botanischen Gärtners und der ältere H. Sohn unsers be- rühmten H. v. Jacquin bestrichen sich den Handrücken mit dem Safte des Giftsumachs (Rhus toxicodendron.) Sie bekamen beyde einen garstigen Ausschlag über dem ganzen Körper, welcher seitdem schon ins vierte Jahr, alle Jahre um die nämliche Zeit, aber jedesmal mit gelin- dern Zufällen wieder kömmt. Kath. Koller eine starke Dienstmagd aus Mähren wurde 1787. auf Egidi Tag von einem Kutscher aus Eifersucht mit Arsenik verge- ben. Nach entsetzlichem Erbrechen bekam sie grausa- me Schmerzen in den Fußzehen. Seitdem fangen ihr alle Jahre einige Tage vor Egydy die Füße zu schmerzen, und die Nägel der Zehen schwarz zu wer- den an. Auf Egydy aber hat sie jedesmal die heftig- sten Schmerzen, welche sich hernach mit samt der schwarz violetten Farbe wieder nach und nach verlie- ren. Joseph Gromann bekam nach einem starken Falle auf das Hinterhaupt und heftiger in grosser Hi- tze gemachten Bewegung ein ausserordentliches Kopf- weh. Man hatte das Uebel verkennt, und durch sechs Wochen eine unordentliche, verwirrte und zweck- widrige Heilart angewandt. Den 27ten August 1789 war der Schmerz auf einen so hohen Grad gestiegen, daß die Aerzte und der Kranke am Aufkommen ver- zweifelten. Ich ließ ihm Igel setzen; nachher zwey mäßige Aderläßen machen, und verordnete eine ma- gere, kühle Lebensordnung, wodurch er in 14 Tagen vollkommen hergestellt wurde, und am ganzen behaar- ten Kopfe einen hökerichten Ausschlag bekam. Das Jahr darauf 1790 gerade den 27ten August überfiel
ihn
botaniſchen Gaͤrtners und der aͤltere H. Sohn unſers be- ruͤhmten H. v. Jacquin beſtrichen ſich den Handruͤcken mit dem Safte des Giftſumachs (Rhus toxicodendron.) Sie bekamen beyde einen garſtigen Ausſchlag uͤber dem ganzen Koͤrper, welcher ſeitdem ſchon ins vierte Jahr, alle Jahre um die naͤmliche Zeit, aber jedesmal mit gelin- dern Zufaͤllen wieder koͤmmt. Kath. Koller eine ſtarke Dienſtmagd aus Maͤhren wurde 1787. auf Egidi Tag von einem Kutſcher aus Eiferſucht mit Arſenik verge- ben. Nach entſetzlichem Erbrechen bekam ſie grauſa- me Schmerzen in den Fußzehen. Seitdem fangen ihr alle Jahre einige Tage vor Egydy die Fuͤße zu ſchmerzen, und die Naͤgel der Zehen ſchwarz zu wer- den an. Auf Egydy aber hat ſie jedesmal die heftig- ſten Schmerzen, welche ſich hernach mit ſamt der ſchwarz violetten Farbe wieder nach und nach verlie- ren. Joſeph Gromann bekam nach einem ſtarken Falle auf das Hinterhaupt und heftiger in groſſer Hi- tze gemachten Bewegung ein auſſerordentliches Kopf- weh. Man hatte das Uebel verkennt, und durch ſechs Wochen eine unordentliche, verwirrte und zweck- widrige Heilart angewandt. Den 27ten Auguſt 1789 war der Schmerz auf einen ſo hohen Grad geſtiegen, daß die Aerzte und der Kranke am Aufkommen ver- zweifelten. Ich ließ ihm Igel ſetzen; nachher zwey maͤßige Aderlaͤßen machen, und verordnete eine ma- gere, kuͤhle Lebensordnung, wodurch er in 14 Tagen vollkommen hergeſtellt wurde, und am ganzen behaar- ten Kopfe einen hoͤkerichten Ausſchlag bekam. Das Jahr darauf 1790 gerade den 27ten Auguſt uͤberfiel
ihn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0672"n="653"/>
botaniſchen Gaͤrtners und der aͤltere H. Sohn unſers be-<lb/>
ruͤhmten H. v. <hirendition="#fr">Jacquin</hi> beſtrichen ſich den Handruͤcken<lb/>
mit dem Safte des Giftſumachs (<hirendition="#aq">Rhus toxicodendron.</hi>)<lb/>
Sie bekamen beyde einen garſtigen Ausſchlag uͤber dem<lb/>
ganzen Koͤrper, welcher ſeitdem ſchon ins vierte Jahr,<lb/>
alle Jahre um die naͤmliche Zeit, aber jedesmal mit gelin-<lb/>
dern Zufaͤllen wieder koͤmmt. <hirendition="#fr">Kath. Koller</hi> eine ſtarke<lb/>
Dienſtmagd aus Maͤhren wurde 1787. auf Egidi Tag<lb/>
von einem Kutſcher aus Eiferſucht mit Arſenik verge-<lb/>
ben. Nach entſetzlichem Erbrechen bekam ſie grauſa-<lb/>
me Schmerzen in den Fußzehen. Seitdem fangen<lb/>
ihr alle Jahre einige Tage vor Egydy die Fuͤße zu<lb/>ſchmerzen, und die Naͤgel der Zehen ſchwarz zu wer-<lb/>
den an. Auf Egydy aber hat ſie jedesmal die heftig-<lb/>ſten Schmerzen, welche ſich hernach mit ſamt der<lb/>ſchwarz violetten Farbe wieder nach und nach verlie-<lb/>
ren. <hirendition="#fr">Joſeph Gromann</hi> bekam nach einem ſtarken<lb/>
Falle auf das Hinterhaupt und heftiger in groſſer Hi-<lb/>
tze gemachten Bewegung ein auſſerordentliches Kopf-<lb/>
weh. Man hatte das Uebel verkennt, und durch<lb/>ſechs Wochen eine unordentliche, verwirrte und zweck-<lb/>
widrige Heilart angewandt. Den 27ten Auguſt 1789<lb/>
war der Schmerz auf einen ſo hohen Grad geſtiegen,<lb/>
daß die Aerzte und der Kranke am Aufkommen ver-<lb/>
zweifelten. Ich ließ ihm Igel ſetzen; nachher zwey<lb/>
maͤßige Aderlaͤßen machen, und verordnete eine ma-<lb/>
gere, kuͤhle Lebensordnung, wodurch er in 14 Tagen<lb/>
vollkommen hergeſtellt wurde, und am ganzen behaar-<lb/>
ten Kopfe einen hoͤkerichten Ausſchlag bekam. Das<lb/>
Jahr darauf 1790 gerade den 27ten Auguſt uͤberfiel<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihn</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[653/0672]
botaniſchen Gaͤrtners und der aͤltere H. Sohn unſers be-
ruͤhmten H. v. Jacquin beſtrichen ſich den Handruͤcken
mit dem Safte des Giftſumachs (Rhus toxicodendron.)
Sie bekamen beyde einen garſtigen Ausſchlag uͤber dem
ganzen Koͤrper, welcher ſeitdem ſchon ins vierte Jahr,
alle Jahre um die naͤmliche Zeit, aber jedesmal mit gelin-
dern Zufaͤllen wieder koͤmmt. Kath. Koller eine ſtarke
Dienſtmagd aus Maͤhren wurde 1787. auf Egidi Tag
von einem Kutſcher aus Eiferſucht mit Arſenik verge-
ben. Nach entſetzlichem Erbrechen bekam ſie grauſa-
me Schmerzen in den Fußzehen. Seitdem fangen
ihr alle Jahre einige Tage vor Egydy die Fuͤße zu
ſchmerzen, und die Naͤgel der Zehen ſchwarz zu wer-
den an. Auf Egydy aber hat ſie jedesmal die heftig-
ſten Schmerzen, welche ſich hernach mit ſamt der
ſchwarz violetten Farbe wieder nach und nach verlie-
ren. Joſeph Gromann bekam nach einem ſtarken
Falle auf das Hinterhaupt und heftiger in groſſer Hi-
tze gemachten Bewegung ein auſſerordentliches Kopf-
weh. Man hatte das Uebel verkennt, und durch
ſechs Wochen eine unordentliche, verwirrte und zweck-
widrige Heilart angewandt. Den 27ten Auguſt 1789
war der Schmerz auf einen ſo hohen Grad geſtiegen,
daß die Aerzte und der Kranke am Aufkommen ver-
zweifelten. Ich ließ ihm Igel ſetzen; nachher zwey
maͤßige Aderlaͤßen machen, und verordnete eine ma-
gere, kuͤhle Lebensordnung, wodurch er in 14 Tagen
vollkommen hergeſtellt wurde, und am ganzen behaar-
ten Kopfe einen hoͤkerichten Ausſchlag bekam. Das
Jahr darauf 1790 gerade den 27ten Auguſt uͤberfiel
ihn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 653. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/672>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.