Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Schon so früh, Papa? sagte sie, die großen, träumerischen Augen verwundert aufschlagend, gewiß hat mir das einen fröhlichen Tag zu bedeuten. Na, Dummheiten, erwiderte der Oberst, während sich doch seine strengen Züge milderten beim Anblicke des feinen Antlitzes, das ihm wie ein milder Stern entgegenschimmerte, na, freilich sollst einen frohen Tag haben ... wie immer, Jule. Aber was ich sagen wollt' ... heut' kommt ein neuer Friseur zu dir ... etwas früher als andere Tage. Der andere sei zum Teufel gegangen. Und bloß deßhalb habt Ihr Euch bemüht, Papa? Versteht sich, Kleine, warum denn nicht? erwiderte der Oberst in einem Anfluge von Verlegenheit vor dem mit wachsender Verwunderung an ihm hängenden Blicke der Tochter; bin droben gewesen beim Bärengraben und hab's da vernommen ... ist aber noch etwas Anderes dabei. Ach, fiel das Fräulein lächelnd ein, am Ende handelt es sich gar um den verzauberten Prinzen. Was, Prinzen! schrie der Oberst, wer fackelte dir schon von den Dummheiten? Werde nicht böse, Papa ... nur Mädeli hat mir davon geplaudert. Der Oberst schwieg eine Weile, während er mit dem Stocke hastig, aber leise auf den Boden stieß. Albernes Weibergeschwätz, versteht sich, fuhr er dann mit gedämpfterer Stimme fort; weiß wohl, wie sich die Schon so früh, Papa? sagte sie, die großen, träumerischen Augen verwundert aufschlagend, gewiß hat mir das einen fröhlichen Tag zu bedeuten. Na, Dummheiten, erwiderte der Oberst, während sich doch seine strengen Züge milderten beim Anblicke des feinen Antlitzes, das ihm wie ein milder Stern entgegenschimmerte, na, freilich sollst einen frohen Tag haben … wie immer, Jule. Aber was ich sagen wollt' … heut' kommt ein neuer Friseur zu dir … etwas früher als andere Tage. Der andere sei zum Teufel gegangen. Und bloß deßhalb habt Ihr Euch bemüht, Papa? Versteht sich, Kleine, warum denn nicht? erwiderte der Oberst in einem Anfluge von Verlegenheit vor dem mit wachsender Verwunderung an ihm hängenden Blicke der Tochter; bin droben gewesen beim Bärengraben und hab's da vernommen … ist aber noch etwas Anderes dabei. Ach, fiel das Fräulein lächelnd ein, am Ende handelt es sich gar um den verzauberten Prinzen. Was, Prinzen! schrie der Oberst, wer fackelte dir schon von den Dummheiten? Werde nicht böse, Papa … nur Mädeli hat mir davon geplaudert. Der Oberst schwieg eine Weile, während er mit dem Stocke hastig, aber leise auf den Boden stieß. Albernes Weibergeschwätz, versteht sich, fuhr er dann mit gedämpfterer Stimme fort; weiß wohl, wie sich die <TEI> <text> <body> <div type="chapter" n="1"> <p><pb facs="#f0020"/> Schon so früh, Papa? sagte sie, die großen, träumerischen Augen verwundert aufschlagend, gewiß hat mir das einen fröhlichen Tag zu bedeuten.</p><lb/> <p>Na, Dummheiten, erwiderte der Oberst, während sich doch seine strengen Züge milderten beim Anblicke des feinen Antlitzes, das ihm wie ein milder Stern entgegenschimmerte, na, freilich sollst einen frohen Tag haben … wie immer, Jule. Aber was ich sagen wollt' … heut' kommt ein neuer Friseur zu dir … etwas früher als andere Tage. Der andere sei zum Teufel gegangen.</p><lb/> <p>Und bloß deßhalb habt Ihr Euch bemüht, Papa?</p><lb/> <p>Versteht sich, Kleine, warum denn nicht? erwiderte der Oberst in einem Anfluge von Verlegenheit vor dem mit wachsender Verwunderung an ihm hängenden Blicke der Tochter; bin droben gewesen beim Bärengraben und hab's da vernommen … ist aber noch etwas Anderes dabei.</p><lb/> <p>Ach, fiel das Fräulein lächelnd ein, am Ende handelt es sich gar um den verzauberten Prinzen.</p><lb/> <p>Was, Prinzen! schrie der Oberst, wer fackelte dir schon von den Dummheiten?</p><lb/> <p>Werde nicht böse, Papa … nur Mädeli hat mir davon geplaudert.</p><lb/> <p>Der Oberst schwieg eine Weile, während er mit dem Stocke hastig, aber leise auf den Boden stieß. Albernes Weibergeschwätz, versteht sich, fuhr er dann mit gedämpfterer Stimme fort; weiß wohl, wie sich die<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [0020]
Schon so früh, Papa? sagte sie, die großen, träumerischen Augen verwundert aufschlagend, gewiß hat mir das einen fröhlichen Tag zu bedeuten.
Na, Dummheiten, erwiderte der Oberst, während sich doch seine strengen Züge milderten beim Anblicke des feinen Antlitzes, das ihm wie ein milder Stern entgegenschimmerte, na, freilich sollst einen frohen Tag haben … wie immer, Jule. Aber was ich sagen wollt' … heut' kommt ein neuer Friseur zu dir … etwas früher als andere Tage. Der andere sei zum Teufel gegangen.
Und bloß deßhalb habt Ihr Euch bemüht, Papa?
Versteht sich, Kleine, warum denn nicht? erwiderte der Oberst in einem Anfluge von Verlegenheit vor dem mit wachsender Verwunderung an ihm hängenden Blicke der Tochter; bin droben gewesen beim Bärengraben und hab's da vernommen … ist aber noch etwas Anderes dabei.
Ach, fiel das Fräulein lächelnd ein, am Ende handelt es sich gar um den verzauberten Prinzen.
Was, Prinzen! schrie der Oberst, wer fackelte dir schon von den Dummheiten?
Werde nicht böse, Papa … nur Mädeli hat mir davon geplaudert.
Der Oberst schwieg eine Weile, während er mit dem Stocke hastig, aber leise auf den Boden stieß. Albernes Weibergeschwätz, versteht sich, fuhr er dann mit gedämpfterer Stimme fort; weiß wohl, wie sich die
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Zitationshilfe: | Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/20>, abgerufen am 26.07.2024. |