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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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dem und dem Tage sterben, und siehe, er stirbt,
weil er sich einbildet, sterben zu müssen. Ein Kranker
träumt: Du sollst gesund werden, und er wird es,
weil er glaubte, es werden zu müssen.". In den Eph.
N. C.
wird von einem Schusterbuben erzählt, der
nach einem schlimmen Faulfieber taub nnd stumm
blieb. Nach zwey Jahren schlugen ihm seine Kame-
raden mehrere Löcher in den Kopf. Während daß
die Wunden heilten, bekam er ein gewaltiges Sausen
in den Ohren; nun träumte er, er habe das Gehör
und die Sprache wieder bekommen -- und dieses ge-
schahe auch. -- Das Ohrensausen hatte die Vorstel-
lung vom Gehör lebhaft rege gemacht; mit dieser
hiengen die Vorstellungen von der Sprache unmittel-
bar zusammen; übrigens ist es in diesem Falle offen-
bar, daß der Kranke im Kopfe und in den Sprach-
werkzeugen nach und nach eine gewisse Leichtigkeit müs-
se empfunden haben, wodurch der Traum eben so
natürlich veranlaßt worden ist, als ein Kranker von
rothen Schlangen träumt, wenn ein Nasenbluten,
oder vom Baade, wenn ein starker Schweiß im An-
zuge ist. Galen erzählt von einem, der träumte, es
wäre ihm sein Fuß zu Stein geworden; und bald her-
nach wurde er am nämlichen Fusse gelähmt. Ein an-
derer träumte, er stünde in einer Zisterne bis über
den Hals im Blute; daraus urtheilte Galen, daß
dieser Mensch einen Uiberfluß an Blut habe. "Einige,
sagt er, glaubten kurz vor entscheidenden Schweisen,
daß sie in warmem Wasser schwämmen. Eben so
sind diejenigen, die von hestigem Durst, unersättli-

chen

dem und dem Tage ſterben, und ſiehe, er ſtirbt,
weil er ſich einbildet, ſterben zu muͤſſen. Ein Kranker
traͤumt: Du ſollſt geſund werden, und er wird es,
weil er glaubte, es werden zu muͤſſen.„. In den Eph.
N. C.
wird von einem Schuſterbuben erzaͤhlt, der
nach einem ſchlimmen Faulfieber taub nnd ſtumm
blieb. Nach zwey Jahren ſchlugen ihm ſeine Kame-
raden mehrere Loͤcher in den Kopf. Waͤhrend daß
die Wunden heilten, bekam er ein gewaltiges Sauſen
in den Ohren; nun traͤumte er, er habe das Gehoͤr
und die Sprache wieder bekommen — und dieſes ge-
ſchahe auch. — Das Ohrenſauſen hatte die Vorſtel-
lung vom Gehoͤr lebhaft rege gemacht; mit dieſer
hiengen die Vorſtellungen von der Sprache unmittel-
bar zuſammen; uͤbrigens iſt es in dieſem Falle offen-
bar, daß der Kranke im Kopfe und in den Sprach-
werkzeugen nach und nach eine gewiſſe Leichtigkeit muͤſ-
ſe empfunden haben, wodurch der Traum eben ſo
natuͤrlich veranlaßt worden iſt, als ein Kranker von
rothen Schlangen traͤumt, wenn ein Naſenbluten,
oder vom Baade, wenn ein ſtarker Schweiß im An-
zuge iſt. Galen erzaͤhlt von einem, der traͤumte, es
waͤre ihm ſein Fuß zu Stein geworden; und bald her-
nach wurde er am naͤmlichen Fuſſe gelaͤhmt. Ein an-
derer traͤumte, er ſtuͤnde in einer Ziſterne bis uͤber
den Hals im Blute; daraus urtheilte Galen, daß
dieſer Menſch einen Uiberfluß an Blut habe. “Einige,
ſagt er, glaubten kurz vor entſcheidenden Schweiſen,
daß ſie in warmem Waſſer ſchwaͤmmen. Eben ſo
ſind diejenigen, die von heſtigem Durſt, unerſaͤttli-

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[70/0089] dem und dem Tage ſterben, und ſiehe, er ſtirbt, weil er ſich einbildet, ſterben zu muͤſſen. Ein Kranker traͤumt: Du ſollſt geſund werden, und er wird es, weil er glaubte, es werden zu muͤſſen.„. In den Eph. N. C. wird von einem Schuſterbuben erzaͤhlt, der nach einem ſchlimmen Faulfieber taub nnd ſtumm blieb. Nach zwey Jahren ſchlugen ihm ſeine Kame- raden mehrere Loͤcher in den Kopf. Waͤhrend daß die Wunden heilten, bekam er ein gewaltiges Sauſen in den Ohren; nun traͤumte er, er habe das Gehoͤr und die Sprache wieder bekommen — und dieſes ge- ſchahe auch. — Das Ohrenſauſen hatte die Vorſtel- lung vom Gehoͤr lebhaft rege gemacht; mit dieſer hiengen die Vorſtellungen von der Sprache unmittel- bar zuſammen; uͤbrigens iſt es in dieſem Falle offen- bar, daß der Kranke im Kopfe und in den Sprach- werkzeugen nach und nach eine gewiſſe Leichtigkeit muͤſ- ſe empfunden haben, wodurch der Traum eben ſo natuͤrlich veranlaßt worden iſt, als ein Kranker von rothen Schlangen traͤumt, wenn ein Naſenbluten, oder vom Baade, wenn ein ſtarker Schweiß im An- zuge iſt. Galen erzaͤhlt von einem, der traͤumte, es waͤre ihm ſein Fuß zu Stein geworden; und bald her- nach wurde er am naͤmlichen Fuſſe gelaͤhmt. Ein an- derer traͤumte, er ſtuͤnde in einer Ziſterne bis uͤber den Hals im Blute; daraus urtheilte Galen, daß dieſer Menſch einen Uiberfluß an Blut habe. “Einige, ſagt er, glaubten kurz vor entſcheidenden Schweiſen, daß ſie in warmem Waſſer ſchwaͤmmen. Eben ſo ſind diejenigen, die von heſtigem Durſt, unerſaͤttli- chen

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/89>, abgerufen am 24.11.2024.