François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.ein Experiment, vor dem ich mich bei reiferer Erfah¬ Diese experimentirende Resignation, welche meine ein Experiment, vor dem ich mich bei reiferer Erfah¬ Dieſe experimentirende Reſignation, welche meine <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0052" n="48"/> ein Experiment, vor dem ich mich bei reiferer Erfah¬<lb/> rung gehütet haben würde. Ich fühlte mich als<lb/><hi rendition="#g">Mann</hi> und ſah in ihr das <hi rendition="#g">Kind</hi>, den einen vielleicht<lb/> zu <hi rendition="#g">früh</hi>, und das andere vielleicht zu <hi rendition="#g">lange</hi>. Im<lb/> Grunde aber ſah ich gemäß der Natur und gemäß<lb/> der Vernunft. Denn wem, frage ich, möchte eine<lb/> derartige Enthaltſamkeit in's Blaue hinein zugemu¬<lb/> thet werden, als dem <hi rendition="#g">Manne</hi>, der gewohnt iſt, vor<lb/> ſich ſelber Schildwacht zu ſtehen, oder dem Kinde,<lb/> das ohne zu träumen, im umfriedigten Neſtchen ſchlum¬<lb/> mert, bis der vorbeſtimmte Erwecker es zur Freiheit<lb/> ruft? Nun wohlan, mein Herr Major, der Mann<lb/> wird Farbe halten. Das Weltweſen, das ich ahnte,<lb/> als ich dieſes Bündniß ſchloß, hat ſich um zwei Jahre<lb/> verzögert, und der Himmel weiß, wann und wo das<lb/> Wirrſal enden wird. Ueberdauere ich es aber, und<lb/> wäre ich verſchlagen worden bis an's Ende der Welt,<lb/> ſo werde ich meinem anverlobten Weibe den väterli¬<lb/> chen Trauring unentweiht vor Augen führen, und ſehe<lb/> ich den meiner Mutter an ihrer Hand, werd’ ich den<lb/> Knabenglauben ſegnen, der ſich bewährte, wo ſo man¬<lb/> cher Mannesglauben zu Schanden ward.“ “</p><lb/> <p>Dieſe experimentirende Reſignation, welche meine<lb/> argloſe Mutter nicht vorſichtig zurückhielt, war Waſſer<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0052]
ein Experiment, vor dem ich mich bei reiferer Erfah¬
rung gehütet haben würde. Ich fühlte mich als
Mann und ſah in ihr das Kind, den einen vielleicht
zu früh, und das andere vielleicht zu lange. Im
Grunde aber ſah ich gemäß der Natur und gemäß
der Vernunft. Denn wem, frage ich, möchte eine
derartige Enthaltſamkeit in's Blaue hinein zugemu¬
thet werden, als dem Manne, der gewohnt iſt, vor
ſich ſelber Schildwacht zu ſtehen, oder dem Kinde,
das ohne zu träumen, im umfriedigten Neſtchen ſchlum¬
mert, bis der vorbeſtimmte Erwecker es zur Freiheit
ruft? Nun wohlan, mein Herr Major, der Mann
wird Farbe halten. Das Weltweſen, das ich ahnte,
als ich dieſes Bündniß ſchloß, hat ſich um zwei Jahre
verzögert, und der Himmel weiß, wann und wo das
Wirrſal enden wird. Ueberdauere ich es aber, und
wäre ich verſchlagen worden bis an's Ende der Welt,
ſo werde ich meinem anverlobten Weibe den väterli¬
chen Trauring unentweiht vor Augen führen, und ſehe
ich den meiner Mutter an ihrer Hand, werd’ ich den
Knabenglauben ſegnen, der ſich bewährte, wo ſo man¬
cher Mannesglauben zu Schanden ward.“ “
Dieſe experimentirende Reſignation, welche meine
argloſe Mutter nicht vorſichtig zurückhielt, war Waſſer
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