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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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Bächen geträumt. Um Brixen sahen wir schon blü¬
hende Kirschbäume und hellgrüne Buchen, und als
wir hierher kamen und die Sonne gerade im Unter¬
gehen auf den Rosengarten schien und die ganze laue
Luft von Düften und Vogelgesang voll war, haben
Papa und Mama und ich uns im Coupe alle drei
umarmt und abgeküßt und immer geschrieen: "Ach,
wenn doch die Kinder hier wären." Heut' Abend
mehr! Mama ruft mich zum Kaffee auf den Bal¬
kon! Putzi springt an mir in die Höhe und sagt,
daß ich Euch Allen von ihm drei Küsse schicken soll,
den dicksten dem armen Rudi, weil der noch keine
Hochzeitsreise in Aussicht hat!

Eure glückliche Kläre.


Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen,
ehe wir zu Bett gehen. Wir sind heut' den ganzen
Tag herumgestreift und haben wieder so viele Aben¬
teuer gehabt! Es ist wirklich, wie ich vermuthete,
er hat sich für uns geopfert! Wir sind ihm nämlich
wieder begegnet, an der Talferbrücke! Putzi wollte
trinken, obgleich das Wasser so merkwürdig roth aus¬
sah, gar nicht appetitlich; aber gerade an der steilsten
Stelle guckte er sehnsüchtig hinunter und schwänzelte.

Bächen geträumt. Um Brixen ſahen wir ſchon blü¬
hende Kirſchbäume und hellgrüne Buchen, und als
wir hierher kamen und die Sonne gerade im Unter¬
gehen auf den Roſengarten ſchien und die ganze laue
Luft von Düften und Vogelgeſang voll war, haben
Papa und Mama und ich uns im Coupé alle drei
umarmt und abgeküßt und immer geſchrieen: „Ach,
wenn doch die Kinder hier wären.“ Heut' Abend
mehr! Mama ruft mich zum Kaffee auf den Bal¬
kon! Putzi ſpringt an mir in die Höhe und ſagt,
daß ich Euch Allen von ihm drei Küſſe ſchicken ſoll,
den dickſten dem armen Rudi, weil der noch keine
Hochzeitsreiſe in Ausſicht hat!

Eure glückliche Kläre.


Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen,
ehe wir zu Bett gehen. Wir ſind heut' den ganzen
Tag herumgeſtreift und haben wieder ſo viele Aben¬
teuer gehabt! Es iſt wirklich, wie ich vermuthete,
er hat ſich für uns geopfert! Wir ſind ihm nämlich
wieder begegnet, an der Talferbrücke! Putzi wollte
trinken, obgleich das Waſſer ſo merkwürdig roth aus¬
ſah, gar nicht appetitlich; aber gerade an der ſteilſten
Stelle guckte er ſehnſüchtig hinunter und ſchwänzelte.

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[198/0214] Bächen geträumt. Um Brixen ſahen wir ſchon blü¬ hende Kirſchbäume und hellgrüne Buchen, und als wir hierher kamen und die Sonne gerade im Unter¬ gehen auf den Roſengarten ſchien und die ganze laue Luft von Düften und Vogelgeſang voll war, haben Papa und Mama und ich uns im Coupé alle drei umarmt und abgeküßt und immer geſchrieen: „Ach, wenn doch die Kinder hier wären.“ Heut' Abend mehr! Mama ruft mich zum Kaffee auf den Bal¬ kon! Putzi ſpringt an mir in die Höhe und ſagt, daß ich Euch Allen von ihm drei Küſſe ſchicken ſoll, den dickſten dem armen Rudi, weil der noch keine Hochzeitsreiſe in Ausſicht hat! Eure glückliche Kläre. Bozen. Hôtel Greif. 26. März, Abends 9 Uhr. Meine Geliebten! Nur noch ein Doppelkärtchen, ehe wir zu Bett gehen. Wir ſind heut' den ganzen Tag herumgeſtreift und haben wieder ſo viele Aben¬ teuer gehabt! Es iſt wirklich, wie ich vermuthete, er hat ſich für uns geopfert! Wir ſind ihm nämlich wieder begegnet, an der Talferbrücke! Putzi wollte trinken, obgleich das Waſſer ſo merkwürdig roth aus¬ ſah, gar nicht appetitlich; aber gerade an der ſteilſten Stelle guckte er ſehnſüchtig hinunter und ſchwänzelte.

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/214>, abgerufen am 15.10.2024.