François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.den König geruhig hatte morden lassen? Für das Bei dieser Gleichgültigkeit gegen den Kampfes¬ den König geruhig hatte morden laſſen? Für das Bei dieſer Gleichgültigkeit gegen den Kampfes¬ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0042" n="38"/> den König geruhig hatte morden laſſen? Für das<lb/> bedrohte Königthum und den bedrohten König eines<lb/> fremden Landes würden wir mit religiöſer Freudigkeit<lb/> unſere Theuerſten ſich haben opfern ſehen — wir,<lb/> ſage ich, meine Freunde, und meine damit durchaus<lb/> nicht blos uns Frauen, ſondern mit etwaiger Aus¬<lb/> nahme des Predigers alle Männer, ſtattliche, brave<lb/> Männer des mir zugänglichen Kreiſes — aber was<lb/> kümmerte es uns viel, daß deutſches Recht ver¬<lb/> höhnt, daß deutſches Land jenſeit und ſelber dieſſeit<lb/> des Rheins gebrandſchatzt, verheert und dauernd in<lb/> Beſitz genommen wurde? Erſt zwanzig Jahre ſpäter,<lb/> nach einer ungeheuren Umwälzung der Gemüther,<lb/> haben wir den Werth vaterländiſcher Erde auch außer¬<lb/> halb unſeres heimathlichen Gaues ſchätzen lernen und<lb/> dadurch erſt, nicht durch die Bezwingung eines Er¬<lb/> oberers, der früher oder ſpäter ſeinem Despotenwahn¬<lb/> ſinn zum Opfer gefallen ſein würde, durch dieſe<lb/> Schätzung erſt ſind die Befreiungskriege zu einem<lb/> bleibend hochherrlichen Segen für unſer Volk ge¬<lb/> worden.</p><lb/> <p>Bei dieſer Gleichgültigkeit gegen den Kampfes¬<lb/> zweck traf es mich wie ein Unglücksſchlag, als mein<lb/> Vater plötzlich ſeinem dreißigjährigen Friedensdienſte<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [38/0042]
den König geruhig hatte morden laſſen? Für das
bedrohte Königthum und den bedrohten König eines
fremden Landes würden wir mit religiöſer Freudigkeit
unſere Theuerſten ſich haben opfern ſehen — wir,
ſage ich, meine Freunde, und meine damit durchaus
nicht blos uns Frauen, ſondern mit etwaiger Aus¬
nahme des Predigers alle Männer, ſtattliche, brave
Männer des mir zugänglichen Kreiſes — aber was
kümmerte es uns viel, daß deutſches Recht ver¬
höhnt, daß deutſches Land jenſeit und ſelber dieſſeit
des Rheins gebrandſchatzt, verheert und dauernd in
Beſitz genommen wurde? Erſt zwanzig Jahre ſpäter,
nach einer ungeheuren Umwälzung der Gemüther,
haben wir den Werth vaterländiſcher Erde auch außer¬
halb unſeres heimathlichen Gaues ſchätzen lernen und
dadurch erſt, nicht durch die Bezwingung eines Er¬
oberers, der früher oder ſpäter ſeinem Despotenwahn¬
ſinn zum Opfer gefallen ſein würde, durch dieſe
Schätzung erſt ſind die Befreiungskriege zu einem
bleibend hochherrlichen Segen für unſer Volk ge¬
worden.
Bei dieſer Gleichgültigkeit gegen den Kampfes¬
zweck traf es mich wie ein Unglücksſchlag, als mein
Vater plötzlich ſeinem dreißigjährigen Friedensdienſte
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