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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791.

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tem örtlichen Umlaufe einen heftigen Gestank von sich,
worauf der Kranke in den bey Entscheidungen so wich-
tigen Schlaf verfiel, und schmerzenlos wieder erwach-
te.*) Das Beyspiel jenes Jünglings beym Tulpius
ist bekannt, der sich mit bewunderungswürdiger Stand-
haftigkeit die Hüfte bis auf's Bein hinein brennen
ließ, die Wunde lange fließend erhielt, und so von
dem grausamsten Hüftweh befreyet wurde. Der star-
gegohrne Reißtrank verursacht den Japonesern Zuckun-
gen und unerträgliche Schmerzen in den Eingeweiden,
den Muskeln des Unterleibs und besonders in dem Lei-
sten und den benachbarten Theilen. Die japonischen
Aerzte machen drey Reihen Nadelstiche, jede zu drey
Löchern, und vertilgen den Schmerz ohne Mohnsaft,
ohne Ausleerung und ohne Zerstöhrung der Nerven,
bloß durch Ableitung des Reizes von den innern Thei-
len nach den äußern. Duobus doloribus simul obor-
tis non in eodem loco, vehementior alterum ob-
scuret.

Strack macht bey Gelegenheit der Blasen-
pflaster im Seitenstich folgende Bemerkung: "Wenn
kurz nach dem Auflegen eines Blasenpflasters ein kri-
tischer Auswurf erfolgte, so geschah dieses nicht,
weil das Salz der Kanthariden die Speckhaut auflö-
sete, oder die Lungengefässe und Lungen selbst zu mehr
Thätigkeit in der Absönderung und Ausleerung an-
spornte; sondern vorzüglich, weil der von außen er-
weckte Schmerz den Mittelpunkt der Entzündung von ei-
nem empfindlicheren Theile wegrückte, daher denn auch

Schmerz
*) T. IV. p. 284.

tem oͤrtlichen Umlaufe einen heftigen Geſtank von ſich,
worauf der Kranke in den bey Entſcheidungen ſo wich-
tigen Schlaf verfiel, und ſchmerzenlos wieder erwach-
te.*) Das Beyſpiel jenes Juͤnglings beym Tulpius
iſt bekannt, der ſich mit bewunderungswuͤrdiger Stand-
haftigkeit die Huͤfte bis auf’s Bein hinein brennen
ließ, die Wunde lange fließend erhielt, und ſo von
dem grauſamſten Huͤftweh befreyet wurde. Der ſtar-
gegohrne Reißtrank verurſacht den Japoneſern Zuckun-
gen und unertraͤgliche Schmerzen in den Eingeweiden,
den Muskeln des Unterleibs und beſonders in dem Lei-
ſten und den benachbarten Theilen. Die japoniſchen
Aerzte machen drey Reihen Nadelſtiche, jede zu drey
Loͤchern, und vertilgen den Schmerz ohne Mohnſaft,
ohne Ausleerung und ohne Zerſtoͤhrung der Nerven,
bloß durch Ableitung des Reizes von den innern Thei-
len nach den aͤußern. Duobus doloribus ſimul obor-
tis non in eodem loco, vehementior alterum ob-
ſcuret.

Strack macht bey Gelegenheit der Blaſen-
pflaſter im Seitenſtich folgende Bemerkung: “Wenn
kurz nach dem Auflegen eines Blaſenpflaſters ein kri-
tiſcher Auswurf erfolgte, ſo geſchah dieſes nicht,
weil das Salz der Kanthariden die Speckhaut aufloͤ-
ſete, oder die Lungengefaͤſſe und Lungen ſelbſt zu mehr
Thaͤtigkeit in der Abſoͤnderung und Ausleerung an-
ſpornte; ſondern vorzuͤglich, weil der von außen er-
weckte Schmerz den Mittelpunkt der Entzuͤndung von ei-
nem empfindlicheren Theile wegruͤckte, daher denn auch

Schmerz
*) T. IV. p. 284.
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[623/0642] tem oͤrtlichen Umlaufe einen heftigen Geſtank von ſich, worauf der Kranke in den bey Entſcheidungen ſo wich- tigen Schlaf verfiel, und ſchmerzenlos wieder erwach- te. *) Das Beyſpiel jenes Juͤnglings beym Tulpius iſt bekannt, der ſich mit bewunderungswuͤrdiger Stand- haftigkeit die Huͤfte bis auf’s Bein hinein brennen ließ, die Wunde lange fließend erhielt, und ſo von dem grauſamſten Huͤftweh befreyet wurde. Der ſtar- gegohrne Reißtrank verurſacht den Japoneſern Zuckun- gen und unertraͤgliche Schmerzen in den Eingeweiden, den Muskeln des Unterleibs und beſonders in dem Lei- ſten und den benachbarten Theilen. Die japoniſchen Aerzte machen drey Reihen Nadelſtiche, jede zu drey Loͤchern, und vertilgen den Schmerz ohne Mohnſaft, ohne Ausleerung und ohne Zerſtoͤhrung der Nerven, bloß durch Ableitung des Reizes von den innern Thei- len nach den aͤußern. Duobus doloribus ſimul obor- tis non in eodem loco, vehementior alterum ob- ſcuret. Strack macht bey Gelegenheit der Blaſen- pflaſter im Seitenſtich folgende Bemerkung: “Wenn kurz nach dem Auflegen eines Blaſenpflaſters ein kri- tiſcher Auswurf erfolgte, ſo geſchah dieſes nicht, weil das Salz der Kanthariden die Speckhaut aufloͤ- ſete, oder die Lungengefaͤſſe und Lungen ſelbſt zu mehr Thaͤtigkeit in der Abſoͤnderung und Ausleerung an- ſpornte; ſondern vorzuͤglich, weil der von außen er- weckte Schmerz den Mittelpunkt der Entzuͤndung von ei- nem empfindlicheren Theile wegruͤckte, daher denn auch Schmerz *) T. IV. p. 284.

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Zitationshilfe: Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 623. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/642>, abgerufen am 24.11.2024.