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Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820.

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nen Freiwilligen und Henrietten, der zweiten
Tochter des Hausees, sich eine innige Nei-
gung entsponnen hatte. Die Aelteste, Nancy,
war mit einem, im Civil-Dienst angestellten Lands-
manne versprochen, und sahe die wachsende Zunei-
gung ihrer Schwester mit mißbilligenden Augen
an. Es kam darüber bald, in meiner Gegen-
wart, zu Familien-Streitigkeiten. Mein Gott
ein Ketzer! seufzte die gute fromme Mutter.
Jst er nicht ein edler Mensch, liebes Mütter-
chen? sagte ich besänftigend, ist er nicht so brav
als menschlich im Reden und Handeln? spricht
er nicht von seinen Aeltern und Geschwistern mit
der zartesten Ehrfurcht und Liebe, und von Gott,
in zufälligen Aeußerungen, mit Vertrauen und
Dankbarkeit? Alles schön mein Kind, alles schön,
erwiederte die gute Alte, es ist ein lieber, guter
Mensch, auch nicht unbemittelt, wie man hört,
aber er hat doch nicht den rechten Glauben.
Darüber kann nur Gott entscheiden, antwortete
ich, die Formen sind Menschenwerk. Es kostete
mir viele Mühe, das Gewissen der frommen Frau
zu beruhigen, doch kam ich damit noch leich-
ter zu Stande, als das leidenschaftliche Vorur-

nen Freiwilligen und Henrietten, der zweiten
Tochter des Hauſees, ſich eine innige Nei-
gung entſponnen hatte. Die Aelteſte, Nancy,
war mit einem, im Civil-Dienſt angeſtellten Lands-
manne verſprochen, und ſahe die wachſende Zunei-
gung ihrer Schweſter mit mißbilligenden Augen
an. Es kam daruͤber bald, in meiner Gegen-
wart, zu Familien-Streitigkeiten. Mein Gott
ein Ketzer! ſeufzte die gute fromme Mutter.
Jſt er nicht ein edler Menſch, liebes Muͤtter-
chen? ſagte ich beſaͤnftigend, iſt er nicht ſo brav
als menſchlich im Reden und Handeln? ſpricht
er nicht von ſeinen Aeltern und Geſchwiſtern mit
der zarteſten Ehrfurcht und Liebe, und von Gott,
in zufaͤlligen Aeußerungen, mit Vertrauen und
Dankbarkeit? Alles ſchoͤn mein Kind, alles ſchoͤn,
erwiederte die gute Alte, es iſt ein lieber, guter
Menſch, auch nicht unbemittelt, wie man hoͤrt,
aber er hat doch nicht den rechten Glauben.
Daruͤber kann nur Gott entſcheiden, antwortete
ich, die Formen ſind Menſchenwerk. Es koſtete
mir viele Muͤhe, das Gewiſſen der frommen Frau
zu beruhigen, doch kam ich damit noch leich-
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[180/0190] nen Freiwilligen und Henrietten, der zweiten Tochter des Hauſees, ſich eine innige Nei- gung entſponnen hatte. Die Aelteſte, Nancy, war mit einem, im Civil-Dienſt angeſtellten Lands- manne verſprochen, und ſahe die wachſende Zunei- gung ihrer Schweſter mit mißbilligenden Augen an. Es kam daruͤber bald, in meiner Gegen- wart, zu Familien-Streitigkeiten. Mein Gott ein Ketzer! ſeufzte die gute fromme Mutter. Jſt er nicht ein edler Menſch, liebes Muͤtter- chen? ſagte ich beſaͤnftigend, iſt er nicht ſo brav als menſchlich im Reden und Handeln? ſpricht er nicht von ſeinen Aeltern und Geſchwiſtern mit der zarteſten Ehrfurcht und Liebe, und von Gott, in zufaͤlligen Aeußerungen, mit Vertrauen und Dankbarkeit? Alles ſchoͤn mein Kind, alles ſchoͤn, erwiederte die gute Alte, es iſt ein lieber, guter Menſch, auch nicht unbemittelt, wie man hoͤrt, aber er hat doch nicht den rechten Glauben. Daruͤber kann nur Gott entſcheiden, antwortete ich, die Formen ſind Menſchenwerk. Es koſtete mir viele Muͤhe, das Gewiſſen der frommen Frau zu beruhigen, doch kam ich damit noch leich- ter zu Stande, als das leidenſchaftliche Vorur-

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Zitationshilfe: Frölich, Henriette: Virginia oder die Kolonie von Kentucky. Bd. 1. Hrsg. v. Jerta. Berlin, 1820, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/froelich_virginia01_1820/190>, abgerufen am 24.11.2024.