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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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chem Hunger, und brünstiger Liebe träumen, des Trun-
kes, der Nahrung und des Liebesgenusses bedürftig.
Die kein Uibermaß von Säften, oder einen sehr un-
gehinderten Umlauf derselben haben, träumen von
Springen und Fliegen; denen es dünkt, als giengen
sie im Koth herum, die haben stinkenden faulen Un-
rath im Leibe." Uiberhaupt halten Hyppokrates und
Galen jene Träume in Krankheiten für gute Anzeigen,
welche die gewohnten Verrichtungen, die sonst ange-
nehmsten Dinge, betreffen, z. B. wenn der Kranke
auf grünen Fluren wandelt; weiß gekleidete Leute,
glänzende Gegenstände, Sonne, Mond u. d. gl. sieht.
*) In dieser Rücksicht sind allerdings Träume nicht
außeracht zu lassen. Je mehr die innern Verrichtun-
gen in Feseln liegen, desto schwerere, mühsamere
Träume werden dadurch erregt; wir liegen in Un-
tiefen, unter Schutt begraben; werden über Felsen
und Thäler hingeschleudert; waden in tiefem Sande --
Und so, wie sich die Bande lösen, so entfernen sich
auch die Hindernissen im Traume. Wer darauf auf-
merksam seyn will, kann sich davon bey jedem schwer
Darniederliegenden, besonders um die entscheidenden
Zeiten überzeugen. Daß Hipp. und Galenus in
Rücksicht des Antheils der Seele alles von Wort zu
Wort gesagt haben, was unsere Psychologen sagen,
beweisen die unten angeführten zwey Stellen. **) Ich

wer-
*) Hipp. de Insomnis und Galenns de Dignotione ex Insom-
niis.
**) Cum Corpus quioscit, sagt Hipp. cap. I. anima m[ - 1 Zeichen fehlt]-
vetur, & in corporis partes subrepens, domum suam gu-

chem Hunger, und bruͤnſtiger Liebe traͤumen, des Trun-
kes, der Nahrung und des Liebesgenuſſes beduͤrftig.
Die kein Uibermaß von Saͤften, oder einen ſehr un-
gehinderten Umlauf derſelben haben, traͤumen von
Springen und Fliegen; denen es duͤnkt, als giengen
ſie im Koth herum, die haben ſtinkenden faulen Un-
rath im Leibe.„ Uiberhaupt halten Hyppokrates und
Galen jene Traͤume in Krankheiten fuͤr gute Anzeigen,
welche die gewohnten Verrichtungen, die ſonſt ange-
nehmſten Dinge, betreffen, z. B. wenn der Kranke
auf gruͤnen Fluren wandelt; weiß gekleidete Leute,
glaͤnzende Gegenſtaͤnde, Sonne, Mond u. d. gl. ſieht.
*) In dieſer Ruͤckſicht ſind allerdings Traͤume nicht
außeracht zu laſſen. Je mehr die innern Verrichtun-
gen in Feſeln liegen, deſto ſchwerere, muͤhſamere
Traͤume werden dadurch erregt; wir liegen in Un-
tiefen, unter Schutt begraben; werden uͤber Felſen
und Thaͤler hingeſchleudert; waden in tiefem Sande —
Und ſo, wie ſich die Bande loͤſen, ſo entfernen ſich
auch die Hinderniſſen im Traume. Wer darauf auf-
merkſam ſeyn will, kann ſich davon bey jedem ſchwer
Darniederliegenden, beſonders um die entſcheidenden
Zeiten uͤberzeugen. Daß Hipp. und Galenus in
Ruͤckſicht des Antheils der Seele alles von Wort zu
Wort geſagt haben, was unſere Pſychologen ſagen,
beweiſen die unten angefuͤhrten zwey Stellen. **) Ich

wer-
*) Hipp. de Inſomnis und Galenns de Dignotione ex Inſom-
niis.
**) Cum Corpus quioſcit, ſagt Hipp. cap. I. anima m[ – 1 Zeichen fehlt]-
vetur, & in corporis partes ſubrepens, domum ſuam gu-
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[71/0090] chem Hunger, und bruͤnſtiger Liebe traͤumen, des Trun- kes, der Nahrung und des Liebesgenuſſes beduͤrftig. Die kein Uibermaß von Saͤften, oder einen ſehr un- gehinderten Umlauf derſelben haben, traͤumen von Springen und Fliegen; denen es duͤnkt, als giengen ſie im Koth herum, die haben ſtinkenden faulen Un- rath im Leibe.„ Uiberhaupt halten Hyppokrates und Galen jene Traͤume in Krankheiten fuͤr gute Anzeigen, welche die gewohnten Verrichtungen, die ſonſt ange- nehmſten Dinge, betreffen, z. B. wenn der Kranke auf gruͤnen Fluren wandelt; weiß gekleidete Leute, glaͤnzende Gegenſtaͤnde, Sonne, Mond u. d. gl. ſieht. *) In dieſer Ruͤckſicht ſind allerdings Traͤume nicht außeracht zu laſſen. Je mehr die innern Verrichtun- gen in Feſeln liegen, deſto ſchwerere, muͤhſamere Traͤume werden dadurch erregt; wir liegen in Un- tiefen, unter Schutt begraben; werden uͤber Felſen und Thaͤler hingeſchleudert; waden in tiefem Sande — Und ſo, wie ſich die Bande loͤſen, ſo entfernen ſich auch die Hinderniſſen im Traume. Wer darauf auf- merkſam ſeyn will, kann ſich davon bey jedem ſchwer Darniederliegenden, beſonders um die entſcheidenden Zeiten uͤberzeugen. Daß Hipp. und Galenus in Ruͤckſicht des Antheils der Seele alles von Wort zu Wort geſagt haben, was unſere Pſychologen ſagen, beweiſen die unten angefuͤhrten zwey Stellen. **) Ich wer- *) Hipp. de Inſomnis und Galenns de Dignotione ex Inſom- niis. **) Cum Corpus quioſcit, ſagt Hipp. cap. I. anima m_- vetur, & in corporis partes ſubrepens, domum ſuam gu-

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/90>, abgerufen am 21.11.2024.