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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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aus den Rheinfeldzügen zu Dank und Anerkennung
verpflichtet, bewillkommnen ihn mit festlichen Ehren; die
friedlichen Collegen spitzten die Ohren bei der Mähr
von dem Champion ihrer Kunst, der, um Studien
zu machen, freiwillig seinen Kopf in des Löwen Rachen
gesteckt hat; der junge König, sich seiner aufopfernden
Bemühung während der Seuchenzeit nach dem Feld¬
zuge in der Champagne erinnernd, empfängt ihn und
wünscht seine Erfahrungen an der neubegründeten Pe¬
piniere verwerthet zu sehen; die Menge drängt sich
um den Zeugen der revolutionären Greuel und Ver¬
wogenheiten, mit deren Schilderei zur Zeit Ehren-
Haude und Spener ihre Haare sträuben gemacht hat.
Kaum zu Athem gekommen, ist er in Aller Munde;
die Fachgenossen lauschen seinen genialen Aphorismen;
die Laien, bevor sie erprobt, was der Mann kann, be¬
gnügen sich mit dem, was er erlebt; bis die Neu¬
gierde verflogen, ist die Clientel begründet. Kurz und
gut, niemals hat ein junger, ehrgeiziger Praktikant
seine Bahn unter günstigeren Auspicien angetreten.
Wir Alten werden die Segel streichen müssen denn frei¬
lich unsere Kathederweisheit sieht sich von seiner küh¬
nen Methode himmelweit überflügelt."

"Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, Fräulein

aus den Rheinfeldzügen zu Dank und Anerkennung
verpflichtet, bewillkommnen ihn mit feſtlichen Ehren; die
friedlichen Collegen ſpitzten die Ohren bei der Mähr
von dem Champion ihrer Kunſt, der, um Studien
zu machen, freiwillig ſeinen Kopf in des Löwen Rachen
geſteckt hat; der junge König, ſich ſeiner aufopfernden
Bemühung während der Seuchenzeit nach dem Feld¬
zuge in der Champagne erinnernd, empfängt ihn und
wünſcht ſeine Erfahrungen an der neubegründeten Pe¬
pinière verwerthet zu ſehen; die Menge drängt ſich
um den Zeugen der revolutionären Greuel und Ver¬
wogenheiten, mit deren Schilderei zur Zeit Ehren-
Haude und Spener ihre Haare ſträuben gemacht hat.
Kaum zu Athem gekommen, iſt er in Aller Munde;
die Fachgenoſſen lauſchen ſeinen genialen Aphorismen;
die Laien, bevor ſie erprobt, was der Mann kann, be¬
gnügen ſich mit dem, was er erlebt; bis die Neu¬
gierde verflogen, iſt die Clientel begründet. Kurz und
gut, niemals hat ein junger, ehrgeiziger Praktikant
ſeine Bahn unter günſtigeren Auſpicien angetreten.
Wir Alten werden die Segel ſtreichen müſſen denn frei¬
lich unſere Kathederweisheit ſieht ſich von ſeiner küh¬
nen Methode himmelweit überflügelt.“

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[75/0079] aus den Rheinfeldzügen zu Dank und Anerkennung verpflichtet, bewillkommnen ihn mit feſtlichen Ehren; die friedlichen Collegen ſpitzten die Ohren bei der Mähr von dem Champion ihrer Kunſt, der, um Studien zu machen, freiwillig ſeinen Kopf in des Löwen Rachen geſteckt hat; der junge König, ſich ſeiner aufopfernden Bemühung während der Seuchenzeit nach dem Feld¬ zuge in der Champagne erinnernd, empfängt ihn und wünſcht ſeine Erfahrungen an der neubegründeten Pe¬ pinière verwerthet zu ſehen; die Menge drängt ſich um den Zeugen der revolutionären Greuel und Ver¬ wogenheiten, mit deren Schilderei zur Zeit Ehren- Haude und Spener ihre Haare ſträuben gemacht hat. Kaum zu Athem gekommen, iſt er in Aller Munde; die Fachgenoſſen lauſchen ſeinen genialen Aphorismen; die Laien, bevor ſie erprobt, was der Mann kann, be¬ gnügen ſich mit dem, was er erlebt; bis die Neu¬ gierde verflogen, iſt die Clientel begründet. Kurz und gut, niemals hat ein junger, ehrgeiziger Praktikant ſeine Bahn unter günſtigeren Auſpicien angetreten. Wir Alten werden die Segel ſtreichen müſſen denn frei¬ lich unſere Kathederweisheit ſieht ſich von ſeiner küh¬ nen Methode himmelweit überflügelt.“ „Ich brauche Ihnen nicht zu ſagen, Fräulein

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/79>, abgerufen am 29.03.2024.