hernieder blicken. Wir leben zum Theil von dem Ertrage der Jagd, welche hier nicht mühsam ist, da das Wild sich nicht sehr scheu und furcht- sam zeigt; auch die Eier einiger Wasservögel haben wir schon häufig an sumpfigen Stellen gefunden. Jch schlafe unter dem Zelte; die Nächte sind kalt, aber entzückend schön, durch ihre Klarheit, und mit Vergnügen betrachte ich die neuen Sternbilder, welche ich sonst nur auf der Himmelskarte antraf. Mein Schlaf ist vortreff- lich, ein wenig Rum, mit Wasser, Ei und Zuk- ker vermischt, mein Frühstück, wenn wir, mit dem ersten Anbruch der Morgenröthe, uns auf den Weg machen.
Den 5ten Julius.
Wir haben, auf mancherlei Umwegen, die süd- liche Spitze des Erie-Sees glücklich erreicht, und müssen hier einen Rasttag halten, denn unsere Pferde sind ziemlich erschöpft. Das Land war schon in den letzten Tagereisen flach und offen. Der See gewährt einen schönen Anblick, die jensei-
hernieder blicken. Wir leben zum Theil von dem Ertrage der Jagd, welche hier nicht muͤhſam iſt, da das Wild ſich nicht ſehr ſcheu und furcht- ſam zeigt; auch die Eier einiger Waſſervoͤgel haben wir ſchon haͤufig an ſumpfigen Stellen gefunden. Jch ſchlafe unter dem Zelte; die Naͤchte ſind kalt, aber entzuͤckend ſchoͤn, durch ihre Klarheit, und mit Vergnuͤgen betrachte ich die neuen Sternbilder, welche ich ſonſt nur auf der Himmelskarte antraf. Mein Schlaf iſt vortreff- lich, ein wenig Rum, mit Waſſer, Ei und Zuk- ker vermiſcht, mein Fruͤhſtuͤck, wenn wir, mit dem erſten Anbruch der Morgenroͤthe, uns auf den Weg machen.
Den 5ten Julius.
Wir haben, auf mancherlei Umwegen, die ſuͤd- liche Spitze des Erie-Sees gluͤcklich erreicht, und muͤſſen hier einen Raſttag halten, denn unſere Pferde ſind ziemlich erſchoͤpft. Das Land war ſchon in den letzten Tagereiſen flach und offen. Der See gewaͤhrt einen ſchoͤnen Anblick, die jenſei-
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hernieder blicken. Wir leben zum Theil von dem
Ertrage der Jagd, welche hier nicht muͤhſam
iſt, da das Wild ſich nicht ſehr ſcheu und furcht-
ſam zeigt; auch die Eier einiger Waſſervoͤgel
haben wir ſchon haͤufig an ſumpfigen Stellen
gefunden. Jch ſchlafe unter dem Zelte; die
Naͤchte ſind kalt, aber entzuͤckend ſchoͤn, durch
ihre Klarheit, und mit Vergnuͤgen betrachte ich die
neuen Sternbilder, welche ich ſonſt nur auf der
Himmelskarte antraf. Mein Schlaf iſt vortreff-
lich, ein wenig Rum, mit Waſſer, Ei und Zuk-
ker vermiſcht, mein Fruͤhſtuͤck, wenn wir, mit
dem erſten Anbruch der Morgenroͤthe, uns auf
den Weg machen.
Den 5ten Julius.
Wir haben, auf mancherlei Umwegen, die ſuͤd-
liche Spitze des Erie-Sees gluͤcklich erreicht, und
muͤſſen hier einen Raſttag halten, denn unſere
Pferde ſind ziemlich erſchoͤpft. Das Land war ſchon
in den letzten Tagereiſen flach und offen. Der
See gewaͤhrt einen ſchoͤnen Anblick, die jenſei-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/50>, abgerufen am 27.07.2024.
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