Frapan, Ilse: Bittersüß. Novellen. Berlin, 1891."was für ein elender undankbarer Neiding ich bin! "Ich brauch' Dir nichts zu sagen," erwiderte sie "Daß auch Wolff sich nicht nach mir umsieht! Er zerbrach einen dürren Ast knackend unter "Was für ein Freundesrecht hab' ich danach auf "Er wird schon kommen!" Mariannens Ton war traurig, das fühlte er "Das Unglück macht die Menschen schlecht, un¬ „was für ein elender undankbarer Neiding ich bin! „Ich brauch' Dir nichts zu ſagen,“ erwiderte ſie „Daß auch Wolff ſich nicht nach mir umſieht! Er zerbrach einen dürren Aſt knackend unter „Was für ein Freundesrecht hab' ich danach auf „Er wird ſchon kommen!“ Mariannens Ton war traurig, das fühlte er „Das Unglück macht die Menſchen ſchlecht, un¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0128" n="112"/> „was für ein elender undankbarer Neiding ich bin!<lb/> Hab ich nicht Dich! Hab ich nicht das höchſte Gut<lb/> der Welt? Komm, komm, laß mich wiſſen, daß Du<lb/> mir bleibſt, daß Du nicht froh ſein könnteſt ohne<lb/> mich, ſag', daß Du mich liebſt, Du Gute, Einzige!“</p><lb/> <p>„Ich brauch' Dir nichts zu ſagen,“ erwiderte ſie<lb/> ſanft, doch bebte ein Krampf in ihren Zügen, und ſie<lb/> wich ſeinen Armen aus. „Es wird Zeit für uns<lb/> Beide,“ murmelte ſie in ſich hinein. Er war ſchon<lb/> wieder in ſeinen Grübeleien.</p><lb/> <p>„Daß auch Wolff ſich nicht nach mir umſieht!<lb/> Verſtehſt Du das? Ich hielt ihn für meinen Freund!<lb/> Vielleicht iſt er bei Spitzers geweſen, und Loni hat<lb/> ihm geſagt, was mich ſtets beſchämen wird in der<lb/> Erinnerung.“</p><lb/> <p>Er zerbrach einen dürren Aſt knackend unter<lb/> ſeinen Fingern.</p><lb/> <p>„Was für ein Freundesrecht hab' ich danach auf<lb/> ihn? Aber er war ſo gut und ſo geſcheut, er hätte<lb/> mir von ſeinen Arbeiten geſprochen, da ich ſelbſt<lb/> müßig liegen muß.“</p><lb/> <p>„Er wird ſchon kommen!“</p><lb/> <p>Mariannens Ton war traurig, das fühlte er<lb/> bis ins Herz.</p><lb/> <p>„Das Unglück macht die Menſchen ſchlecht, un¬<lb/> ſicher, bitter,“ ſagte er wie zu ſich ſelbſt, „ich erfahre<lb/> es an mir; jeden Tag nehm' ich mir vor, geduldig<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [112/0128]
„was für ein elender undankbarer Neiding ich bin!
Hab ich nicht Dich! Hab ich nicht das höchſte Gut
der Welt? Komm, komm, laß mich wiſſen, daß Du
mir bleibſt, daß Du nicht froh ſein könnteſt ohne
mich, ſag', daß Du mich liebſt, Du Gute, Einzige!“
„Ich brauch' Dir nichts zu ſagen,“ erwiderte ſie
ſanft, doch bebte ein Krampf in ihren Zügen, und ſie
wich ſeinen Armen aus. „Es wird Zeit für uns
Beide,“ murmelte ſie in ſich hinein. Er war ſchon
wieder in ſeinen Grübeleien.
„Daß auch Wolff ſich nicht nach mir umſieht!
Verſtehſt Du das? Ich hielt ihn für meinen Freund!
Vielleicht iſt er bei Spitzers geweſen, und Loni hat
ihm geſagt, was mich ſtets beſchämen wird in der
Erinnerung.“
Er zerbrach einen dürren Aſt knackend unter
ſeinen Fingern.
„Was für ein Freundesrecht hab' ich danach auf
ihn? Aber er war ſo gut und ſo geſcheut, er hätte
mir von ſeinen Arbeiten geſprochen, da ich ſelbſt
müßig liegen muß.“
„Er wird ſchon kommen!“
Mariannens Ton war traurig, das fühlte er
bis ins Herz.
„Das Unglück macht die Menſchen ſchlecht, un¬
ſicher, bitter,“ ſagte er wie zu ſich ſelbſt, „ich erfahre
es an mir; jeden Tag nehm' ich mir vor, geduldig
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