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Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891.

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den Besuch. Alfred sprang aus dem Netz, Marianne
reichte den Freunden die Hand. Wolff legte den
Arm um den Maler. Es war ein gegenseitiges stilles
Mustern, stummes Grüßen.

Loni Spitzer in Trauerkleidern, etwas schmal
und bleich, aber lebhaft wie immer, begann zuerst
das Gespräch.

"Ja, was hätt' ich wohl anfangen sollen ohne den
Muckerl! Das heißt, ich darf ihn eigentlich nicht
mehr so nennen, und Max klingt auch viel flotter,
gelt? Aber es war doch eine schöne Zeit, da er
noch der Muckerl war und der Papa noch lebte!"

Sie fing plötzlich heftig an zu weinen, hob dann
aber ihr nasses Gesicht aus dem Taschentuch und sagte
mit glänzenden Augen:

"Und der Maxl nimmt mich ganz ohne Mitgift,
gelt, das ist schön von ihm. Es war kein Geld im
Haus, um das Begräbniß zu bezahlen; der arm'
Papa hat garnicht gedacht, daß er sterben könnt, na¬
türlich!"

"Und der "Baron"?" fragte Marianne schelmisch.
Loni schlug die Augen nieder.

"Ui, der Lackl! Ich bin nur froh, daß ich den
nicht kriegt hab'! Wissens, was er g'sagt hat, als
ihm der Maxl zu verstehn geben, daß ich keine Mit¬
gift hätt? 's wär ihm leid, hat er g'meint, aber er
könnt mich so nimmer nehmen, ich hätt mich zu arg

den Beſuch. Alfred ſprang aus dem Netz, Marianne
reichte den Freunden die Hand. Wolff legte den
Arm um den Maler. Es war ein gegenſeitiges ſtilles
Muſtern, ſtummes Grüßen.

Loni Spitzer in Trauerkleidern, etwas ſchmal
und bleich, aber lebhaft wie immer, begann zuerſt
das Geſpräch.

„Ja, was hätt' ich wohl anfangen ſollen ohne den
Muckerl! Das heißt, ich darf ihn eigentlich nicht
mehr ſo nennen, und Max klingt auch viel flotter,
gelt? Aber es war doch eine ſchöne Zeit, da er
noch der Muckerl war und der Papa noch lebte!“

Sie fing plötzlich heftig an zu weinen, hob dann
aber ihr naſſes Geſicht aus dem Taſchentuch und ſagte
mit glänzenden Augen:

„Und der Maxl nimmt mich ganz ohne Mitgift,
gelt, das iſt ſchön von ihm. Es war kein Geld im
Haus, um das Begräbniß zu bezahlen; der arm'
Papa hat garnicht gedacht, daß er ſterben könnt, na¬
türlich!“

„Und der „Baron“?“ fragte Marianne ſchelmiſch.
Loni ſchlug die Augen nieder.

„Ui, der Lackl! Ich bin nur froh, daß ich den
nicht kriegt hab'! Wiſſens, was er g'ſagt hat, als
ihm der Maxl zu verſtehn geben, daß ich keine Mit¬
gift hätt? 's wär ihm leid, hat er g'meint, aber er
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[122/0138] den Beſuch. Alfred ſprang aus dem Netz, Marianne reichte den Freunden die Hand. Wolff legte den Arm um den Maler. Es war ein gegenſeitiges ſtilles Muſtern, ſtummes Grüßen. Loni Spitzer in Trauerkleidern, etwas ſchmal und bleich, aber lebhaft wie immer, begann zuerſt das Geſpräch. „Ja, was hätt' ich wohl anfangen ſollen ohne den Muckerl! Das heißt, ich darf ihn eigentlich nicht mehr ſo nennen, und Max klingt auch viel flotter, gelt? Aber es war doch eine ſchöne Zeit, da er noch der Muckerl war und der Papa noch lebte!“ Sie fing plötzlich heftig an zu weinen, hob dann aber ihr naſſes Geſicht aus dem Taſchentuch und ſagte mit glänzenden Augen: „Und der Maxl nimmt mich ganz ohne Mitgift, gelt, das iſt ſchön von ihm. Es war kein Geld im Haus, um das Begräbniß zu bezahlen; der arm' Papa hat garnicht gedacht, daß er ſterben könnt, na¬ türlich!“ „Und der „Baron“?“ fragte Marianne ſchelmiſch. Loni ſchlug die Augen nieder. „Ui, der Lackl! Ich bin nur froh, daß ich den nicht kriegt hab'! Wiſſens, was er g'ſagt hat, als ihm der Maxl zu verſtehn geben, daß ich keine Mit¬ gift hätt? 's wär ihm leid, hat er g'meint, aber er könnt mich ſo nimmer nehmen, ich hätt mich zu arg

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Zitationshilfe: Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/frapan_bittersuess_1891/138>, abgerufen am 23.11.2024.