Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.läugnen, daß hie und da ein gewisses conventionelles Schönheitsgefühl die Frische und Unmittelbarkeit seiner Dorfgeschichten beeinträchtigt. Ich habe deßhalb ein historisches Lebensbild gewählt, in welchem sich alle Vorzüge Frey's am erfreulichsten entfalten: klares Durchbilden des Thema's, Betonen des Hauptmotivs in echt novellistischer Schärfe und ein sicherer Tact in der Lösung des sittlichen Problems. Nach dieser Seite ist die vorliegende Erzählung wahrhaft mustergültig. Niemand wird sich dem erschütternden Eindruck der tragischen Gerechtigkeit entziehen, die hier, im Einklang mit dem Gewissen des Helden, in überraschender Weise geübt wird, während wiederum die Mischung von Kühnheit und Selbstsucht in der Schuld des Unglücklichen seiner Gestalt unser volles Interesse sichert. Auch die Darstellung, die in der ersten Hälfte hie und da an Ueberschwänglichkeiten leidet, erhebt sich mehr und mehr zu charakteristischer Einfachheit und dichterischer Gewalt. läugnen, daß hie und da ein gewisses conventionelles Schönheitsgefühl die Frische und Unmittelbarkeit seiner Dorfgeschichten beeinträchtigt. Ich habe deßhalb ein historisches Lebensbild gewählt, in welchem sich alle Vorzüge Frey's am erfreulichsten entfalten: klares Durchbilden des Thema's, Betonen des Hauptmotivs in echt novellistischer Schärfe und ein sicherer Tact in der Lösung des sittlichen Problems. Nach dieser Seite ist die vorliegende Erzählung wahrhaft mustergültig. Niemand wird sich dem erschütternden Eindruck der tragischen Gerechtigkeit entziehen, die hier, im Einklang mit dem Gewissen des Helden, in überraschender Weise geübt wird, während wiederum die Mischung von Kühnheit und Selbstsucht in der Schuld des Unglücklichen seiner Gestalt unser volles Interesse sichert. Auch die Darstellung, die in der ersten Hälfte hie und da an Ueberschwänglichkeiten leidet, erhebt sich mehr und mehr zu charakteristischer Einfachheit und dichterischer Gewalt. <TEI> <text> <front> <div type="preface"> <p><pb facs="#f0006"/> läugnen, daß hie und da ein gewisses conventionelles Schönheitsgefühl die Frische und Unmittelbarkeit seiner Dorfgeschichten beeinträchtigt. Ich habe deßhalb ein historisches Lebensbild gewählt, in welchem sich alle Vorzüge Frey's am erfreulichsten entfalten: klares Durchbilden des Thema's, Betonen des Hauptmotivs in echt novellistischer Schärfe und ein sicherer Tact in der Lösung des sittlichen Problems. Nach dieser Seite ist die vorliegende Erzählung wahrhaft mustergültig. Niemand wird sich dem erschütternden Eindruck der tragischen Gerechtigkeit entziehen, die hier, im Einklang mit dem Gewissen des Helden, in überraschender Weise geübt wird, während wiederum die Mischung von Kühnheit und Selbstsucht in der Schuld des Unglücklichen seiner Gestalt unser volles Interesse sichert. Auch die Darstellung, die in der ersten Hälfte hie und da an Ueberschwänglichkeiten leidet, erhebt sich mehr und mehr zu charakteristischer Einfachheit und dichterischer Gewalt.</p><lb/> </div> </front> </text> </TEI> [0006]
läugnen, daß hie und da ein gewisses conventionelles Schönheitsgefühl die Frische und Unmittelbarkeit seiner Dorfgeschichten beeinträchtigt. Ich habe deßhalb ein historisches Lebensbild gewählt, in welchem sich alle Vorzüge Frey's am erfreulichsten entfalten: klares Durchbilden des Thema's, Betonen des Hauptmotivs in echt novellistischer Schärfe und ein sicherer Tact in der Lösung des sittlichen Problems. Nach dieser Seite ist die vorliegende Erzählung wahrhaft mustergültig. Niemand wird sich dem erschütternden Eindruck der tragischen Gerechtigkeit entziehen, die hier, im Einklang mit dem Gewissen des Helden, in überraschender Weise geübt wird, während wiederum die Mischung von Kühnheit und Selbstsucht in der Schuld des Unglücklichen seiner Gestalt unser volles Interesse sichert. Auch die Darstellung, die in der ersten Hälfte hie und da an Ueberschwänglichkeiten leidet, erhebt sich mehr und mehr zu charakteristischer Einfachheit und dichterischer Gewalt.
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