Seite, John und Humphry begleiteten uns. Nach einem Wege von anderthalb Meilen floß der Schawanoe durch einen dichten Wald, oder kam vielmehr aus ihm uns entgegen, und an einigen Stellen faßten blühende Wiesen die Ufer ein. Als wir gegen Abend an einer derselben gelandet waren, bemerkten wir in dem nahen Gebüsch einige Wilde; John wurde ihnen ent- gegen geschickt, aber die Nacht brach an, ohne daß er zurück kehrte. Wir geriethen in die leb- hafteste Unruhe, schliefen nur abwechselnd und wenig, und erwarteten mit Sehnsucht den Mor- geu. Herrlich ging die Sonne über der Wild- niß auf, und vielartige Papagoyen durchhüpften die Zweige und sonneten am Morgenstrahl ihr buntes Gefieder; für uns Unruhige ging die Schönheit dieses Schauspiel fast verloren. End- lich nach mehrstündigem Harren, und nachdem man den Saum der Gebüsche vergebens durch- späht hatte, jauchzte uns der sehnlich erwartete aus weiter Entfernung zu. Bald wurde er, in Begleitung von wohl zwanzig Wilden, sichtbar, zu deren, einige Meilen entferntem Lager man ihn gestern Abend geführt hatte. Die Wilden
Seite, John und Humphry begleiteten uns. Nach einem Wege von anderthalb Meilen floß der Schawanoe durch einen dichten Wald, oder kam vielmehr aus ihm uns entgegen, und an einigen Stellen faßten bluͤhende Wieſen die Ufer ein. Als wir gegen Abend an einer derſelben gelandet waren, bemerkten wir in dem nahen Gebuͤſch einige Wilde; John wurde ihnen ent- gegen geſchickt, aber die Nacht brach an, ohne daß er zuruͤck kehrte. Wir geriethen in die leb- hafteſte Unruhe, ſchliefen nur abwechſelnd und wenig, und erwarteten mit Sehnſucht den Mor- geu. Herrlich ging die Sonne uͤber der Wild- niß auf, und vielartige Papagoyen durchhuͤpften die Zweige und ſonneten am Morgenſtrahl ihr buntes Gefieder; fuͤr uns Unruhige ging die Schoͤnheit dieſes Schauſpiel faſt verloren. End- lich nach mehrſtuͤndigem Harren, und nachdem man den Saum der Gebuͤſche vergebens durch- ſpaͤht hatte, jauchzte uns der ſehnlich erwartete aus weiter Entfernung zu. Bald wurde er, in Begleitung von wohl zwanzig Wilden, ſichtbar, zu deren, einige Meilen entferntem Lager man ihn geſtern Abend gefuͤhrt hatte. Die Wilden
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Seite, John und Humphry begleiteten uns.
Nach einem Wege von anderthalb Meilen floß
der Schawanoe durch einen dichten Wald, oder
kam vielmehr aus ihm uns entgegen, und an
einigen Stellen faßten bluͤhende Wieſen die Ufer
ein. Als wir gegen Abend an einer derſelben
gelandet waren, bemerkten wir in dem nahen
Gebuͤſch einige Wilde; John wurde ihnen ent-
gegen geſchickt, aber die Nacht brach an, ohne
daß er zuruͤck kehrte. Wir geriethen in die leb-
hafteſte Unruhe, ſchliefen nur abwechſelnd und
wenig, und erwarteten mit Sehnſucht den Mor-
geu. Herrlich ging die Sonne uͤber der Wild-
niß auf, und vielartige Papagoyen durchhuͤpften
die Zweige und ſonneten am Morgenſtrahl ihr
buntes Gefieder; fuͤr uns Unruhige ging die
Schoͤnheit dieſes Schauſpiel faſt verloren. End-
lich nach mehrſtuͤndigem Harren, und nachdem
man den Saum der Gebuͤſche vergebens durch-
ſpaͤht hatte, jauchzte uns der ſehnlich erwartete
aus weiter Entfernung zu. Bald wurde er, in
Begleitung von wohl zwanzig Wilden, ſichtbar,
zu deren, einige Meilen entferntem Lager man
ihn geſtern Abend gefuͤhrt hatte. Die Wilden
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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 2. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia02_1820/124>, abgerufen am 16.02.2025.
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