erſten zugibt.
Die Löſung iſt keine reine ſalpeterſaure Thonerde, ſondern ſalpeterſaure
Kali-Thonerde, aber für unſere Zwecke vollkommen genügend. Der ſchwere,
ſchlammige, weiße Niederſchlag kann aufbewahrt werden; er bildet das für
mehrere Schutzpappen in der Blaudruckerei wertvolle ſchwefelſaure Blei
en pâte. Ein reines Fabrikat erhält man durch Auflöſen von Thonerde-
hydrat in Salpeterſäure. Dieſe gibt das normale Salz mit ſaurer Reak-
tion; es gibt aber auch neutrale und baſiſche Nitrate, welche indeſſen, ent-
ſprechend den neutralen und baſiſchen Chloriden, weder beim Erwärmen,
noch beim Verdünnen der Löſungen ſich zerſetzen. — Anwendung: Als Mor-
dant auf Baumwolle, beſonders zum Hervorbringen gelber Nüancen bei
Alizarindampfrotfarben in der Kattundruckerei (Hummel).
14. Kieſelſaure Thonerde, Aluminiumſilikat, Al2 Si2 O7 +
2 H2 O. Die kieſelſaure Thonerde bildet, mit kieſelſaurem Kali zu einem
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/292>, abgerufen am 22.11.2024.
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