e)Orseillelack ist der aus einer wässerigen Orseillelösung mit Zinn- solution erhaltene Farblack.
6. Alkannarot, Alkannin; ein dunkelrotes weiches Extrakt, welches nach Hirzel aus der nicht gemahlenen Alkannawurzel durch kaltes Ex- trahieren mit reinem Petroleumäther und Abdampfen des letztern im Wasser- bade bereitet wird. -- Ein ähnliches Präparat ist das von Lepage darge- stellte Anchusin. Dieser stellt unter Verwendung von Schwefelkohlenstoff zuvörderst ein Extrakt dar, wie das Hirzelsche, und löst dasselbe dann in einer 2 proz. Natronlauge. Zu der filtrierten indigblauen Lösung setzt er nach und nach verdünnte Salzsäure bis zum Ueberschusse hinzu, wodurch sie sich trübt und nach 24 Stunden einen rotbraunen Niederschlag absetzt. Diesen wäscht er sorgfältig mit destilliertem Wasser aus, sammelt auf einem Seihetuch, preßt aus und trocknet. Die zerriebene Masse ist ein purpurrotes Pulver von großem Färbevermögen, löslich in Alkohol, in Essigsäure, in Alkalien, in Aether, Schwefelkohlenstoff, fetten und ätherischen Oelen.
§ 57. Blaue Farbstoffpräparate.
1. Indigopräparate. Da der Indigo den Farbstoff an sich bereits vorstellt, so können die Indigopräparate denselben nur in einer anderen und leichter anwendbaren Form darbieten wollen. Vorwiegend sind es Lösungen von Indigo in rauchender Schwefelsäure, also Indigosulfosäuren, welche als Indigopräparate in den Handel kommen, und zwar:
a)Indigokarmin, Indigoextrakt, indigosulfosaures Kali oder Natron, blauer Karmin, Coerulin, (C16 H8 N2 O2 [SO3 K]2). Der Indigo- karmin kommt entweder in Teigform oder als trockene tiefblaue kupferglän- zende Masse in den Handel; er wird gewonnen durch Lösen von 11/4 kg feinst gemahlenem Indigo in 61/2 kg rauchender Schwefelsäure, Verdünnen mit 18 Liter Wasser (wobei die Indigrotsulfosäure unlöslich ausfällt), Filtrie- ren, Sättigen mit 15° B. starker Pottasche- oder Sodalösung, Aussalzen mit 5 kg Kochsalz und Waschen mit wenig Wasser. Man gewinnt 171/2 kg Indigokarmin in Teigform. Es kommen drei Sorten im Handel vor als Karmin I, II, III. Im Durchschnitt enthält nach Mierzinsky:
[Tabelle]
Der Indigokarmin ist in 140 Teilen kaltem Wasser löslich, leicht in verdünnter Schwefelsäure. Er färbt animalische Fasern direkt, aber mit einem viel helleren Tone als Indigo, und bei weitem nicht so lichtecht; zur vegetabilischen Faser besitzt er keine Affinität.
Prüfung von Indigoextrakt. Um Indigoextrakt auf seine Reinheit zu prüfen, kocht man ein Stück Seidenband in einer Lösung des Extraktes, der man etwas Säure zugefügt hat. Dann wäscht man aus und kocht nochmals in reinem Wasser. Ist das Extrakt unverfälscht, so wird die Seide weiß. Erscheint dieselbe jedoch mehr oder weniger gefärbt, so ist das Extrakt mit Anilinfarben gefälscht. Nach Moyret ist auch Schießbaumwolle ein geeig-
e)Orſeillelack iſt der aus einer wäſſerigen Orſeillelöſung mit Zinn- ſolution erhaltene Farblack.
6. Alkannarot, Alkannin; ein dunkelrotes weiches Extrakt, welches nach Hirzel aus der nicht gemahlenen Alkannawurzel durch kaltes Ex- trahieren mit reinem Petroleumäther und Abdampfen des letztern im Waſſer- bade bereitet wird. — Ein ähnliches Präparat iſt das von Lepage darge- ſtellte Anchuſin. Dieſer ſtellt unter Verwendung von Schwefelkohlenſtoff zuvörderſt ein Extrakt dar, wie das Hirzelſche, und löſt dasſelbe dann in einer 2 proz. Natronlauge. Zu der filtrierten indigblauen Löſung ſetzt er nach und nach verdünnte Salzſäure bis zum Ueberſchuſſe hinzu, wodurch ſie ſich trübt und nach 24 Stunden einen rotbraunen Niederſchlag abſetzt. Dieſen wäſcht er ſorgfältig mit deſtilliertem Waſſer aus, ſammelt auf einem Seihetuch, preßt aus und trocknet. Die zerriebene Maſſe iſt ein purpurrotes Pulver von großem Färbevermögen, löslich in Alkohol, in Eſſigſäure, in Alkalien, in Aether, Schwefelkohlenſtoff, fetten und ätheriſchen Oelen.
§ 57. Blaue Farbſtoffpräparate.
1. Indigopräparate. Da der Indigo den Farbſtoff an ſich bereits vorſtellt, ſo können die Indigopräparate denſelben nur in einer anderen und leichter anwendbaren Form darbieten wollen. Vorwiegend ſind es Löſungen von Indigo in rauchender Schwefelſäure, alſo Indigoſulfoſäuren, welche als Indigopräparate in den Handel kommen, und zwar:
a)Indigokarmin, Indigoextrakt, indigoſulfoſaures Kali oder Natron, blauer Karmin, Coerulin, (C16 H8 N2 O2 [SO3 K]2). Der Indigo- karmin kommt entweder in Teigform oder als trockene tiefblaue kupferglän- zende Maſſe in den Handel; er wird gewonnen durch Löſen von 1¼ kg feinſt gemahlenem Indigo in 6½ kg rauchender Schwefelſäure, Verdünnen mit 18 Liter Waſſer (wobei die Indigrotſulfoſäure unlöslich ausfällt), Filtrie- ren, Sättigen mit 15° B. ſtarker Pottaſche- oder Sodalöſung, Ausſalzen mit 5 kg Kochſalz und Waſchen mit wenig Waſſer. Man gewinnt 17½ kg Indigokarmin in Teigform. Es kommen drei Sorten im Handel vor als Karmin I, II, III. Im Durchſchnitt enthält nach Mierzinsky:
[Tabelle]
Der Indigokarmin iſt in 140 Teilen kaltem Waſſer löslich, leicht in verdünnter Schwefelſäure. Er färbt animaliſche Faſern direkt, aber mit einem viel helleren Tone als Indigo, und bei weitem nicht ſo lichtecht; zur vegetabiliſchen Faſer beſitzt er keine Affinität.
Prüfung von Indigoextrakt. Um Indigoextrakt auf ſeine Reinheit zu prüfen, kocht man ein Stück Seidenband in einer Löſung des Extraktes, der man etwas Säure zugefügt hat. Dann wäſcht man aus und kocht nochmals in reinem Waſſer. Iſt das Extrakt unverfälſcht, ſo wird die Seide weiß. Erſcheint dieſelbe jedoch mehr oder weniger gefärbt, ſo iſt das Extrakt mit Anilinfarben gefälſcht. Nach Moyret iſt auch Schießbaumwolle ein geeig-
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e) Orſeillelack iſt der aus einer wäſſerigen Orſeillelöſung mit Zinn-
ſolution erhaltene Farblack.
6. Alkannarot, Alkannin; ein dunkelrotes weiches Extrakt, welches
nach Hirzel aus der nicht gemahlenen Alkannawurzel durch kaltes Ex-
trahieren mit reinem Petroleumäther und Abdampfen des letztern im Waſſer-
bade bereitet wird. — Ein ähnliches Präparat iſt das von Lepage darge-
ſtellte Anchuſin. Dieſer ſtellt unter Verwendung von Schwefelkohlenſtoff
zuvörderſt ein Extrakt dar, wie das Hirzelſche, und löſt dasſelbe dann in
einer 2 proz. Natronlauge. Zu der filtrierten indigblauen Löſung ſetzt er
nach und nach verdünnte Salzſäure bis zum Ueberſchuſſe hinzu, wodurch ſie
ſich trübt und nach 24 Stunden einen rotbraunen Niederſchlag abſetzt.
Dieſen wäſcht er ſorgfältig mit deſtilliertem Waſſer aus, ſammelt auf
einem Seihetuch, preßt aus und trocknet. Die zerriebene Maſſe iſt ein
purpurrotes Pulver von großem Färbevermögen, löslich in Alkohol, in
Eſſigſäure, in Alkalien, in Aether, Schwefelkohlenſtoff, fetten und ätheriſchen
Oelen.
§ 57. Blaue Farbſtoffpräparate.
1. Indigopräparate. Da der Indigo den Farbſtoff an ſich bereits
vorſtellt, ſo können die Indigopräparate denſelben nur in einer anderen und
leichter anwendbaren Form darbieten wollen. Vorwiegend ſind es Löſungen
von Indigo in rauchender Schwefelſäure, alſo Indigoſulfoſäuren, welche
als Indigopräparate in den Handel kommen, und zwar:
a) Indigokarmin, Indigoextrakt, indigoſulfoſaures Kali oder
Natron, blauer Karmin, Coerulin, (C16 H8 N2 O2 [SO3 K]2). Der Indigo-
karmin kommt entweder in Teigform oder als trockene tiefblaue kupferglän-
zende Maſſe in den Handel; er wird gewonnen durch Löſen von 1¼ kg
feinſt gemahlenem Indigo in 6½ kg rauchender Schwefelſäure, Verdünnen
mit 18 Liter Waſſer (wobei die Indigrotſulfoſäure unlöslich ausfällt), Filtrie-
ren, Sättigen mit 15° B. ſtarker Pottaſche- oder Sodalöſung, Ausſalzen mit
5 kg Kochſalz und Waſchen mit wenig Waſſer. Man gewinnt 17½ kg
Indigokarmin in Teigform. Es kommen drei Sorten im Handel vor als
Karmin I, II, III. Im Durchſchnitt enthält nach Mierzinsky:
Der Indigokarmin iſt in 140 Teilen kaltem Waſſer löslich, leicht in
verdünnter Schwefelſäure. Er färbt animaliſche Faſern direkt, aber mit
einem viel helleren Tone als Indigo, und bei weitem nicht ſo lichtecht; zur
vegetabiliſchen Faſer beſitzt er keine Affinität.
Prüfung von Indigoextrakt. Um Indigoextrakt auf ſeine Reinheit zu
prüfen, kocht man ein Stück Seidenband in einer Löſung des Extraktes, der
man etwas Säure zugefügt hat. Dann wäſcht man aus und kocht nochmals
in reinem Waſſer. Iſt das Extrakt unverfälſcht, ſo wird die Seide weiß.
Erſcheint dieſelbe jedoch mehr oder weniger gefärbt, ſo iſt das Extrakt mit
Anilinfarben gefälſcht. Nach Moyret iſt auch Schießbaumwolle ein geeig-
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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/176>, abgerufen am 21.11.2024.
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