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Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889.

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Lösung von Zucker und Chlornatrium (Kochsalz) getaucht, getrocknet und in
der Flamme verkohlt; die Flachsfasern erscheinen dann grau, die Baumwoll-
fasern schwarz gefärbt (Methode von Chevalier). 6. Proben des Gewebes
werden in alkoholischen Extrakten von Cochenille oder von Krappwurzel ge-
färbt; hierdurch wird Baumwolle hellrot, resp. hellgelb, Leinenfasern jedoch
violett, resp. orange oder rot gefärbt (Methode von Bolley). 7. Die ge-
reinigte Probe wird in eine einprozentige Fuchsinlösung und hierauf durch
2 bis 3 Minuten in Ammoniakflüssigkeit getaucht; während hierbei Baum-
wolle farblos bleibt, wird Leinenfaser rosarot angefärbt (Methode von Bött-
ger
). 8. Endlich ist auch die mikroskopische Untersuchung das sicherste Mittel
zur Erkennung der Baumwolle neben der Leinenfaser. Zwei praktisch brauch-
bare Mittel zum gleichen Zwecke sind auch die nachfolgenden: 1. Baum-
wollenfäden sind stets durchaus gleichmäßig in der Dicke, Leinenfäden be-
sitzen jedoch immer Unregelmäßigkeiten in der Stärke; hält man den Stoff
somit vor eine Kerzenflamme, so wird man an der Gleichmäßigkeit oder Un-
gleichmäßigkeit der Fäden die Natur des Gewebes erkennen können. 2. Wer-
den einige Fäden dem Gewebe entnommen und dieselben rasch zerrissen, so kann
man an der Beschaffenheit der Rißstellen die Natur der Faser ebenfalls erkennen;
Leinenfäden bleiben hierbei steif und glatt, während Baumwollfäden sich kräuseln
und zersplittern. Selbstverständlich können die zwei letzterwähnten Erkennungs-
mittel erst nach einiger Uebung ein einigermaßen sicheres Urteil zulassen.

Die mikroskopische Untersuchung ist für Gespinnstfasern die ein-
fachste und beste Prüfungsmethode; dieselbe gestattet die Erkennung und Fest-
stellung der einzelnen Gewebefaser, sowie mehrerer nebeneinander auf einen
einzigen Blick. Dabei braucht die Vergrößerung gar nicht einmal eine be-
sonders große zu sein; im Mittel genügt eine 60 bis 80malige, für ein-
zelne Fälle eine solche bis zu 200. Die mikroskopische Prüfung gewährt
verhältnismäßig größere Sicherheit als die chemische, nur muß der Unter-
suchende die mikroskopischen Bilder der einzelnen Fasern durch Uebung zuvor
kennen lernen. In den vorhergegangenen Paragraphen habe ich die mikroskopi-
schen Bilder bei den auch nur einigermaßen wichtigen Fasern dem Text beigefügt.

Zur leichteren mikroskopischen Prüfung der Hauptfasern im Gewebe hat
Schlesinger (Mikroskopische Untersuchungen der Gespinnstfasern, Zürich
1873) folgende Tabelle veröffentlicht:

A. Die Faser zeigt ein deutliches Lumen:

[Tabelle]

Löſung von Zucker und Chlornatrium (Kochſalz) getaucht, getrocknet und in
der Flamme verkohlt; die Flachsfaſern erſcheinen dann grau, die Baumwoll-
faſern ſchwarz gefärbt (Methode von Chevalier). 6. Proben des Gewebes
werden in alkoholiſchen Extrakten von Cochenille oder von Krappwurzel ge-
färbt; hierdurch wird Baumwolle hellrot, reſp. hellgelb, Leinenfaſern jedoch
violett, reſp. orange oder rot gefärbt (Methode von Bolley). 7. Die ge-
reinigte Probe wird in eine einprozentige Fuchſinlöſung und hierauf durch
2 bis 3 Minuten in Ammoniakflüſſigkeit getaucht; während hierbei Baum-
wolle farblos bleibt, wird Leinenfaſer roſarot angefärbt (Methode von Bött-
ger
). 8. Endlich iſt auch die mikroſkopiſche Unterſuchung das ſicherſte Mittel
zur Erkennung der Baumwolle neben der Leinenfaſer. Zwei praktiſch brauch-
bare Mittel zum gleichen Zwecke ſind auch die nachfolgenden: 1. Baum-
wollenfäden ſind ſtets durchaus gleichmäßig in der Dicke, Leinenfäden be-
ſitzen jedoch immer Unregelmäßigkeiten in der Stärke; hält man den Stoff
ſomit vor eine Kerzenflamme, ſo wird man an der Gleichmäßigkeit oder Un-
gleichmäßigkeit der Fäden die Natur des Gewebes erkennen können. 2. Wer-
den einige Fäden dem Gewebe entnommen und dieſelben raſch zerriſſen, ſo kann
man an der Beſchaffenheit der Rißſtellen die Natur der Faſer ebenfalls erkennen;
Leinenfäden bleiben hierbei ſteif und glatt, während Baumwollfäden ſich kräuſeln
und zerſplittern. Selbſtverſtändlich können die zwei letzterwähnten Erkennungs-
mittel erſt nach einiger Uebung ein einigermaßen ſicheres Urteil zulaſſen.

Die mikroſkopiſche Unterſuchung iſt für Geſpinnſtfaſern die ein-
fachſte und beſte Prüfungsmethode; dieſelbe geſtattet die Erkennung und Feſt-
ſtellung der einzelnen Gewebefaſer, ſowie mehrerer nebeneinander auf einen
einzigen Blick. Dabei braucht die Vergrößerung gar nicht einmal eine be-
ſonders große zu ſein; im Mittel genügt eine 60 bis 80malige, für ein-
zelne Fälle eine ſolche bis zu 200. Die mikroſkopiſche Prüfung gewährt
verhältnismäßig größere Sicherheit als die chemiſche, nur muß der Unter-
ſuchende die mikroſkopiſchen Bilder der einzelnen Faſern durch Uebung zuvor
kennen lernen. In den vorhergegangenen Paragraphen habe ich die mikroſkopi-
ſchen Bilder bei den auch nur einigermaßen wichtigen Faſern dem Text beigefügt.

Zur leichteren mikroſkopiſchen Prüfung der Hauptfaſern im Gewebe hat
Schleſinger (Mikroſkopiſche Unterſuchungen der Geſpinnſtfaſern, Zürich
1873) folgende Tabelle veröffentlicht:

A. Die Faſer zeigt ein deutliches Lumen:

[Tabelle]
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[89/0115] Löſung von Zucker und Chlornatrium (Kochſalz) getaucht, getrocknet und in der Flamme verkohlt; die Flachsfaſern erſcheinen dann grau, die Baumwoll- faſern ſchwarz gefärbt (Methode von Chevalier). 6. Proben des Gewebes werden in alkoholiſchen Extrakten von Cochenille oder von Krappwurzel ge- färbt; hierdurch wird Baumwolle hellrot, reſp. hellgelb, Leinenfaſern jedoch violett, reſp. orange oder rot gefärbt (Methode von Bolley). 7. Die ge- reinigte Probe wird in eine einprozentige Fuchſinlöſung und hierauf durch 2 bis 3 Minuten in Ammoniakflüſſigkeit getaucht; während hierbei Baum- wolle farblos bleibt, wird Leinenfaſer roſarot angefärbt (Methode von Bött- ger). 8. Endlich iſt auch die mikroſkopiſche Unterſuchung das ſicherſte Mittel zur Erkennung der Baumwolle neben der Leinenfaſer. Zwei praktiſch brauch- bare Mittel zum gleichen Zwecke ſind auch die nachfolgenden: 1. Baum- wollenfäden ſind ſtets durchaus gleichmäßig in der Dicke, Leinenfäden be- ſitzen jedoch immer Unregelmäßigkeiten in der Stärke; hält man den Stoff ſomit vor eine Kerzenflamme, ſo wird man an der Gleichmäßigkeit oder Un- gleichmäßigkeit der Fäden die Natur des Gewebes erkennen können. 2. Wer- den einige Fäden dem Gewebe entnommen und dieſelben raſch zerriſſen, ſo kann man an der Beſchaffenheit der Rißſtellen die Natur der Faſer ebenfalls erkennen; Leinenfäden bleiben hierbei ſteif und glatt, während Baumwollfäden ſich kräuſeln und zerſplittern. Selbſtverſtändlich können die zwei letzterwähnten Erkennungs- mittel erſt nach einiger Uebung ein einigermaßen ſicheres Urteil zulaſſen. Die mikroſkopiſche Unterſuchung iſt für Geſpinnſtfaſern die ein- fachſte und beſte Prüfungsmethode; dieſelbe geſtattet die Erkennung und Feſt- ſtellung der einzelnen Gewebefaſer, ſowie mehrerer nebeneinander auf einen einzigen Blick. Dabei braucht die Vergrößerung gar nicht einmal eine be- ſonders große zu ſein; im Mittel genügt eine 60 bis 80malige, für ein- zelne Fälle eine ſolche bis zu 200. Die mikroſkopiſche Prüfung gewährt verhältnismäßig größere Sicherheit als die chemiſche, nur muß der Unter- ſuchende die mikroſkopiſchen Bilder der einzelnen Faſern durch Uebung zuvor kennen lernen. In den vorhergegangenen Paragraphen habe ich die mikroſkopi- ſchen Bilder bei den auch nur einigermaßen wichtigen Faſern dem Text beigefügt. Zur leichteren mikroſkopiſchen Prüfung der Hauptfaſern im Gewebe hat Schleſinger (Mikroſkopiſche Unterſuchungen der Geſpinnſtfaſern, Zürich 1873) folgende Tabelle veröffentlicht: A. Die Faſer zeigt ein deutliches Lumen:

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Zitationshilfe: Ganswindt, Albert: Handbuch der Färberei und der damit verwandten vorbereitenden und vollendenden Gewerbe. Weimar, 1889, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ganswindt_faerberei_1889/115>, abgerufen am 23.11.2024.