der gröste Theil der Kranken starb. Die Bestätti- gung dieser Behauptungen kann man bey Lind, Mi- liar, Robinson, Clarke, Lettsom, Sims und andern finden.
§. 16.
Es ist ausgemacht, daß in vielen Fällen eine verkehrte Heilart weit mehr schade, als die sich selbst überlassene Natur schaden kann. Die hitzigen Krank- heiten haben sich zwar von allen Zeiten her bis auf den heutigen Tag äußerst tödlich bewiesen. Allein ih- re Tödtlichkeit hat durch das hitzige Verfahren, durch die leidige Sucht, das Gift aus dem Leibe treiben zu wollen, welches noch zu Sydenhams Zeiten das herrschende war, ungemein zugenommen. Dazumal starben unter zehen sechse, beym Hippokrates etwan eben so viele oder vielmehr weniger. -- Bald nach Sydenham kaum mehr einer -- und wie sehr wird der Werth der Kunst erhöhet, wo von zweyhunderten nur einer starb!
Eben so verhielt es sich mit den Pocken. Die Sterblichkeit daran ist aber jederzeit weit grösser ge- wesen, weil unter hundert kaum 3--5 davon ver- schont bleiben, und unter denen, die davon befallen werden, im Durchschnitt der 7--12te stirbt. Die- ses Verhältniß wird aber, ausser sehr schlimmen Epi- demien, bey einer guten Heilart unendlich viel geringer. Von den Eingeimpften stirbt unter fünfhundert kaum einer, weil nur äußerst selten nicht ganz gutartige *)
Pocken
*) A a O S. 77.
der groͤſte Theil der Kranken ſtarb. Die Beſtaͤtti- gung dieſer Behauptungen kann man bey Lind, Mi- liar, Robinſon, Clarke, Lettſom, Sims und andern finden.
§. 16.
Es iſt ausgemacht, daß in vielen Faͤllen eine verkehrte Heilart weit mehr ſchade, als die ſich ſelbſt uͤberlaſſene Natur ſchaden kann. Die hitzigen Krank- heiten haben ſich zwar von allen Zeiten her bis auf den heutigen Tag aͤußerſt toͤdlich bewieſen. Allein ih- re Toͤdtlichkeit hat durch das hitzige Verfahren, durch die leidige Sucht, das Gift aus dem Leibe treiben zu wollen, welches noch zu Sydenhams Zeiten das herrſchende war, ungemein zugenommen. Dazumal ſtarben unter zehen ſechſe, beym Hippokrates etwan eben ſo viele oder vielmehr weniger. — Bald nach Sydenham kaum mehr einer — und wie ſehr wird der Werth der Kunſt erhoͤhet, wo von zweyhunderten nur einer ſtarb!
Eben ſo verhielt es ſich mit den Pocken. Die Sterblichkeit daran iſt aber jederzeit weit groͤſſer ge- weſen, weil unter hundert kaum 3—5 davon ver- ſchont bleiben, und unter denen, die davon befallen werden, im Durchſchnitt der 7—12te ſtirbt. Die- ſes Verhaͤltniß wird aber, auſſer ſehr ſchlimmen Epi- demien, bey einer guten Heilart unendlich viel geringer. Von den Eingeimpften ſtirbt unter fuͤnfhundert kaum einer, weil nur aͤußerſt ſelten nicht ganz gutartige *)
Pocken
*) A a O S. 77.
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der groͤſte Theil der Kranken ſtarb. Die Beſtaͤtti-
gung dieſer Behauptungen kann man bey Lind, Mi-
liar, Robinſon, Clarke, Lettſom, Sims und
andern finden.
§. 16.
Es iſt ausgemacht, daß in vielen Faͤllen eine
verkehrte Heilart weit mehr ſchade, als die ſich ſelbſt
uͤberlaſſene Natur ſchaden kann. Die hitzigen Krank-
heiten haben ſich zwar von allen Zeiten her bis auf
den heutigen Tag aͤußerſt toͤdlich bewieſen. Allein ih-
re Toͤdtlichkeit hat durch das hitzige Verfahren, durch
die leidige Sucht, das Gift aus dem Leibe treiben
zu wollen, welches noch zu Sydenhams Zeiten das
herrſchende war, ungemein zugenommen. Dazumal
ſtarben unter zehen ſechſe, beym Hippokrates etwan
eben ſo viele oder vielmehr weniger. — Bald nach
Sydenham kaum mehr einer — und wie ſehr wird
der Werth der Kunſt erhoͤhet, wo von zweyhunderten
nur einer ſtarb!
Eben ſo verhielt es ſich mit den Pocken. Die
Sterblichkeit daran iſt aber jederzeit weit groͤſſer ge-
weſen, weil unter hundert kaum 3—5 davon ver-
ſchont bleiben, und unter denen, die davon befallen
werden, im Durchſchnitt der 7—12te ſtirbt. Die-
ſes Verhaͤltniß wird aber, auſſer ſehr ſchlimmen Epi-
demien, bey einer guten Heilart unendlich viel geringer.
Von den Eingeimpften ſtirbt unter fuͤnfhundert kaum
einer, weil nur aͤußerſt ſelten nicht ganz gutartige
Pocken
*)
*) A a O S. 77.
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Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/274>, abgerufen am 27.11.2024.
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