Stillen die besten Anstalten getroffen. Er gibt mir seinen eigenen Bedienten mit, einen treuen und erfahrenen Menschen, welcher schon einen großen Strich jener Gegenden durchreist ist, dann zwei ehrliche Schwarzen, auf welche er sich verlassen kann, Vater und Sohn. Der Vater, John, war in seiner früheren Jugend als Sklave in Virginien, entlief damahls seinem strengen Herrn, und gerieth zu den Wilden, welche ihn aufnahmen. Er war sechs Jahr unter ihnen, und lernte ihre Sprache und ihre Sitten voll- kommen. Jm Kriege zog der Stamm, bei welchem er sich befand, den Engländern zu Hülfe, wurde aber in einem Gefechte mit den Ameri- kanern zerstreut, und John gerieth auf seinem Jrrwege nach Pensilvanien, wo die menschen- freundlichen Begegnung ihm so wohl gefiel, daß er dort seinen Aufenthalt nahm. Er fand bald Arbeit, erwarb sich nach und nach ein kleines Eigenthum, heirathete eine freie Schwarze, und ist jetzt Vater von fünf Kindern, drei Söhne, und zwei Töchtern, welche alle verheirathet sind, bis auf die jüngste Tochter, welche mich, so wie einer ihrer Brüder ebenfalls begleiten wird.
Stillen die beſten Anſtalten getroffen. Er gibt mir ſeinen eigenen Bedienten mit, einen treuen und erfahrenen Menſchen, welcher ſchon einen großen Strich jener Gegenden durchreiſt iſt, dann zwei ehrliche Schwarzen, auf welche er ſich verlaſſen kann, Vater und Sohn. Der Vater, John, war in ſeiner fruͤheren Jugend als Sklave in Virginien, entlief damahls ſeinem ſtrengen Herrn, und gerieth zu den Wilden, welche ihn aufnahmen. Er war ſechs Jahr unter ihnen, und lernte ihre Sprache und ihre Sitten voll- kommen. Jm Kriege zog der Stamm, bei welchem er ſich befand, den Englaͤndern zu Huͤlfe, wurde aber in einem Gefechte mit den Ameri- kanern zerſtreut, und John gerieth auf ſeinem Jrrwege nach Penſilvanien, wo die menſchen- freundlichen Begegnung ihm ſo wohl gefiel, daß er dort ſeinen Aufenthalt nahm. Er fand bald Arbeit, erwarb ſich nach und nach ein kleines Eigenthum, heirathete eine freie Schwarze, und iſt jetzt Vater von fuͤnf Kindern, drei Soͤhne, und zwei Toͤchtern, welche alle verheirathet ſind, bis auf die juͤngſte Tochter, welche mich, ſo wie einer ihrer Bruͤder ebenfalls begleiten wird.
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Stillen die beſten Anſtalten getroffen. Er gibt
mir ſeinen eigenen Bedienten mit, einen treuen
und erfahrenen Menſchen, welcher ſchon einen
großen Strich jener Gegenden durchreiſt iſt,
dann zwei ehrliche Schwarzen, auf welche er ſich
verlaſſen kann, Vater und Sohn. Der Vater,
John, war in ſeiner fruͤheren Jugend als Sklave
in Virginien, entlief damahls ſeinem ſtrengen
Herrn, und gerieth zu den Wilden, welche ihn
aufnahmen. Er war ſechs Jahr unter ihnen,
und lernte ihre Sprache und ihre Sitten voll-
kommen. Jm Kriege zog der Stamm, bei
welchem er ſich befand, den Englaͤndern zu Huͤlfe,
wurde aber in einem Gefechte mit den Ameri-
kanern zerſtreut, und John gerieth auf ſeinem
Jrrwege nach Penſilvanien, wo die menſchen-
freundlichen Begegnung ihm ſo wohl gefiel, daß
er dort ſeinen Aufenthalt nahm. Er fand bald
Arbeit, erwarb ſich nach und nach ein kleines
Eigenthum, heirathete eine freie Schwarze, und
iſt jetzt Vater von fuͤnf Kindern, drei Soͤhne,
und zwei Toͤchtern, welche alle verheirathet ſind,
bis auf die juͤngſte Tochter, welche mich, ſo wie
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/29>, abgerufen am 27.07.2024.
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