Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865.

Bild:
<< vorherige Seite
Ueber das Alter des Menschengeschlechts.


Geehrte Anwesende.

Wenn man die Frage über das Alter des menschlichen
Geschlechts in der Bedeutung, die sie durch die neuesten For-
schungen erlangt hat, zum Gegenstande einer öffentlichen
Verhandlung machen will, so wird man sich die schwierigen
und zum Theil bedenklichen Seiten derselben nicht verhehlen
dürfen. Jch begegne wohl Jhren Wünschen, wenn ich die-
ses Verhältniß sofort etwas näher auseinandersetze.

Nehmen wir die Frage nach dem Alter des menschli-
chen Geschlechts in ihrer einfachsten Bedeutung, so heißt sie:
wie lange giebt es Menschen auf der Erde? -- Schon in
dieser einfachen Form nimmt sie ohne Zweifel die Theilnahme
der gesammten Gattung für sich in Anspruch und ist sie
möglicher Weise so alt, wie die denkende Menschheit selber.
Hat aber die Frage den Sinn, in welchem sie von der Wiß-
begierde unserer Tage gedeutet und erörtert wird, daß sie
zugleich Aufschluß verlangt über die ursprüngliche Entstehung
oder die Schöpfung des Menschen und sein Verhältniß zu
den zahllosen anderen belebten Wesen, die mit ihm die Erd-
oberfläche bewohnen, -- so kann man zweifelhaft sein, auf
welchem Gebiete des menschlichen Wissens man ihren Schwer-
punkt suchen soll; jeden Falls aber steht sie in diesem Sinne
gegenwärtig auf der Tagesordnung der literarischen Discussion,

Ueber das Alter des Menſchengeſchlechts.


Geehrte Anweſende.

Wenn man die Frage über das Alter des menſchlichen
Geſchlechts in der Bedeutung, die ſie durch die neueſten For-
ſchungen erlangt hat, zum Gegenſtande einer öffentlichen
Verhandlung machen will, ſo wird man ſich die ſchwierigen
und zum Theil bedenklichen Seiten derſelben nicht verhehlen
dürfen. Jch begegne wohl Jhren Wünſchen, wenn ich die-
ſes Verhältniß ſofort etwas näher auseinanderſetze.

Nehmen wir die Frage nach dem Alter des menſchli-
chen Geſchlechts in ihrer einfachſten Bedeutung, ſo heißt ſie:
wie lange giebt es Menſchen auf der Erde? — Schon in
dieſer einfachen Form nimmt ſie ohne Zweifel die Theilnahme
der geſammten Gattung für ſich in Anſpruch und iſt ſie
möglicher Weiſe ſo alt, wie die denkende Menſchheit ſelber.
Hat aber die Frage den Sinn, in welchem ſie von der Wiß-
begierde unſerer Tage gedeutet und erörtert wird, daß ſie
zugleich Aufſchluß verlangt über die urſprüngliche Entſtehung
oder die Schöpfung des Menſchen und ſein Verhältniß zu
den zahlloſen anderen belebten Weſen, die mit ihm die Erd-
oberfläche bewohnen, — ſo kann man zweifelhaft ſein, auf
welchem Gebiete des menſchlichen Wiſſens man ihren Schwer-
punkt ſuchen ſoll; jeden Falls aber ſteht ſie in dieſem Sinne
gegenwärtig auf der Tagesordnung der literariſchen Discuſſion,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0009" n="[5]"/>
      <div n="1">
        <head>Ueber das Alter des Men&#x017F;chenge&#x017F;chlechts.</head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#g">Geehrte Anwe&#x017F;ende</hi>.</hi> </salute>
        </opener><lb/>
        <p>Wenn man die Frage über das Alter des men&#x017F;chlichen<lb/>
Ge&#x017F;chlechts in der Bedeutung, die &#x017F;ie durch die neue&#x017F;ten For-<lb/>
&#x017F;chungen erlangt hat, zum Gegen&#x017F;tande einer öffentlichen<lb/>
Verhandlung machen will, &#x017F;o wird man &#x017F;ich die &#x017F;chwierigen<lb/>
und zum Theil bedenklichen Seiten der&#x017F;elben nicht verhehlen<lb/>
dürfen. Jch begegne wohl Jhren Wün&#x017F;chen, wenn ich die-<lb/>
&#x017F;es Verhältniß &#x017F;ofort etwas näher auseinander&#x017F;etze.</p><lb/>
        <p>Nehmen wir die Frage nach dem Alter des men&#x017F;chli-<lb/>
chen Ge&#x017F;chlechts in ihrer einfach&#x017F;ten Bedeutung, &#x017F;o heißt &#x017F;ie:<lb/>
wie lange giebt es Men&#x017F;chen auf der Erde? &#x2014; Schon in<lb/>
die&#x017F;er einfachen Form nimmt &#x017F;ie ohne Zweifel die Theilnahme<lb/>
der ge&#x017F;ammten Gattung für &#x017F;ich in An&#x017F;pruch und i&#x017F;t &#x017F;ie<lb/>
möglicher Wei&#x017F;e &#x017F;o alt, wie die denkende Men&#x017F;chheit &#x017F;elber.<lb/>
Hat aber die Frage den Sinn, in welchem &#x017F;ie von der Wiß-<lb/>
begierde un&#x017F;erer Tage gedeutet und erörtert wird, daß &#x017F;ie<lb/>
zugleich Auf&#x017F;chluß verlangt über die ur&#x017F;prüngliche Ent&#x017F;tehung<lb/>
oder die Schöpfung des Men&#x017F;chen und &#x017F;ein Verhältniß zu<lb/>
den zahllo&#x017F;en anderen belebten We&#x017F;en, die mit ihm die Erd-<lb/>
oberfläche bewohnen, &#x2014; &#x017F;o kann man zweifelhaft &#x017F;ein, auf<lb/>
welchem Gebiete des men&#x017F;chlichen Wi&#x017F;&#x017F;ens man ihren Schwer-<lb/>
punkt &#x017F;uchen &#x017F;oll; jeden Falls aber &#x017F;teht &#x017F;ie in die&#x017F;em Sinne<lb/>
gegenwärtig auf der Tagesordnung der literari&#x017F;chen Discu&#x017F;&#x017F;ion,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[5]/0009] Ueber das Alter des Menſchengeſchlechts. Geehrte Anweſende. Wenn man die Frage über das Alter des menſchlichen Geſchlechts in der Bedeutung, die ſie durch die neueſten For- ſchungen erlangt hat, zum Gegenſtande einer öffentlichen Verhandlung machen will, ſo wird man ſich die ſchwierigen und zum Theil bedenklichen Seiten derſelben nicht verhehlen dürfen. Jch begegne wohl Jhren Wünſchen, wenn ich die- ſes Verhältniß ſofort etwas näher auseinanderſetze. Nehmen wir die Frage nach dem Alter des menſchli- chen Geſchlechts in ihrer einfachſten Bedeutung, ſo heißt ſie: wie lange giebt es Menſchen auf der Erde? — Schon in dieſer einfachen Form nimmt ſie ohne Zweifel die Theilnahme der geſammten Gattung für ſich in Anſpruch und iſt ſie möglicher Weiſe ſo alt, wie die denkende Menſchheit ſelber. Hat aber die Frage den Sinn, in welchem ſie von der Wiß- begierde unſerer Tage gedeutet und erörtert wird, daß ſie zugleich Aufſchluß verlangt über die urſprüngliche Entſtehung oder die Schöpfung des Menſchen und ſein Verhältniß zu den zahlloſen anderen belebten Weſen, die mit ihm die Erd- oberfläche bewohnen, — ſo kann man zweifelhaft ſein, auf welchem Gebiete des menſchlichen Wiſſens man ihren Schwer- punkt ſuchen ſoll; jeden Falls aber ſteht ſie in dieſem Sinne gegenwärtig auf der Tagesordnung der literariſchen Discuſſion,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/9
Zitationshilfe: Fuhlrott, Carl: Der fossile Mensch aus dem Neanderthal und sein Verhältniß zum Alter des Menschengeschlechts. Duisburg, 1865, S. [5]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fuhlrott_neanderthaler_1865/9>, abgerufen am 21.11.2024.