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Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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diger Herr Oberst, sagte er ihm entgegentretend und zugleich seiner Frau zuwinkend, die Tassen wegzuräumen: ist's denn schon an der Zeit, oder geht meine Uhr falsch?

Nichts da, bleibt sitzen, Meister Hänni, erwiderte der Oberst mit einer Stimme, deren Schall an den Wänden hin zitterte, als müsse er einen Ausgang ins Freie suchen; kaum halb acht vorbei ... kann aber nicht kommen zur Stunde ... Geschäfte zu Haus.

Und Euer Gnaden befehlen?

Er schickt ja seinen Gesellen gegen Mittag zu meiner Tochter ... was? ... Gut, der soll etwas früher kommen, als gewöhnlich, und dann auch bei mir klopfen.

Es ist ein neu eingetretener; Francois, der Schlingel, ist mir davon gelaufen; bitte deßhalb auch das gnädige Fräulein um Nachsicht.

Ein neuer? Schöne Geschichten, schrie der Oberst; schickt ihn her, Meister, Punkt zehn Uhr, zehn Minuten ... verstanden? ... Werd' das Fräulein avertiren.

Der Meister machte seinen Bückling, während der alte Soldat seinen langen Rohrstock auf den Boden stieß, als müsse er ein Siegel auf seinen Befehl drücken, und dann wieder abmarschirte.

Als der Oberst seine Wohnung erreicht, stieg er über die breite Steintreppe einem Gemache zu, das mit seiner Fensterseite nach dem grünen Aarstrome und dem Hochgebirge ging. Es war das ein Aufenthalt, ganz

diger Herr Oberst, sagte er ihm entgegentretend und zugleich seiner Frau zuwinkend, die Tassen wegzuräumen: ist's denn schon an der Zeit, oder geht meine Uhr falsch?

Nichts da, bleibt sitzen, Meister Hänni, erwiderte der Oberst mit einer Stimme, deren Schall an den Wänden hin zitterte, als müsse er einen Ausgang ins Freie suchen; kaum halb acht vorbei … kann aber nicht kommen zur Stunde … Geschäfte zu Haus.

Und Euer Gnaden befehlen?

Er schickt ja seinen Gesellen gegen Mittag zu meiner Tochter … was? … Gut, der soll etwas früher kommen, als gewöhnlich, und dann auch bei mir klopfen.

Es ist ein neu eingetretener; François, der Schlingel, ist mir davon gelaufen; bitte deßhalb auch das gnädige Fräulein um Nachsicht.

Ein neuer? Schöne Geschichten, schrie der Oberst; schickt ihn her, Meister, Punkt zehn Uhr, zehn Minuten … verstanden? … Werd' das Fräulein avertiren.

Der Meister machte seinen Bückling, während der alte Soldat seinen langen Rohrstock auf den Boden stieß, als müsse er ein Siegel auf seinen Befehl drücken, und dann wieder abmarschirte.

Als der Oberst seine Wohnung erreicht, stieg er über die breite Steintreppe einem Gemache zu, das mit seiner Fensterseite nach dem grünen Aarstrome und dem Hochgebirge ging. Es war das ein Aufenthalt, ganz

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[0018] diger Herr Oberst, sagte er ihm entgegentretend und zugleich seiner Frau zuwinkend, die Tassen wegzuräumen: ist's denn schon an der Zeit, oder geht meine Uhr falsch? Nichts da, bleibt sitzen, Meister Hänni, erwiderte der Oberst mit einer Stimme, deren Schall an den Wänden hin zitterte, als müsse er einen Ausgang ins Freie suchen; kaum halb acht vorbei … kann aber nicht kommen zur Stunde … Geschäfte zu Haus. Und Euer Gnaden befehlen? Er schickt ja seinen Gesellen gegen Mittag zu meiner Tochter … was? … Gut, der soll etwas früher kommen, als gewöhnlich, und dann auch bei mir klopfen. Es ist ein neu eingetretener; François, der Schlingel, ist mir davon gelaufen; bitte deßhalb auch das gnädige Fräulein um Nachsicht. Ein neuer? Schöne Geschichten, schrie der Oberst; schickt ihn her, Meister, Punkt zehn Uhr, zehn Minuten … verstanden? … Werd' das Fräulein avertiren. Der Meister machte seinen Bückling, während der alte Soldat seinen langen Rohrstock auf den Boden stieß, als müsse er ein Siegel auf seinen Befehl drücken, und dann wieder abmarschirte. Als der Oberst seine Wohnung erreicht, stieg er über die breite Steintreppe einem Gemache zu, das mit seiner Fensterseite nach dem grünen Aarstrome und dem Hochgebirge ging. Es war das ein Aufenthalt, ganz

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-14T15:04:13Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-14T15:04:13Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Frey, Jacob: Das erfüllte Versprechen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–107. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frey_versprechen_1910/18>, abgerufen am 24.11.2024.