thut also recht, das Wort Bösartig mit Vogel bloß nach seiner wörtlichen Bedeutung beyzubehalten, und denjenigen Zustand eines Fiebers bößartig zu nennen, wenn aus dem Zusammenfluße und der Uebereinstim- mung gewißer Erscheinungen und Zufälle, welche die Erfahrung bey gleichen Umständen jederzeit als ge- fährlich bezeichnet hat, eine wahre Gefahr der Krank- heit fließet, die entweder schlechterdings zum Tode führt, oder doch mit vieler Schwierigkeit, und mei- stens auf eine unvollkommene und bedenkliche Weise gehoben wird. -- Nur wird auch hier die Bösartig- keit, je nachdem die Heilkunde zu einer Zeit, in einer Gegend, unter den Händen verschiedener Aerzte mehr oder weniger vollkommen ist, unendlich verschiedene Kennzeichen bekommen; Heute und Diesem werden al- le Kranken zu Grunde gehen, die Morgen und einem Andern alle genesen. Folglich wäre es beßer, um we- sentlichere Dinge, als um Worte zu streiten, und die Natur einer Krankheit aus allzeitigen, unveränderli- chen Umständen, welche den geraden Weeg zur Heil- art führen, zu bestimmen, -- was ich im nächsten Kapitel zu leisten versuchen werde.
§. 85.
Obschon man nun das Daseyn solcher Dinge nicht leugnen kann, welche die Kräfte in sehr kurzer Zeit nicht nur zu unterdrücken, sondern wirklich zu zer- nichten vermögend sind, wie z. B. traurige Leidenschaf- ten u. d. gl.; so kann man doch im Allgemeinen alle- mal entweder ganz allein oder zum Theil eine Unter-
drü-
thut alſo recht, das Wort Bösartig mit Vogel bloß nach ſeiner woͤrtlichen Bedeutung beyzubehalten, und denjenigen Zuſtand eines Fiebers boͤßartig zu nennen, wenn aus dem Zuſammenfluße und der Uebereinſtim- mung gewißer Erſcheinungen und Zufaͤlle, welche die Erfahrung bey gleichen Umſtaͤnden jederzeit als ge- faͤhrlich bezeichnet hat, eine wahre Gefahr der Krank- heit fließet, die entweder ſchlechterdings zum Tode fuͤhrt, oder doch mit vieler Schwierigkeit, und mei- ſtens auf eine unvollkommene und bedenkliche Weiſe gehoben wird. — Nur wird auch hier die Boͤsartig- keit, je nachdem die Heilkunde zu einer Zeit, in einer Gegend, unter den Haͤnden verſchiedener Aerzte mehr oder weniger vollkommen iſt, unendlich verſchiedene Kennzeichen bekommen; Heute und Dieſem werden al- le Kranken zu Grunde gehen, die Morgen und einem Andern alle geneſen. Folglich waͤre es beßer, um we- ſentlichere Dinge, als um Worte zu ſtreiten, und die Natur einer Krankheit aus allzeitigen, unveraͤnderli- chen Umſtaͤnden, welche den geraden Weeg zur Heil- art fuͤhren, zu beſtimmen, — was ich im naͤchſten Kapitel zu leiſten verſuchen werde.
§. 85.
Obſchon man nun das Daſeyn ſolcher Dinge nicht leugnen kann, welche die Kraͤfte in ſehr kurzer Zeit nicht nur zu unterdruͤcken, ſondern wirklich zu zer- nichten vermoͤgend ſind, wie z. B. traurige Leidenſchaf- ten u. d. gl.; ſo kann man doch im Allgemeinen alle- mal entweder ganz allein oder zum Theil eine Unter-
druͤ-
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[521/0540]
thut alſo recht, das Wort Bösartig mit Vogel bloß
nach ſeiner woͤrtlichen Bedeutung beyzubehalten, und
denjenigen Zuſtand eines Fiebers boͤßartig zu nennen,
wenn aus dem Zuſammenfluße und der Uebereinſtim-
mung gewißer Erſcheinungen und Zufaͤlle, welche die
Erfahrung bey gleichen Umſtaͤnden jederzeit als ge-
faͤhrlich bezeichnet hat, eine wahre Gefahr der Krank-
heit fließet, die entweder ſchlechterdings zum Tode
fuͤhrt, oder doch mit vieler Schwierigkeit, und mei-
ſtens auf eine unvollkommene und bedenkliche Weiſe
gehoben wird. — Nur wird auch hier die Boͤsartig-
keit, je nachdem die Heilkunde zu einer Zeit, in einer
Gegend, unter den Haͤnden verſchiedener Aerzte mehr
oder weniger vollkommen iſt, unendlich verſchiedene
Kennzeichen bekommen; Heute und Dieſem werden al-
le Kranken zu Grunde gehen, die Morgen und einem
Andern alle geneſen. Folglich waͤre es beßer, um we-
ſentlichere Dinge, als um Worte zu ſtreiten, und die
Natur einer Krankheit aus allzeitigen, unveraͤnderli-
chen Umſtaͤnden, welche den geraden Weeg zur Heil-
art fuͤhren, zu beſtimmen, — was ich im naͤchſten
Kapitel zu leiſten verſuchen werde.
§. 85.
Obſchon man nun das Daſeyn ſolcher Dinge
nicht leugnen kann, welche die Kraͤfte in ſehr kurzer
Zeit nicht nur zu unterdruͤcken, ſondern wirklich zu zer-
nichten vermoͤgend ſind, wie z. B. traurige Leidenſchaf-
ten u. d. gl.; ſo kann man doch im Allgemeinen alle-
mal entweder ganz allein oder zum Theil eine Unter-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 521. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/540>, abgerufen am 25.11.2024.
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