Frapan, Ilse [i. e. Ilse Akunian]: Flügel auf! Novellen. Berlin, 1895.schwarzes Köpfchen zärtlich an ihr Knie drückte, "ich will's probiren. Jetzt, wo ich ganz allein bin, genügt mir's schon." "Ist die Gretel nicht zu Ihnen zurückgekehrt?" Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. "Wir müssen uns diesen Winter einschränken, nicht war, mein Nolz?" Das Thierchen erhob die Ohrspitzchen und bewegte den Schwanzbüschel. "Was ist denn das, die sonderbare netzartige Zeichnung dort?" begann der Gelehrte nach einer etwas beklommenen Pause. Er hob ein Blatt auf, das zum größten Theil mit einem Gekräusel bedeckt war aus Tintenstrichen, bald dick, bald dünn, wie die Feder sie hergegeben hatte. "Ach, lassen Sie." Sie wollte ihm das Blatt aus den Händen ziehen, sie war roth geworden. "Nur so eine Dummheit!" "Ich kenne nichts heraus," bemerkte er verwundert, "oder sind es - sind es nicht Fragezeichen?" Sie nickte und schob den langen Zettel beiseite. "Man hat doch stets so allerlei zu fragen." "Wen?" "Nun - Und wie ist es Ihnen ergangen?" begann sie unvermittelt. "O, eigentlich mordschlecht. Wir waren da Kameraden." Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment. schwarzes Köpfchen zärtlich an ihr Knie drückte, „ich will’s probiren. Jetzt, wo ich ganz allein bin, genügt mir’s schon.“ „Ist die Gretel nicht zu Ihnen zurückgekehrt?“ Ein Lächeln spielte um ihre Lippen. „Wir müssen uns diesen Winter einschränken, nicht war, mein Nolz?“ Das Thierchen erhob die Ohrspitzchen und bewegte den Schwanzbüschel. „Was ist denn das, die sonderbare netzartige Zeichnung dort?“ begann der Gelehrte nach einer etwas beklommenen Pause. Er hob ein Blatt auf, das zum größten Theil mit einem Gekräusel bedeckt war aus Tintenstrichen, bald dick, bald dünn, wie die Feder sie hergegeben hatte. „Ach, lassen Sie.“ Sie wollte ihm das Blatt aus den Händen ziehen, sie war roth geworden. „Nur so eine Dummheit!“ „Ich kenne nichts heraus,“ bemerkte er verwundert, „oder sind es – sind es nicht Fragezeichen?“ Sie nickte und schob den langen Zettel beiseite. „Man hat doch stets so allerlei zu fragen.“ „Wen?“ „Nun – Und wie ist es Ihnen ergangen?“ begann sie unvermittelt. „O, eigentlich mordschlecht. Wir waren da Kameraden.“ Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0184" n="176"/> schwarzes Köpfchen zärtlich an ihr Knie drückte, „ich will’s probiren. Jetzt, wo ich ganz allein bin, genügt mir’s schon.“</p> <p>„Ist die Gretel nicht zu Ihnen zurückgekehrt?“</p> <p>Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.</p> <p>„Wir müssen uns diesen Winter einschränken, nicht war, mein Nolz?“</p> <p>Das Thierchen erhob die Ohrspitzchen und bewegte den Schwanzbüschel.</p> <p>„Was ist denn das, die sonderbare netzartige Zeichnung dort?“ begann der Gelehrte nach einer etwas beklommenen Pause. Er hob ein Blatt auf, das zum größten Theil mit einem Gekräusel bedeckt war aus Tintenstrichen, bald dick, bald dünn, wie die Feder sie hergegeben hatte.</p> <p>„Ach, lassen Sie.“ Sie wollte ihm das Blatt aus den Händen ziehen, sie war roth geworden. „Nur so eine Dummheit!“</p> <p>„Ich kenne nichts heraus,“ bemerkte er verwundert, „oder sind es – sind es nicht Fragezeichen?“</p> <p>Sie nickte und schob den langen Zettel beiseite. „Man hat doch stets so allerlei zu fragen.“</p> <p>„Wen?“</p> <p>„Nun – Und wie ist es Ihnen ergangen?“ begann sie unvermittelt.</p> <p>„O, eigentlich mordschlecht. Wir waren da Kameraden.“ Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment.</p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0184]
schwarzes Köpfchen zärtlich an ihr Knie drückte, „ich will’s probiren. Jetzt, wo ich ganz allein bin, genügt mir’s schon.“
„Ist die Gretel nicht zu Ihnen zurückgekehrt?“
Ein Lächeln spielte um ihre Lippen.
„Wir müssen uns diesen Winter einschränken, nicht war, mein Nolz?“
Das Thierchen erhob die Ohrspitzchen und bewegte den Schwanzbüschel.
„Was ist denn das, die sonderbare netzartige Zeichnung dort?“ begann der Gelehrte nach einer etwas beklommenen Pause. Er hob ein Blatt auf, das zum größten Theil mit einem Gekräusel bedeckt war aus Tintenstrichen, bald dick, bald dünn, wie die Feder sie hergegeben hatte.
„Ach, lassen Sie.“ Sie wollte ihm das Blatt aus den Händen ziehen, sie war roth geworden. „Nur so eine Dummheit!“
„Ich kenne nichts heraus,“ bemerkte er verwundert, „oder sind es – sind es nicht Fragezeichen?“
Sie nickte und schob den langen Zettel beiseite. „Man hat doch stets so allerlei zu fragen.“
„Wen?“
„Nun – Und wie ist es Ihnen ergangen?“ begann sie unvermittelt.
„O, eigentlich mordschlecht. Wir waren da Kameraden.“ Ihre Blicke trafen sich einen kurzen Moment.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |