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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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vor ihm dagestanden bin! Wie ein Schulbub'. Nach
dieser Eröffnung! Und das perfide Wort: "Du bist
der Erste nicht!" und dazu dies Hohnlächeln auf
seinem blassen Gesicht. Und die Frau, die mir eben
gestanden hat, sie liebe mich, was thut sie? Wie
nimmt sie die tödtliche Beleidigung auf? Sie ruft
mir zu: "Gehen Sie, mein Freund, ich werde meinen
Gatten zu versöhnen suchen!" Und ein Gesicht dazu,
wie eine Nonne, die eingemauert werden soll! --
Pfui und dreimal pfui! das ist eine schandbare Er¬
innerung! Und wenn man nun Geschöpfe umher¬
wandeln sieht, unbekümmert, heiter, gut, -- 's wird
Einem schwer ums Herz, daß man sich nicht dazu
rechnen darf! Ich habe so eine Familie unterwegs
getroffen, ein paarmal. Blühende, freundliche Men¬
schen, riesengroß, mit einem Ausdruck in den Ge¬
sichtern, als wär' alles Schöne in der Welt extra ge¬
schaffen, um sie zu erfreuen, -- sie haben einen Hund
mit, einen Affenpinscher, der fortwährend kläfft,
schwarz mit braunen Pfoten, unten weiß und gelb.
Er kennt mich schon von weitem, merkt, daß ich ein¬
mal närrisch auf die Hunde bin. Da schick' ich Dir
seine Photographie, 's ist aber Caricatur, weißt ja,
daß ich sonst nichts machen kann. Hier in Trento
sind sie auch eben aufgetaucht, -- ich geh' aber aus'm
Weg. Es ist nämlich eine Tochter dabei, -- und ich
hab' übergenug von der Liebe! Sonst freilich --

vor ihm dageſtanden bin! Wie ein Schulbub'. Nach
dieſer Eröffnung! Und das perfide Wort: „Du biſt
der Erſte nicht!“ und dazu dies Hohnlächeln auf
ſeinem blaſſen Geſicht. Und die Frau, die mir eben
geſtanden hat, ſie liebe mich, was thut ſie? Wie
nimmt ſie die tödtliche Beleidigung auf? Sie ruft
mir zu: „Gehen Sie, mein Freund, ich werde meinen
Gatten zu verſöhnen ſuchen!“ Und ein Geſicht dazu,
wie eine Nonne, die eingemauert werden ſoll! —
Pfui und dreimal pfui! das iſt eine ſchandbare Er¬
innerung! Und wenn man nun Geſchöpfe umher¬
wandeln ſieht, unbekümmert, heiter, gut, — 's wird
Einem ſchwer ums Herz, daß man ſich nicht dazu
rechnen darf! Ich habe ſo eine Familie unterwegs
getroffen, ein paarmal. Blühende, freundliche Men¬
ſchen, rieſengroß, mit einem Ausdruck in den Ge¬
ſichtern, als wär' alles Schöne in der Welt extra ge¬
ſchaffen, um ſie zu erfreuen, — ſie haben einen Hund
mit, einen Affenpinſcher, der fortwährend kläfft,
ſchwarz mit braunen Pfoten, unten weiß und gelb.
Er kennt mich ſchon von weitem, merkt, daß ich ein¬
mal närriſch auf die Hunde bin. Da ſchick' ich Dir
ſeine Photographie, 's iſt aber Caricatur, weißt ja,
daß ich ſonſt nichts machen kann. Hier in Trento
ſind ſie auch eben aufgetaucht, — ich geh' aber aus'm
Weg. Es iſt nämlich eine Tochter dabei, — und ich
hab' übergenug von der Liebe! Sonſt freilich —

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[208/0224] vor ihm dageſtanden bin! Wie ein Schulbub'. Nach dieſer Eröffnung! Und das perfide Wort: „Du biſt der Erſte nicht!“ und dazu dies Hohnlächeln auf ſeinem blaſſen Geſicht. Und die Frau, die mir eben geſtanden hat, ſie liebe mich, was thut ſie? Wie nimmt ſie die tödtliche Beleidigung auf? Sie ruft mir zu: „Gehen Sie, mein Freund, ich werde meinen Gatten zu verſöhnen ſuchen!“ Und ein Geſicht dazu, wie eine Nonne, die eingemauert werden ſoll! — Pfui und dreimal pfui! das iſt eine ſchandbare Er¬ innerung! Und wenn man nun Geſchöpfe umher¬ wandeln ſieht, unbekümmert, heiter, gut, — 's wird Einem ſchwer ums Herz, daß man ſich nicht dazu rechnen darf! Ich habe ſo eine Familie unterwegs getroffen, ein paarmal. Blühende, freundliche Men¬ ſchen, rieſengroß, mit einem Ausdruck in den Ge¬ ſichtern, als wär' alles Schöne in der Welt extra ge¬ ſchaffen, um ſie zu erfreuen, — ſie haben einen Hund mit, einen Affenpinſcher, der fortwährend kläfft, ſchwarz mit braunen Pfoten, unten weiß und gelb. Er kennt mich ſchon von weitem, merkt, daß ich ein¬ mal närriſch auf die Hunde bin. Da ſchick' ich Dir ſeine Photographie, 's iſt aber Caricatur, weißt ja, daß ich ſonſt nichts machen kann. Hier in Trento ſind ſie auch eben aufgetaucht, — ich geh' aber aus'm Weg. Es iſt nämlich eine Tochter dabei, — und ich hab' übergenug von der Liebe! Sonſt freilich —

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/224>, abgerufen am 09.10.2024.