wenn sie es nicht selber wünschen. Mit freu- destrahlendem Gesicht verließ er mich.
Er hat der Familie seine Abreise angekündigt, die mißvergnügten Gesichter aber augenscheinlich durch den Zusatz aufgehellt, daß dieß die letzte Fahrt seyn solle, und daß er dann eine Lebens- art aufgeben werde, welche der Vater immer nur ungern zugelassen hat. Dieser hofft ihn für sein Handlungshaus zu gewinnen, ich glaube er trügt sich; Williams Sinn strebt nach der Stille des Landlebens, ihm fehlt der spekulative Geist des- sen der Kaufmann bedarf.
So muß ich denn diese Blätter schließen und siegeln; mögen sie glücklich zu Dir gelan- gen, meine Adele. Mein ganzes Seyn haucht Dir aus ihnen entgegen, nimm sie freundlich auf und tausche sie gegen andere von Deiner Hand aus, worauf ich so sehnlich hoffe. Gib mir Kunde von den Deinen, vorzüglich von Deiner guten Mutter; grüße diese herzlich von mir. Schreib mir auch, ach, nur in wenigen Wor-
wenn ſie es nicht ſelber wuͤnſchen. Mit freu- deſtrahlendem Geſicht verließ er mich.
Er hat der Familie ſeine Abreiſe angekuͤndigt, die mißvergnuͤgten Geſichter aber augenſcheinlich durch den Zuſatz aufgehellt, daß dieß die letzte Fahrt ſeyn ſolle, und daß er dann eine Lebens- art aufgeben werde, welche der Vater immer nur ungern zugelaſſen hat. Dieſer hofft ihn fuͤr ſein Handlungshaus zu gewinnen, ich glaube er truͤgt ſich; Williams Sinn ſtrebt nach der Stille des Landlebens, ihm fehlt der ſpekulative Geiſt deſ- ſen der Kaufmann bedarf.
So muß ich denn dieſe Blaͤtter ſchließen und ſiegeln; moͤgen ſie gluͤcklich zu Dir gelan- gen, meine Adele. Mein ganzes Seyn haucht Dir aus ihnen entgegen, nimm ſie freundlich auf und tauſche ſie gegen andere von Deiner Hand aus, worauf ich ſo ſehnlich hoffe. Gib mir Kunde von den Deinen, vorzuͤglich von Deiner guten Mutter; gruͤße dieſe herzlich von mir. Schreib mir auch, ach, nur in wenigen Wor-
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wenn ſie es nicht ſelber wuͤnſchen. Mit freu-
deſtrahlendem Geſicht verließ er mich.
Er hat der Familie ſeine Abreiſe angekuͤndigt,
die mißvergnuͤgten Geſichter aber augenſcheinlich
durch den Zuſatz aufgehellt, daß dieß die letzte
Fahrt ſeyn ſolle, und daß er dann eine Lebens-
art aufgeben werde, welche der Vater immer nur
ungern zugelaſſen hat. Dieſer hofft ihn fuͤr ſein
Handlungshaus zu gewinnen, ich glaube er truͤgt
ſich; Williams Sinn ſtrebt nach der Stille des
Landlebens, ihm fehlt der ſpekulative Geiſt deſ-
ſen der Kaufmann bedarf.
So muß ich denn dieſe Blaͤtter ſchließen
und ſiegeln; moͤgen ſie gluͤcklich zu Dir gelan-
gen, meine Adele. Mein ganzes Seyn haucht
Dir aus ihnen entgegen, nimm ſie freundlich
auf und tauſche ſie gegen andere von Deiner
Hand aus, worauf ich ſo ſehnlich hoffe. Gib
mir Kunde von den Deinen, vorzuͤglich von
Deiner guten Mutter; gruͤße dieſe herzlich von
mir. Schreib mir auch, ach, nur in wenigen Wor-
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/35>, abgerufen am 27.07.2024.
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