gen aller Art zu sehr geschwächt, so behält er lange Zeit ein siechendes Leben, und verfällt endlich in ein wahres hektisches Fieber. So bald man aber die Kräfte erweckt, so entstehen einige kraftvolle Be- wegungen, welche die zurückgebliebenen Entscheidun- gen vollständig zu Stande bringen, und der Kranke geneset. Also auch hier waren die lästigen, erschö- pfenden, fieberhaften Zufälle nichts anders, als ohn- mächtige Versuche einer kraftlosen Natur. Ferner hat man zahlreiche Beyspiele, wo der Natur endlich durch eine gute Mahlzeit aufgeholfen worden ist. Es seye nun, daß die Lebenskraft dadurch wirklich gestärkt, oder durch den unverdauten Stoff zu hefti- gern Bewegungen angereizt worden sey, so ist es doch gewiß, daß manchmal die hartnäckigsten Wechselfie- ber auf diese Weise gehoben werden; der nun erfol- gende nächste Anfall übertrift alle vorhergehenden bey weitem an Heftigkeit. Eben dieses ereignet sich sehr oft nach den ersten Gaben der Fieberrinde. Entwe- der bleiben die Anfälle jezt aus, oder sie nehmen ei- nen regelmäßigen Gang an. -- Sehr schwächliche Kinder werden oft nach der Ansteckung vom Blattern- gift mehrere Wochen von einem schleichenden Fieber- chen geplagt, bis endlich die Natur den Ausbruch zu Stande bringt. Selbst wenn die Impfstiche gar zu seicht gemacht werden, schleppen sich manchmal sol- che Kinder bis auf den vierzehnten oder zwanzigsten Tag hinaus, ehe die Blattern auf der Haut erschei- nen. -- Das von Einsaugung des Blatterneiters ent- standene hektische Fieber pfleget sich am gewöhnlichsten
durch
Gall I. Band T
gen aller Art zu ſehr geſchwaͤcht, ſo behaͤlt er lange Zeit ein ſiechendes Leben, und verfaͤllt endlich in ein wahres hektiſches Fieber. So bald man aber die Kraͤfte erweckt, ſo entſtehen einige kraftvolle Be- wegungen, welche die zuruͤckgebliebenen Entſcheidun- gen vollſtaͤndig zu Stande bringen, und der Kranke geneſet. Alſo auch hier waren die laͤſtigen, erſchoͤ- pfenden, fieberhaften Zufaͤlle nichts anders, als ohn- maͤchtige Verſuche einer kraftloſen Natur. Ferner hat man zahlreiche Beyſpiele, wo der Natur endlich durch eine gute Mahlzeit aufgeholfen worden iſt. Es ſeye nun, daß die Lebenskraft dadurch wirklich geſtaͤrkt, oder durch den unverdauten Stoff zu hefti- gern Bewegungen angereizt worden ſey, ſo iſt es doch gewiß, daß manchmal die hartnaͤckigſten Wechſelfie- ber auf dieſe Weiſe gehoben werden; der nun erfol- gende naͤchſte Anfall uͤbertrift alle vorhergehenden bey weitem an Heftigkeit. Eben dieſes ereignet ſich ſehr oft nach den erſten Gaben der Fieberrinde. Entwe- der bleiben die Anfaͤlle jezt aus, oder ſie nehmen ei- nen regelmaͤßigen Gang an. — Sehr ſchwaͤchliche Kinder werden oft nach der Anſteckung vom Blattern- gift mehrere Wochen von einem ſchleichenden Fieber- chen geplagt, bis endlich die Natur den Ausbruch zu Stande bringt. Selbſt wenn die Impfſtiche gar zu ſeicht gemacht werden, ſchleppen ſich manchmal ſol- che Kinder bis auf den vierzehnten oder zwanzigſten Tag hinaus, ehe die Blattern auf der Haut erſchei- nen. — Das von Einſaugung des Blatterneiters ent- ſtandene hektiſche Fieber pfleget ſich am gewoͤhnlichſten
durch
Gall I. Band T
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0308"n="289"/>
gen aller Art zu ſehr geſchwaͤcht, ſo behaͤlt er lange<lb/>
Zeit ein ſiechendes Leben, und verfaͤllt endlich in ein<lb/>
wahres hektiſches Fieber. So bald man aber die<lb/>
Kraͤfte erweckt, ſo entſtehen einige kraftvolle Be-<lb/>
wegungen, welche die zuruͤckgebliebenen Entſcheidun-<lb/>
gen vollſtaͤndig zu Stande bringen, und der Kranke<lb/>
geneſet. Alſo auch hier waren die laͤſtigen, erſchoͤ-<lb/>
pfenden, fieberhaften Zufaͤlle nichts anders, als ohn-<lb/>
maͤchtige Verſuche einer kraftloſen Natur. Ferner<lb/>
hat man zahlreiche Beyſpiele, wo der Natur endlich<lb/>
durch eine gute Mahlzeit aufgeholfen worden iſt. Es<lb/>ſeye nun, daß die Lebenskraft dadurch wirklich<lb/>
geſtaͤrkt, oder durch den unverdauten Stoff zu hefti-<lb/>
gern Bewegungen angereizt worden ſey, ſo iſt es doch<lb/>
gewiß, daß manchmal die hartnaͤckigſten Wechſelfie-<lb/>
ber auf dieſe Weiſe gehoben werden; der nun erfol-<lb/>
gende naͤchſte Anfall uͤbertrift alle vorhergehenden bey<lb/>
weitem an Heftigkeit. Eben dieſes ereignet ſich ſehr<lb/>
oft nach den erſten Gaben der Fieberrinde. Entwe-<lb/>
der bleiben die Anfaͤlle jezt aus, oder ſie nehmen ei-<lb/>
nen regelmaͤßigen Gang an. — Sehr ſchwaͤchliche<lb/>
Kinder werden oft nach der Anſteckung vom Blattern-<lb/>
gift mehrere Wochen von einem ſchleichenden Fieber-<lb/>
chen geplagt, bis endlich die Natur den Ausbruch zu<lb/>
Stande bringt. Selbſt wenn die Impfſtiche gar zu<lb/>ſeicht gemacht werden, ſchleppen ſich manchmal ſol-<lb/>
che Kinder bis auf den vierzehnten oder zwanzigſten<lb/>
Tag hinaus, ehe die Blattern auf der Haut erſchei-<lb/>
nen. — Das von Einſaugung des Blatterneiters ent-<lb/>ſtandene hektiſche Fieber pfleget ſich am gewoͤhnlichſten<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Gall <hirendition="#aq">I.</hi> Band T</fw><fwplace="bottom"type="catch">durch</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[289/0308]
gen aller Art zu ſehr geſchwaͤcht, ſo behaͤlt er lange
Zeit ein ſiechendes Leben, und verfaͤllt endlich in ein
wahres hektiſches Fieber. So bald man aber die
Kraͤfte erweckt, ſo entſtehen einige kraftvolle Be-
wegungen, welche die zuruͤckgebliebenen Entſcheidun-
gen vollſtaͤndig zu Stande bringen, und der Kranke
geneſet. Alſo auch hier waren die laͤſtigen, erſchoͤ-
pfenden, fieberhaften Zufaͤlle nichts anders, als ohn-
maͤchtige Verſuche einer kraftloſen Natur. Ferner
hat man zahlreiche Beyſpiele, wo der Natur endlich
durch eine gute Mahlzeit aufgeholfen worden iſt. Es
ſeye nun, daß die Lebenskraft dadurch wirklich
geſtaͤrkt, oder durch den unverdauten Stoff zu hefti-
gern Bewegungen angereizt worden ſey, ſo iſt es doch
gewiß, daß manchmal die hartnaͤckigſten Wechſelfie-
ber auf dieſe Weiſe gehoben werden; der nun erfol-
gende naͤchſte Anfall uͤbertrift alle vorhergehenden bey
weitem an Heftigkeit. Eben dieſes ereignet ſich ſehr
oft nach den erſten Gaben der Fieberrinde. Entwe-
der bleiben die Anfaͤlle jezt aus, oder ſie nehmen ei-
nen regelmaͤßigen Gang an. — Sehr ſchwaͤchliche
Kinder werden oft nach der Anſteckung vom Blattern-
gift mehrere Wochen von einem ſchleichenden Fieber-
chen geplagt, bis endlich die Natur den Ausbruch zu
Stande bringt. Selbſt wenn die Impfſtiche gar zu
ſeicht gemacht werden, ſchleppen ſich manchmal ſol-
che Kinder bis auf den vierzehnten oder zwanzigſten
Tag hinaus, ehe die Blattern auf der Haut erſchei-
nen. — Das von Einſaugung des Blatterneiters ent-
ſtandene hektiſche Fieber pfleget ſich am gewoͤhnlichſten
durch
Gall I. Band T
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/308>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.