eine sehr entkräftete Kindbetterin jedesmal auf hefti- ges Husten in schwere Ohnmachten mit anhaltendem Gähnen verfallen.
Wenn Kinder während dem Ausbruchfieber der Blattern ohne Verdacht der Zahnarbeit Zuckungen hatten, so ließ er sie einige Zeit im Bette, weil er diese Zuckungen für ein Bestreben der Natur hielt, und folglich nicht entkräften wollte. Eben deßwegen legte er diejenigen, so die zusammenfließenden Blat- tern hatten, den sechsten Tag ins Bett, weil sie jetzt, theils wegen der Menge der Blattern, theils wegen der Schwäche nicht mehr aufrecht bleiben konnten, sondern sehr leicht in Ohnmacht fielen. -- In den anhaltenden Fiebern von 1673--74--75, musten sich die Kranken, so bald die Krankheit gebrochen war, einige Tage ununterbrochen im Bette halten. Von denen, welche dieses vernachläßigten, bekamen eini- ge herumziehende Gliederschmerzen, einige die Gelb- sucht, und andere kränkelten lange herum, oder be- kamen auch Rückfälle.
Hoffmann hat öfters bemerkt, daß, wenn Wassersüchtige, Schwindsüchtige, ausgemerkelte Hy- pochondern lange Zeit auf dem Leibstuhle saßen, sie nicht nur in die äußerste Schwäche und Ohnmacht verfie- len, sondern selbst zuweilen bald hernach ganz ruhig ihren Geist aufgaben.
In allen Krankheiten also, und in allen ihren Zeitpunkten, wo Kraftlosigkeit nachtheilig werden kann, ist alles, was die Kräfte ermüdet, sorgfältig zu vermeiden.
Aus
eine ſehr entkraͤftete Kindbetterin jedesmal auf hefti- ges Huſten in ſchwere Ohnmachten mit anhaltendem Gaͤhnen verfallen.
Wenn Kinder waͤhrend dem Ausbruchfieber der Blattern ohne Verdacht der Zahnarbeit Zuckungen hatten, ſo ließ er ſie einige Zeit im Bette, weil er dieſe Zuckungen fuͤr ein Beſtreben der Natur hielt, und folglich nicht entkraͤften wollte. Eben deßwegen legte er diejenigen, ſo die zuſammenfließenden Blat- tern hatten, den ſechſten Tag ins Bett, weil ſie jetzt, theils wegen der Menge der Blattern, theils wegen der Schwaͤche nicht mehr aufrecht bleiben konnten, ſondern ſehr leicht in Ohnmacht fielen. — In den anhaltenden Fiebern von 1673—74—75, muſten ſich die Kranken, ſo bald die Krankheit gebrochen war, einige Tage ununterbrochen im Bette halten. Von denen, welche dieſes vernachlaͤßigten, bekamen eini- ge herumziehende Gliederſchmerzen, einige die Gelb- ſucht, und andere kraͤnkelten lange herum, oder be- kamen auch Ruͤckfaͤlle.
Hoffmann hat oͤfters bemerkt, daß, wenn Waſſerſuͤchtige, Schwindſuͤchtige, ausgemerkelte Hy- pochondern lange Zeit auf dem Leibſtuhle ſaßen, ſie nicht nur in die aͤußerſte Schwaͤche und Ohnmacht verfie- len, ſondern ſelbſt zuweilen bald hernach ganz ruhig ihren Geiſt aufgaben.
In allen Krankheiten alſo, und in allen ihren Zeitpunkten, wo Kraftloſigkeit nachtheilig werden kann, iſt alles, was die Kraͤfte ermuͤdet, ſorgfaͤltig zu vermeiden.
Aus
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eine ſehr entkraͤftete Kindbetterin jedesmal auf hefti-
ges Huſten in ſchwere Ohnmachten mit anhaltendem
Gaͤhnen verfallen.
Wenn Kinder waͤhrend dem Ausbruchfieber der
Blattern ohne Verdacht der Zahnarbeit Zuckungen
hatten, ſo ließ er ſie einige Zeit im Bette, weil er
dieſe Zuckungen fuͤr ein Beſtreben der Natur hielt,
und folglich nicht entkraͤften wollte. Eben deßwegen
legte er diejenigen, ſo die zuſammenfließenden Blat-
tern hatten, den ſechſten Tag ins Bett, weil ſie jetzt,
theils wegen der Menge der Blattern, theils wegen
der Schwaͤche nicht mehr aufrecht bleiben konnten,
ſondern ſehr leicht in Ohnmacht fielen. — In den
anhaltenden Fiebern von 1673—74—75, muſten ſich
die Kranken, ſo bald die Krankheit gebrochen war,
einige Tage ununterbrochen im Bette halten. Von
denen, welche dieſes vernachlaͤßigten, bekamen eini-
ge herumziehende Gliederſchmerzen, einige die Gelb-
ſucht, und andere kraͤnkelten lange herum, oder be-
kamen auch Ruͤckfaͤlle.
Hoffmann hat oͤfters bemerkt, daß, wenn
Waſſerſuͤchtige, Schwindſuͤchtige, ausgemerkelte Hy-
pochondern lange Zeit auf dem Leibſtuhle ſaßen, ſie nicht
nur in die aͤußerſte Schwaͤche und Ohnmacht verfie-
len, ſondern ſelbſt zuweilen bald hernach ganz ruhig
ihren Geiſt aufgaben.
In allen Krankheiten alſo, und in allen ihren
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kann, iſt alles, was die Kraͤfte ermuͤdet, ſorgfaͤltig
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 469. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/488>, abgerufen am 22.11.2024.
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