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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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Glyptothek seinen Beruf, und wie er nun sah, in
dem schmerzlichen Eifer jener Stunde, unabsichtlich
auch seinen Namen durchstrichen hatte! Der Zufalls¬
kobold hatte ihm auch gerade diese in die Hand
spielen müssen, und er hatte garnicht hingesehen, als er
sie abgab.

"Was heißt denn das? Was bedeutet das?"
fragte man von allen Seiten. Alfred ward es immer
unbehaglicher; mit der ganzen Wahrheit, die ihn so
nahe anging, mochte er nicht vor diesen Neugierigen
herausrücken. Dennoch mußte er etwas sagen. Er
stotterte eine Entschuldigung wegen des Mißgriffs;
aber Loni sah ihn kopfschüttelnd und forschend von
der Seite an und fuhr fort, ihn "Herr Niemand"
zu nennen, was sie in allerlei dreisten Scherzen aus¬
beutete.

"Niemand darf aus meinem Glase trinken, gelt
Papa?" sagte sie, ihm ihr Glas kredenzend, und es
ebenso schnell zurückziehend und eifrig leerend. "Aber
Niemand findet mehr einen Tropfen drin," rief sie
und stieß es ausgelassen auf den Tisch nieder. Der
Alte lachte über die "Wetterhex", und Alfred saß
dabei mit süßsaurer Miene und wäre gern weit fort
gewesen. In einer Pause sah sie sich nach allen
Seiten um, guckte auch unter den Tisch und rief dann
mit geheuchelter Ueberraschung:

"Jessas, der Muckerl ist nicht da!"

Glyptothek ſeinen Beruf, und wie er nun ſah, in
dem ſchmerzlichen Eifer jener Stunde, unabſichtlich
auch ſeinen Namen durchſtrichen hatte! Der Zufalls¬
kobold hatte ihm auch gerade dieſe in die Hand
ſpielen müſſen, und er hatte garnicht hingeſehen, als er
ſie abgab.

„Was heißt denn das? Was bedeutet das?“
fragte man von allen Seiten. Alfred ward es immer
unbehaglicher; mit der ganzen Wahrheit, die ihn ſo
nahe anging, mochte er nicht vor dieſen Neugierigen
herausrücken. Dennoch mußte er etwas ſagen. Er
ſtotterte eine Entſchuldigung wegen des Mißgriffs;
aber Loni ſah ihn kopfſchüttelnd und forſchend von
der Seite an und fuhr fort, ihn „Herr Niemand“
zu nennen, was ſie in allerlei dreiſten Scherzen aus¬
beutete.

„Niemand darf aus meinem Glaſe trinken, gelt
Papa?“ ſagte ſie, ihm ihr Glas kredenzend, und es
ebenſo ſchnell zurückziehend und eifrig leerend. „Aber
Niemand findet mehr einen Tropfen drin,“ rief ſie
und ſtieß es ausgelaſſen auf den Tiſch nieder. Der
Alte lachte über die „Wetterhex“, und Alfred ſaß
dabei mit ſüßſaurer Miene und wäre gern weit fort
geweſen. In einer Pauſe ſah ſie ſich nach allen
Seiten um, guckte auch unter den Tiſch und rief dann
mit geheuchelter Ueberraſchung:

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[61/0077] Glyptothek ſeinen Beruf, und wie er nun ſah, in dem ſchmerzlichen Eifer jener Stunde, unabſichtlich auch ſeinen Namen durchſtrichen hatte! Der Zufalls¬ kobold hatte ihm auch gerade dieſe in die Hand ſpielen müſſen, und er hatte garnicht hingeſehen, als er ſie abgab. „Was heißt denn das? Was bedeutet das?“ fragte man von allen Seiten. Alfred ward es immer unbehaglicher; mit der ganzen Wahrheit, die ihn ſo nahe anging, mochte er nicht vor dieſen Neugierigen herausrücken. Dennoch mußte er etwas ſagen. Er ſtotterte eine Entſchuldigung wegen des Mißgriffs; aber Loni ſah ihn kopfſchüttelnd und forſchend von der Seite an und fuhr fort, ihn „Herr Niemand“ zu nennen, was ſie in allerlei dreiſten Scherzen aus¬ beutete. „Niemand darf aus meinem Glaſe trinken, gelt Papa?“ ſagte ſie, ihm ihr Glas kredenzend, und es ebenſo ſchnell zurückziehend und eifrig leerend. „Aber Niemand findet mehr einen Tropfen drin,“ rief ſie und ſtieß es ausgelaſſen auf den Tiſch nieder. Der Alte lachte über die „Wetterhex“, und Alfred ſaß dabei mit ſüßſaurer Miene und wäre gern weit fort geweſen. In einer Pauſe ſah ſie ſich nach allen Seiten um, guckte auch unter den Tiſch und rief dann mit geheuchelter Ueberraſchung: „Jeſſas, der Muckerl iſt nicht da!“

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/77>, abgerufen am 24.11.2024.