Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.sagen: "Adolf ist ein schlechter Mensch, nicht Tante?" "Ach Kind, sprich lieber gar nicht von dem Eselinsky! Er wird nach Amerika geschickt, und damit hopp und hollah! Mein Mann will mit dem Vormund Rücksprache nehmen - -" "Und seine - Frau und sein Sohn, was macht er mit denen?" Mama starrte sie sprachlos an, lachte heiser und wurde dann auf einmal steif. "Das sind Dinge, die 'n anständiges, junges Mädchen nicht zu wissen braucht, und das zeugt nich von Bildung, daß man über so was spricht. Was wird so 'n siebzehnjähriger Schleef wohl'n Frau haben? Da is man still und denkt sein Theil! Wer wird wohl so was in'n Mund nehmen? So is es zu meiner Zeit Mode gewesen, und so mach' ich es wieder bei meinen Kindern. Wart, bis Du Dich mal verheirathest!" "Ich? nie!" rief Annita hastig. Jetzt bin ich fertig hier, dachte sie. Mama blieb steif vor ihr stehen mit ärgerlichen Runzeln auf der Stirn. "Nee Du, nu reißt mir auch mal der Geduldsfaden, nu mag ich das Gewäsch nicht mehr hören. Du thust mir 'n büschen zu blümerant, - mußt Dir wirklich erst mal den Wind um die Nase wehn lassen. Nichts wie Freundlichkeiten hast Du hier genossen, un dennoch immer dieses abstoßende Wesen gegen Angela sagen: „Adolf ist ein schlechter Mensch, nicht Tante?“ „Ach Kind, sprich lieber gar nicht von dem Eselinsky! Er wird nach Amerika geschickt, und damit hopp und hollah! Mein Mann will mit dem Vormund Rücksprache nehmen – –“ „Und seine – Frau und sein Sohn, was macht er mit denen?“ Mama starrte sie sprachlos an, lachte heiser und wurde dann auf einmal steif. „Das sind Dinge, die ’n anständiges, junges Mädchen nicht zu wissen braucht, und das zeugt nich von Bildung, daß man über so was spricht. Was wird so ’n siebzehnjähriger Schleef wohl’n Frau haben? Da is man still und denkt sein Theil! Wer wird wohl so was in’n Mund nehmen? So is es zu meiner Zeit Mode gewesen, und so mach’ ich es wieder bei meinen Kindern. Wart, bis Du Dich mal verheirathest!“ „Ich? nie!“ rief Annita hastig. Jetzt bin ich fertig hier, dachte sie. Mama blieb steif vor ihr stehen mit ärgerlichen Runzeln auf der Stirn. „Nee Du, nu reißt mir auch mal der Geduldsfaden, nu mag ich das Gewäsch nicht mehr hören. Du thust mir ’n büschen zu blümerant, – mußt Dir wirklich erst mal den Wind um die Nase wehn lassen. Nichts wie Freundlichkeiten hast Du hier genossen, un dennoch immer dieses abstoßende Wesen gegen Angela <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0279" n="271"/> sagen: „Adolf ist ein schlechter Mensch, nicht Tante?“</p> <p>„Ach Kind, sprich lieber gar nicht von dem Eselinsky! Er wird nach Amerika geschickt, und damit hopp und hollah! Mein Mann will mit dem Vormund Rücksprache nehmen – –“</p> <p>„Und seine – Frau und sein Sohn, was macht er mit denen?“</p> <p>Mama starrte sie sprachlos an, lachte heiser und wurde dann auf einmal steif. „Das sind Dinge, die ’n anständiges, junges Mädchen nicht zu wissen braucht, und das zeugt nich von Bildung, daß man über so was spricht. Was wird so ’n siebzehnjähriger Schleef wohl’n Frau haben? Da is man still und denkt sein Theil! Wer wird wohl so was in’n Mund nehmen? So is es zu meiner Zeit Mode gewesen, und so mach’ ich es wieder bei meinen Kindern. Wart, bis Du Dich mal verheirathest!“</p> <p>„Ich? nie!“ rief Annita hastig. Jetzt bin ich fertig hier, dachte sie.</p> <p>Mama blieb steif vor ihr stehen mit ärgerlichen Runzeln auf der Stirn.</p> <p>„Nee Du, nu reißt mir auch mal der Geduldsfaden, nu mag ich das Gewäsch nicht mehr hören. Du thust mir ’n büschen zu blümerant, – mußt Dir wirklich erst mal den Wind um die Nase wehn lassen. Nichts wie Freundlichkeiten hast Du hier genossen, un dennoch immer dieses abstoßende Wesen gegen Angela </p> </div> </body> </text> </TEI> [271/0279]
sagen: „Adolf ist ein schlechter Mensch, nicht Tante?“
„Ach Kind, sprich lieber gar nicht von dem Eselinsky! Er wird nach Amerika geschickt, und damit hopp und hollah! Mein Mann will mit dem Vormund Rücksprache nehmen – –“
„Und seine – Frau und sein Sohn, was macht er mit denen?“
Mama starrte sie sprachlos an, lachte heiser und wurde dann auf einmal steif. „Das sind Dinge, die ’n anständiges, junges Mädchen nicht zu wissen braucht, und das zeugt nich von Bildung, daß man über so was spricht. Was wird so ’n siebzehnjähriger Schleef wohl’n Frau haben? Da is man still und denkt sein Theil! Wer wird wohl so was in’n Mund nehmen? So is es zu meiner Zeit Mode gewesen, und so mach’ ich es wieder bei meinen Kindern. Wart, bis Du Dich mal verheirathest!“
„Ich? nie!“ rief Annita hastig. Jetzt bin ich fertig hier, dachte sie.
Mama blieb steif vor ihr stehen mit ärgerlichen Runzeln auf der Stirn.
„Nee Du, nu reißt mir auch mal der Geduldsfaden, nu mag ich das Gewäsch nicht mehr hören. Du thust mir ’n büschen zu blümerant, – mußt Dir wirklich erst mal den Wind um die Nase wehn lassen. Nichts wie Freundlichkeiten hast Du hier genossen, un dennoch immer dieses abstoßende Wesen gegen Angela
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |