Auch die äußere Oefnung des Gehörganges ist weit und geräumig, und wie es scheint, nach Ver- hältniß größer, als beim Europäer.
Das Gaumengewölbe ist bey Mohren überhaupt ausgedehnter, offenbar länger, und seine untere Flä- che rauher, als bey uns gewöhnlich.*)
Was die Natur dem Rennthier, dem weißen Fuchs und weißen Bären an den Haaren gab, das ersetzte sie dem Haarlosen Grönländer durch eine grosse Maße heißerer und dickerer Säfte. Dieses bezeugen ihre warmen Ausdünstungen. Wenn sie im Winter beym Gottesdienst versammelt sind, so dünsten und blasen sie so viele Wärme aus, daß der ungeheuzte Versammlungssaal auf einen solchen Grad erwärmt wird, wodurch der Europäer in Schweiß gerätht, und mit Mühe Othem holt. Der Einwohner von Jenisey, Krasnajarsk und ähnlich liegenden Ländern, hatte diese Einrichtung noch nicht nöthig, da die äu- ßerste Kälte dort nicht Monathe, sondern nur Tage hindurch anhält. Die Insel St. Thomas unter der Li- nie ist außerordentlich neblicht, und die Einwohner schicken sich wegen ihrer rauhen Fiebern zu dieser Art von Witterung vortreflich. Man weis Beyspiele, das Leute, die lange in unterirrdischen Gefängnißen eingesperrt waren, endlich in der Finsterniß schreiben und lesen konnten.
Das wilde niederländische Mädchen, die noch auf- recht gieng, und bey der sich die weibliche Natur soweit
er-
*) Umständlicher sehe man alles dieses bey Sömmering über die körperliche Verschiedenheit des Negers vom Europäer.
Auch die aͤußere Oefnung des Gehoͤrganges iſt weit und geraͤumig, und wie es ſcheint, nach Ver- haͤltniß groͤßer, als beim Europaͤer.
Das Gaumengewoͤlbe iſt bey Mohren uͤberhaupt ausgedehnter, offenbar laͤnger, und ſeine untere Flaͤ- che rauher, als bey uns gewoͤhnlich.*)
Was die Natur dem Rennthier, dem weißen Fuchs und weißen Baͤren an den Haaren gab, das erſetzte ſie dem Haarloſen Groͤnlaͤnder durch eine groſſe Maße heißerer und dickerer Saͤfte. Dieſes bezeugen ihre warmen Ausduͤnſtungen. Wenn ſie im Winter beym Gottesdienſt verſammelt ſind, ſo duͤnſten und blaſen ſie ſo viele Waͤrme aus, daß der ungeheuzte Verſammlungsſaal auf einen ſolchen Grad erwaͤrmt wird, wodurch der Europaͤer in Schweiß geraͤtht, und mit Muͤhe Othem holt. Der Einwohner von Jeniſey, Krasnajarſk und aͤhnlich liegenden Laͤndern, hatte dieſe Einrichtung noch nicht noͤthig, da die aͤu- ßerſte Kaͤlte dort nicht Monathe, ſondern nur Tage hindurch anhaͤlt. Die Inſel St. Thomas unter der Li- nie iſt außerordentlich neblicht, und die Einwohner ſchicken ſich wegen ihrer rauhen Fiebern zu dieſer Art von Witterung vortreflich. Man weis Beyſpiele, das Leute, die lange in unterirrdiſchen Gefaͤngnißen eingeſperrt waren, endlich in der Finſterniß ſchreiben und leſen konnten.
Das wilde niederlaͤndiſche Maͤdchen, die noch auf- recht gieng, und bey der ſich die weibliche Natur ſoweit
er-
*) Umſtaͤndlicher ſehe man alles dieſes bey Soͤmmering uͤber die koͤrperliche Verſchiedenheit des Negers vom Europaͤer.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0128"n="109"/><p>Auch die aͤußere Oefnung des Gehoͤrganges iſt<lb/>
weit und geraͤumig, und wie es ſcheint, nach Ver-<lb/>
haͤltniß groͤßer, als beim Europaͤer.</p><lb/><p>Das Gaumengewoͤlbe iſt bey Mohren uͤberhaupt<lb/>
ausgedehnter, offenbar laͤnger, und ſeine untere Flaͤ-<lb/>
che rauher, als bey uns gewoͤhnlich.<noteplace="foot"n="*)">Umſtaͤndlicher ſehe man alles dieſes bey Soͤmmering uͤber<lb/>
die koͤrperliche Verſchiedenheit des Negers vom Europaͤer.</note></p><lb/><p>Was die Natur dem Rennthier, dem weißen<lb/>
Fuchs und weißen Baͤren an den Haaren gab, das<lb/>
erſetzte ſie dem Haarloſen Groͤnlaͤnder durch eine groſſe<lb/>
Maße heißerer und dickerer Saͤfte. Dieſes bezeugen<lb/>
ihre warmen Ausduͤnſtungen. Wenn ſie im Winter<lb/>
beym Gottesdienſt verſammelt ſind, ſo duͤnſten und<lb/>
blaſen ſie ſo viele Waͤrme aus, daß der ungeheuzte<lb/>
Verſammlungsſaal auf einen ſolchen Grad erwaͤrmt<lb/>
wird, wodurch der Europaͤer in Schweiß geraͤtht,<lb/>
und mit Muͤhe Othem holt. Der Einwohner von<lb/>
Jeniſey, Krasnajarſk und aͤhnlich liegenden Laͤndern,<lb/>
hatte dieſe Einrichtung noch nicht noͤthig, da die aͤu-<lb/>
ßerſte Kaͤlte dort nicht Monathe, ſondern nur Tage<lb/>
hindurch anhaͤlt. Die Inſel St. Thomas unter der Li-<lb/>
nie iſt außerordentlich neblicht, und die Einwohner<lb/>ſchicken ſich wegen ihrer rauhen Fiebern zu dieſer Art<lb/>
von Witterung vortreflich. Man weis Beyſpiele,<lb/>
das Leute, die lange in unterirrdiſchen Gefaͤngnißen<lb/>
eingeſperrt waren, endlich in der Finſterniß ſchreiben<lb/>
und leſen konnten.</p><lb/><p>Das wilde niederlaͤndiſche Maͤdchen, die noch auf-<lb/>
recht gieng, und bey der ſich die weibliche Natur ſoweit<lb/><fwplace="bottom"type="catch">er-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[109/0128]
Auch die aͤußere Oefnung des Gehoͤrganges iſt
weit und geraͤumig, und wie es ſcheint, nach Ver-
haͤltniß groͤßer, als beim Europaͤer.
Das Gaumengewoͤlbe iſt bey Mohren uͤberhaupt
ausgedehnter, offenbar laͤnger, und ſeine untere Flaͤ-
che rauher, als bey uns gewoͤhnlich. *)
Was die Natur dem Rennthier, dem weißen
Fuchs und weißen Baͤren an den Haaren gab, das
erſetzte ſie dem Haarloſen Groͤnlaͤnder durch eine groſſe
Maße heißerer und dickerer Saͤfte. Dieſes bezeugen
ihre warmen Ausduͤnſtungen. Wenn ſie im Winter
beym Gottesdienſt verſammelt ſind, ſo duͤnſten und
blaſen ſie ſo viele Waͤrme aus, daß der ungeheuzte
Verſammlungsſaal auf einen ſolchen Grad erwaͤrmt
wird, wodurch der Europaͤer in Schweiß geraͤtht,
und mit Muͤhe Othem holt. Der Einwohner von
Jeniſey, Krasnajarſk und aͤhnlich liegenden Laͤndern,
hatte dieſe Einrichtung noch nicht noͤthig, da die aͤu-
ßerſte Kaͤlte dort nicht Monathe, ſondern nur Tage
hindurch anhaͤlt. Die Inſel St. Thomas unter der Li-
nie iſt außerordentlich neblicht, und die Einwohner
ſchicken ſich wegen ihrer rauhen Fiebern zu dieſer Art
von Witterung vortreflich. Man weis Beyſpiele,
das Leute, die lange in unterirrdiſchen Gefaͤngnißen
eingeſperrt waren, endlich in der Finſterniß ſchreiben
und leſen konnten.
Das wilde niederlaͤndiſche Maͤdchen, die noch auf-
recht gieng, und bey der ſich die weibliche Natur ſoweit
er-
*) Umſtaͤndlicher ſehe man alles dieſes bey Soͤmmering uͤber
die koͤrperliche Verſchiedenheit des Negers vom Europaͤer.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gall, Franz Joseph: Philosophisch-medizinische Untersuchungen über Natur und Kunst im kranken und gesunden Zustand des Menschen. Wien, 1791, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gall_untersuchungen_1791/128>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.