lange, und ist die ganze Zeit über mit einem schwa- chen schleichenden Fieber verknüpft. Kurz vor den Gichtanfällen äußert sich ebenfalls eine starke Eßlust, und die Scherheit des Kranken steht mit der Heftig- keit des Schmerzens in den Füssen in geradem Ver- hältnisse. Daß hier dieses schleichende Fieberchen Wohlthat ist, weiß man gewiß; und anstatt es zu unterdrücken, muß es durch erweichende, reizende Mittel von Aussen, und innerlich durch scharfe Mit- tel in starken Gaben, als Quajakgummi zu dreißig bis vierzig Gran mit einem Eydotter oder arabischem Gummi aufgelöset und auf einmal dargereichet, be- fördert werden. -- Die gewöhnlichen Schleimfieber sind theils nur deßwegen schleichend und unordentlich, weil die Lebenskräfte nicht hinlänglich gereizt werden; theils sind sie es nur so lange, als der zähe Schleimstoff unbeweglich, und die Natur kraftlos ist. -- Bey ver- stopften Eingeweiden äussern sich so lange zu wieder- holten Malen fieberhafte Zufälle, als bey nicht gehö- rig entwickeltem Unrath und fortdauernder Unwirksam- keit der Natur keine vollständigen Fiebererschütterun- gen möglich sind. Macht man aber eine grosse Men- ge der Anschoppungen beweglich, und unterstüzt die Kräfte mit bittern, reizenden und stärkenden Din- gen, so werden bald die Anfälle ausgebildet, deut- lich, -- und sind dann ein vollgiltiger Beweis, daß die Natur bey den ersten, zwar unangenehmen, frucht- losen und ermattenden Fieberbewegungen dennoch die beste Absicht hatte. Hat man in einer etwas hefti- gern Unreinigkeitskrankheit mit unzeitigen Ausleerun-
gen
lange, und iſt die ganze Zeit uͤber mit einem ſchwa- chen ſchleichenden Fieber verknuͤpft. Kurz vor den Gichtanfaͤllen aͤußert ſich ebenfalls eine ſtarke Eßluſt, und die Scherheit des Kranken ſteht mit der Heftig- keit des Schmerzens in den Fuͤſſen in geradem Ver- haͤltniſſe. Daß hier dieſes ſchleichende Fieberchen Wohlthat iſt, weiß man gewiß; und anſtatt es zu unterdruͤcken, muß es durch erweichende, reizende Mittel von Auſſen, und innerlich durch ſcharfe Mit- tel in ſtarken Gaben, als Quajakgummi zu dreißig bis vierzig Gran mit einem Eydotter oder arabiſchem Gummi aufgeloͤſet und auf einmal dargereichet, be- foͤrdert werden. — Die gewoͤhnlichen Schleimfieber ſind theils nur deßwegen ſchleichend und unordentlich, weil die Lebenskraͤfte nicht hinlaͤnglich gereizt werden; theils ſind ſie es nur ſo lange, als der zaͤhe Schleimſtoff unbeweglich, und die Natur kraftlos iſt. — Bey ver- ſtopften Eingeweiden aͤuſſern ſich ſo lange zu wieder- holten Malen fieberhafte Zufaͤlle, als bey nicht gehoͤ- rig entwickeltem Unrath und fortdauernder Unwirkſam- keit der Natur keine vollſtaͤndigen Fiebererſchuͤtterun- gen moͤglich ſind. Macht man aber eine groſſe Men- ge der Anſchoppungen beweglich, und unterſtuͤzt die Kraͤfte mit bittern, reizenden und ſtaͤrkenden Din- gen, ſo werden bald die Anfaͤlle ausgebildet, deut- lich, — und ſind dann ein vollgiltiger Beweis, daß die Natur bey den erſten, zwar unangenehmen, frucht- loſen und ermattenden Fieberbewegungen dennoch die beſte Abſicht hatte. Hat man in einer etwas hefti- gern Unreinigkeitskrankheit mit unzeitigen Ausleerun-
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lange, und iſt die ganze Zeit uͤber mit einem ſchwa-
chen ſchleichenden Fieber verknuͤpft. Kurz vor den
Gichtanfaͤllen aͤußert ſich ebenfalls eine ſtarke Eßluſt,
und die Scherheit des Kranken ſteht mit der Heftig-
keit des Schmerzens in den Fuͤſſen in geradem Ver-
haͤltniſſe. Daß hier dieſes ſchleichende Fieberchen
Wohlthat iſt, weiß man gewiß; und anſtatt es zu
unterdruͤcken, muß es durch erweichende, reizende
Mittel von Auſſen, und innerlich durch ſcharfe Mit-
tel in ſtarken Gaben, als Quajakgummi zu dreißig
bis vierzig Gran mit einem Eydotter oder arabiſchem
Gummi aufgeloͤſet und auf einmal dargereichet, be-
foͤrdert werden. — Die gewoͤhnlichen Schleimfieber ſind
theils nur deßwegen ſchleichend und unordentlich, weil
die Lebenskraͤfte nicht hinlaͤnglich gereizt werden; theils
ſind ſie es nur ſo lange, als der zaͤhe Schleimſtoff
unbeweglich, und die Natur kraftlos iſt. — Bey ver-
ſtopften Eingeweiden aͤuſſern ſich ſo lange zu wieder-
holten Malen fieberhafte Zufaͤlle, als bey nicht gehoͤ-
rig entwickeltem Unrath und fortdauernder Unwirkſam-
keit der Natur keine vollſtaͤndigen Fiebererſchuͤtterun-
gen moͤglich ſind. Macht man aber eine groſſe Men-
ge der Anſchoppungen beweglich, und unterſtuͤzt die
Kraͤfte mit bittern, reizenden und ſtaͤrkenden Din-
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lich, — und ſind dann ein vollgiltiger Beweis, daß
die Natur bey den erſten, zwar unangenehmen, frucht-
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/307>, abgerufen am 22.11.2024.
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