Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.I. An einem Frühlingsmittage des Jahres 1749 machte sich unter einem Theil der regelmäßigen Morgenbesucher des Bärengrabens in Bern, der zu jener Zeit am Ausgange der Schauplatzgasse lag und sich damals noch einer größeren Anzahl ständiger Stammgäste zu erfreuen hatte, als heut zu Tage, eine ungewöhnliche Bewegung bemerklich. Während sonst die ehrbaren Burger gravitätisch in Schlafrock und Pantoffeln dahergewandelt kamen, um behaglich über das Grabengeländer gelehnt sich durch den Anblick des vielgeliebten Wappenthieres auf das Tagewerk vorzubereiten, gingen sie jetzt, wie in unruhiger Erwartung getrieben, hin und wieder, jeden neuen Ankömmling schon von Weitem gleichsam mit Blick und Miene ausfragend. Drunten begannen die Mutzen ihre hochbewunderten Künste, um sich die gewohnten Morgenbrödchen ihrer Verehrer zu verdienen; die Alten producirten Bittemännchen und Drehtänze, die Jungen schlugen so drollige Purzelbäume, wie sie I. An einem Frühlingsmittage des Jahres 1749 machte sich unter einem Theil der regelmäßigen Morgenbesucher des Bärengrabens in Bern, der zu jener Zeit am Ausgange der Schauplatzgasse lag und sich damals noch einer größeren Anzahl ständiger Stammgäste zu erfreuen hatte, als heut zu Tage, eine ungewöhnliche Bewegung bemerklich. Während sonst die ehrbaren Burger gravitätisch in Schlafrock und Pantoffeln dahergewandelt kamen, um behaglich über das Grabengeländer gelehnt sich durch den Anblick des vielgeliebten Wappenthieres auf das Tagewerk vorzubereiten, gingen sie jetzt, wie in unruhiger Erwartung getrieben, hin und wieder, jeden neuen Ankömmling schon von Weitem gleichsam mit Blick und Miene ausfragend. Drunten begannen die Mutzen ihre hochbewunderten Künste, um sich die gewohnten Morgenbrödchen ihrer Verehrer zu verdienen; die Alten producirten Bittemännchen und Drehtänze, die Jungen schlugen so drollige Purzelbäume, wie sie <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <pb facs="#f0007"/> </div> </front> <body> <div type="chapter" n="1"> <head>I.</head><lb/> <p>An einem Frühlingsmittage des Jahres 1749 machte sich unter einem Theil der regelmäßigen Morgenbesucher des Bärengrabens in Bern, der zu jener Zeit am Ausgange der Schauplatzgasse lag und sich damals noch einer größeren Anzahl ständiger Stammgäste zu erfreuen hatte, als heut zu Tage, eine ungewöhnliche Bewegung bemerklich. Während sonst die ehrbaren Burger gravitätisch in Schlafrock und Pantoffeln dahergewandelt kamen, um behaglich über das Grabengeländer gelehnt sich durch den Anblick des vielgeliebten Wappenthieres auf das Tagewerk vorzubereiten, gingen sie jetzt, wie in unruhiger Erwartung getrieben, hin und wieder, jeden neuen Ankömmling schon von Weitem gleichsam mit Blick und Miene ausfragend. Drunten begannen die Mutzen ihre hochbewunderten Künste, um sich die gewohnten Morgenbrödchen ihrer Verehrer zu verdienen; die Alten producirten Bittemännchen und Drehtänze, die Jungen schlugen so drollige Purzelbäume, wie sie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0007]
I.
An einem Frühlingsmittage des Jahres 1749 machte sich unter einem Theil der regelmäßigen Morgenbesucher des Bärengrabens in Bern, der zu jener Zeit am Ausgange der Schauplatzgasse lag und sich damals noch einer größeren Anzahl ständiger Stammgäste zu erfreuen hatte, als heut zu Tage, eine ungewöhnliche Bewegung bemerklich. Während sonst die ehrbaren Burger gravitätisch in Schlafrock und Pantoffeln dahergewandelt kamen, um behaglich über das Grabengeländer gelehnt sich durch den Anblick des vielgeliebten Wappenthieres auf das Tagewerk vorzubereiten, gingen sie jetzt, wie in unruhiger Erwartung getrieben, hin und wieder, jeden neuen Ankömmling schon von Weitem gleichsam mit Blick und Miene ausfragend. Drunten begannen die Mutzen ihre hochbewunderten Künste, um sich die gewohnten Morgenbrödchen ihrer Verehrer zu verdienen; die Alten producirten Bittemännchen und Drehtänze, die Jungen schlugen so drollige Purzelbäume, wie sie
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