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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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sahen sich um und erblickten Fräulein Loni, die mit
einer großen Stange in der Luft herumfocht.

"Was hat das tolle Ding jetzt wieder?" fragte
Wolff, während er, wie von einem Faden gezogen,
auf das Haus zuging.

"'s ist nur mein Bergstock," meinte sie gelassen
und stützte sich darauf, "ich geh' auf den Berg da,
zu den Veilchen, man muß doch was in die Hand zu
nehmen haben."

Der "Berg" war eine kleine Anhöhe hinten im
Garten, es stand auch eine Bank dort.

Die jungen Leute sahen sich einen Augenblick
kopfschüttelnd an, dann rief der "Bub": "Ich darf
doch mitgehen in die Berg'?" Und als sie gnädig
nickte: "Und den Stock da gebens mir und stützen
sich auf mich!"

"Da wär' mir der Storch lieber, der ist dünner,"
erwiderte sie gemächlich.

Der Schlanke trat eilig vor und hielt ihr den
zierlich gekrümmten Arm hin.

"Nein, nein, ich könnt' Ihnen was zerbrechen,"
lachte der Wildfang, stieß den Bergstock unten in den
Boden und flog mit weitem Schwung hinterdrein,
"ich hab' schon manche Bergtour allein gemacht, bleibt
nur alle da." Dies galt als Aufforderung, zu
folgen, nur ihr Vater blieb mit einem sehr wohl¬

ſahen ſich um und erblickten Fräulein Loni, die mit
einer großen Stange in der Luft herumfocht.

„Was hat das tolle Ding jetzt wieder?“ fragte
Wolff, während er, wie von einem Faden gezogen,
auf das Haus zuging.

„'s iſt nur mein Bergſtock,“ meinte ſie gelaſſen
und ſtützte ſich darauf, „ich geh' auf den Berg da,
zu den Veilchen, man muß doch was in die Hand zu
nehmen haben.“

Der „Berg“ war eine kleine Anhöhe hinten im
Garten, es ſtand auch eine Bank dort.

Die jungen Leute ſahen ſich einen Augenblick
kopfſchüttelnd an, dann rief der „Bub“: „Ich darf
doch mitgehen in die Berg'?“ Und als ſie gnädig
nickte: „Und den Stock da gebens mir und ſtützen
ſich auf mich!“

„Da wär' mir der Storch lieber, der iſt dünner,“
erwiderte ſie gemächlich.

Der Schlanke trat eilig vor und hielt ihr den
zierlich gekrümmten Arm hin.

„Nein, nein, ich könnt' Ihnen was zerbrechen,“
lachte der Wildfang, ſtieß den Bergſtock unten in den
Boden und flog mit weitem Schwung hinterdrein,
„ich hab' ſchon manche Bergtour allein gemacht, bleibt
nur alle da.“ Dies galt als Aufforderung, zu
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[38/0054] ſahen ſich um und erblickten Fräulein Loni, die mit einer großen Stange in der Luft herumfocht. „Was hat das tolle Ding jetzt wieder?“ fragte Wolff, während er, wie von einem Faden gezogen, auf das Haus zuging. „'s iſt nur mein Bergſtock,“ meinte ſie gelaſſen und ſtützte ſich darauf, „ich geh' auf den Berg da, zu den Veilchen, man muß doch was in die Hand zu nehmen haben.“ Der „Berg“ war eine kleine Anhöhe hinten im Garten, es ſtand auch eine Bank dort. Die jungen Leute ſahen ſich einen Augenblick kopfſchüttelnd an, dann rief der „Bub“: „Ich darf doch mitgehen in die Berg'?“ Und als ſie gnädig nickte: „Und den Stock da gebens mir und ſtützen ſich auf mich!“ „Da wär' mir der Storch lieber, der iſt dünner,“ erwiderte ſie gemächlich. Der Schlanke trat eilig vor und hielt ihr den zierlich gekrümmten Arm hin. „Nein, nein, ich könnt' Ihnen was zerbrechen,“ lachte der Wildfang, ſtieß den Bergſtock unten in den Boden und flog mit weitem Schwung hinterdrein, „ich hab' ſchon manche Bergtour allein gemacht, bleibt nur alle da.“ Dies galt als Aufforderung, zu folgen, nur ihr Vater blieb mit einem ſehr wohl¬

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/54>, abgerufen am 24.11.2024.