Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.

Bild:
<< vorherige Seite

machen, und das ist geradezu schädlich in Deiner Lage. Ich fange an, sie zu begreifen, und möchte Dir helfen, liebe Cousine, weil Du Dich nun doch einmal an mich gewandt hast. Das Mittel ist auch schon gefunden, und ich rathe Dir nun dringend: schlag es nicht aus, sondern ergreif die Hand, die ich Dir hinstrecke. Also, liebes Kind, es ist nicht anders, Du mußt heimlich vom Hause fortgehen und hierher kommen. Du schreibst dann von hier aus Deinem Alten, wie die Sache steht, und nach einigem Hin- und Herreden (ich werde ihnen natürlich auch mein Theil sagen) ist alles richtig; Du wirst mit der Bedingung immatrikulirt, später die Matura machen zu müssen, und bist in ein paar Wochen Kopenhagener Studentin so gut wie eine! Bei der Vorbereitung helf ich Dir natürlich; ich bin schon sehr vergnügt, daß Du kommst. Ich habe heute in mehreren Pensionen nachgefragt, ob Platz ist. Die einzige Schwierigkeit wäre das Reisegeld: ich bin nämlich den Augenblick auch etwas abgebrannt; aber ich kann ja immer pumpen, hab also keine Sorge deswegen. Soll ich das Geld auch an die Steenbocken schicken, oder wäre es ihr am Ende doch verdächtig? Gib mir sofort Nachricht! Wenn Du entschlossen bist, so thust Du wohl am besten, eine Fahrt nach Hamburg vorzuschützen. Gibt es nicht Jemand, den Du dort besuchen mußt? Aber ich überlasse das alles Dir, die Weiber

machen, und das ist geradezu schädlich in Deiner Lage. Ich fange an, sie zu begreifen, und möchte Dir helfen, liebe Cousine, weil Du Dich nun doch einmal an mich gewandt hast. Das Mittel ist auch schon gefunden, und ich rathe Dir nun dringend: schlag es nicht aus, sondern ergreif die Hand, die ich Dir hinstrecke. Also, liebes Kind, es ist nicht anders, Du mußt heimlich vom Hause fortgehen und hierher kommen. Du schreibst dann von hier aus Deinem Alten, wie die Sache steht, und nach einigem Hin- und Herreden (ich werde ihnen natürlich auch mein Theil sagen) ist alles richtig; Du wirst mit der Bedingung immatrikulirt, später die Matura machen zu müssen, und bist in ein paar Wochen Kopenhagener Studentin so gut wie eine! Bei der Vorbereitung helf ich Dir natürlich; ich bin schon sehr vergnügt, daß Du kommst. Ich habe heute in mehreren Pensionen nachgefragt, ob Platz ist. Die einzige Schwierigkeit wäre das Reisegeld: ich bin nämlich den Augenblick auch etwas abgebrannt; aber ich kann ja immer pumpen, hab also keine Sorge deswegen. Soll ich das Geld auch an die Steenbocken schicken, oder wäre es ihr am Ende doch verdächtig? Gib mir sofort Nachricht! Wenn Du entschlossen bist, so thust Du wohl am besten, eine Fahrt nach Hamburg vorzuschützen. Gibt es nicht Jemand, den Du dort besuchen mußt? Aber ich überlasse das alles Dir, die Weiber

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="letter" n="2">
          <p><pb facs="#f0339" n="331"/>
machen, und das ist geradezu schädlich in Deiner Lage. Ich fange an, sie zu begreifen, und möchte Dir helfen, liebe Cousine, weil Du Dich nun doch einmal an mich gewandt hast. Das Mittel ist auch schon gefunden, und ich rathe Dir nun dringend: schlag es nicht aus, sondern ergreif die Hand, die ich Dir hinstrecke. Also, liebes Kind, es ist nicht anders, Du mußt heimlich vom Hause fortgehen und hierher kommen. Du schreibst dann von hier aus Deinem Alten, wie die Sache steht, und nach einigem Hin- und Herreden (ich werde ihnen natürlich auch mein Theil sagen) ist alles richtig; Du wirst mit der Bedingung immatrikulirt, später die Matura machen zu müssen, und bist in ein paar Wochen Kopenhagener Studentin so gut wie eine! Bei der Vorbereitung helf ich Dir natürlich; ich bin schon sehr vergnügt, daß Du kommst. Ich habe heute in mehreren Pensionen nachgefragt, ob Platz ist. Die einzige Schwierigkeit wäre das Reisegeld: ich bin nämlich den Augenblick auch etwas abgebrannt; aber ich kann ja immer pumpen, hab also keine Sorge deswegen. Soll ich das Geld auch an die Steenbocken schicken, oder wäre es ihr am Ende doch verdächtig? Gib mir sofort Nachricht! Wenn Du entschlossen bist, so thust Du wohl am besten, eine Fahrt nach Hamburg vorzuschützen. Gibt es nicht Jemand, den Du dort besuchen mußt? Aber ich überlasse das alles Dir, die Weiber
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[331/0339] machen, und das ist geradezu schädlich in Deiner Lage. Ich fange an, sie zu begreifen, und möchte Dir helfen, liebe Cousine, weil Du Dich nun doch einmal an mich gewandt hast. Das Mittel ist auch schon gefunden, und ich rathe Dir nun dringend: schlag es nicht aus, sondern ergreif die Hand, die ich Dir hinstrecke. Also, liebes Kind, es ist nicht anders, Du mußt heimlich vom Hause fortgehen und hierher kommen. Du schreibst dann von hier aus Deinem Alten, wie die Sache steht, und nach einigem Hin- und Herreden (ich werde ihnen natürlich auch mein Theil sagen) ist alles richtig; Du wirst mit der Bedingung immatrikulirt, später die Matura machen zu müssen, und bist in ein paar Wochen Kopenhagener Studentin so gut wie eine! Bei der Vorbereitung helf ich Dir natürlich; ich bin schon sehr vergnügt, daß Du kommst. Ich habe heute in mehreren Pensionen nachgefragt, ob Platz ist. Die einzige Schwierigkeit wäre das Reisegeld: ich bin nämlich den Augenblick auch etwas abgebrannt; aber ich kann ja immer pumpen, hab also keine Sorge deswegen. Soll ich das Geld auch an die Steenbocken schicken, oder wäre es ihr am Ende doch verdächtig? Gib mir sofort Nachricht! Wenn Du entschlossen bist, so thust Du wohl am besten, eine Fahrt nach Hamburg vorzuschützen. Gibt es nicht Jemand, den Du dort besuchen mußt? Aber ich überlasse das alles Dir, die Weiber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/339
Zitationshilfe: Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895, S. 331. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_fluegel_1895/339>, abgerufen am 21.11.2024.