Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.mußte ich leider zugeben, aber ich suchte den Tristan 16 *
mußte ich leider zugeben, aber ich ſuchte den Triſtan 16 *
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="letter" n="2"> <p><pb facs="#f0259" n="243"/> mußte ich leider zugeben, aber ich ſuchte den Triſtan<lb/> dadurch zu vertheidigen, daß er noch keine rechte<lb/> Frau kennen gelernt hatte und deshalb dazu kam,<lb/> ſich in dieſe zu verlieben, die er für gut hielt, weil<lb/> ſie ſchön war. Aber ich ſagte Dir's ja ſchon, dieſe<lb/> Kleine ſieht durch drei eiſerne Thüren. „Wie konnte<lb/> er ſie für gut halten, wenn er doch wußte, daß ſie<lb/> ihren Mann betrog?“ fragte ſie mit tiefem Erröthen.<lb/> „Und weiter?“ — „Und nun hat mein Freund die<lb/> Richtige gefunden und fühlt ſich nicht mehr werth,<lb/> ſich ihr zu nähern, weil“ — „O,“ flüſterte ſie plötz¬<lb/> lich mit abgewandtem Geſicht, „die Geſchichte hat<lb/> uns geſtern die Baronin Hechingen von <hi rendition="#g">Ihnen</hi> er¬<lb/> zählt, und ich — habe kein Wort davon geglaubt!“<lb/> Sie brach in Thränen aus, drehte ſich um und ging<lb/> der Badeanſtalt zu, ohne ſich weiter umzuſehen. Ich<lb/> wünſchte, ich wär' ein Taſchenkrebs geweſen und hätte<lb/> mich in den Sand eingraben können. Jetzt kehrten<lb/> auch die Eltern um; ich beſchleunigte meinen Schritt<lb/> in derſelben Richtung, an der Brücke der Badeanſtalt<lb/> erreichte ich Klärchen. „Nun hab' ich auch noch mei¬<lb/> nen Freund verleumdet,“ ſagte ich, — ich glaubte,<lb/> Dir das ſchuldig zu ſein, da ſah ſie mich mit thränen¬<lb/> vollen Augen an und flüſterte: „Ich möchte, es wäre<lb/> doch lieber er geweſen.“ Ach, mein Junge, wirſt Du<lb/> mir's verzeihen, daß ich von Herzensgrund denſelben<lb/> Wunſch hege? Sie hat dann weiter kein Wort ge¬<lb/> <fw place="bottom" type="sig">16 *<lb/></fw> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [243/0259]
mußte ich leider zugeben, aber ich ſuchte den Triſtan
dadurch zu vertheidigen, daß er noch keine rechte
Frau kennen gelernt hatte und deshalb dazu kam,
ſich in dieſe zu verlieben, die er für gut hielt, weil
ſie ſchön war. Aber ich ſagte Dir's ja ſchon, dieſe
Kleine ſieht durch drei eiſerne Thüren. „Wie konnte
er ſie für gut halten, wenn er doch wußte, daß ſie
ihren Mann betrog?“ fragte ſie mit tiefem Erröthen.
„Und weiter?“ — „Und nun hat mein Freund die
Richtige gefunden und fühlt ſich nicht mehr werth,
ſich ihr zu nähern, weil“ — „O,“ flüſterte ſie plötz¬
lich mit abgewandtem Geſicht, „die Geſchichte hat
uns geſtern die Baronin Hechingen von Ihnen er¬
zählt, und ich — habe kein Wort davon geglaubt!“
Sie brach in Thränen aus, drehte ſich um und ging
der Badeanſtalt zu, ohne ſich weiter umzuſehen. Ich
wünſchte, ich wär' ein Taſchenkrebs geweſen und hätte
mich in den Sand eingraben können. Jetzt kehrten
auch die Eltern um; ich beſchleunigte meinen Schritt
in derſelben Richtung, an der Brücke der Badeanſtalt
erreichte ich Klärchen. „Nun hab' ich auch noch mei¬
nen Freund verleumdet,“ ſagte ich, — ich glaubte,
Dir das ſchuldig zu ſein, da ſah ſie mich mit thränen¬
vollen Augen an und flüſterte: „Ich möchte, es wäre
doch lieber er geweſen.“ Ach, mein Junge, wirſt Du
mir's verzeihen, daß ich von Herzensgrund denſelben
Wunſch hege? Sie hat dann weiter kein Wort ge¬
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