François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.aus mir werden?" seufzte sie und klagte: "Ich bin Ich hatte in diesem Jahre den gewohnten Reise¬ Schon im Mai wurde ich indessen durch einen aus mir werden?“ ſeufzte ſie und klagte: „Ich bin Ich hatte in dieſem Jahre den gewohnten Reiſe¬ Schon im Mai wurde ich indeſſen durch einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="37"/> aus mir werden?“ ſeufzte ſie und klagte: „Ich bin<lb/> doch recht unglücklich, Fräulein Hardine.“</p><lb/> <p>Ich hatte in dieſem Jahre den gewohnten Reiſe¬<lb/> termin vorübergehen laſſen, weil die Stimmung der<lb/> Gräfin und die mit dem Frühling wachſende Thätig¬<lb/> keit eine ununterbrochene Vermittlung zwiſchen Thurm<lb/> und Flur nothwendig machte. Zwiſchen Saat- und<lb/> Erntezeit gedachte ich auf etliche Wochen heimzureiſen<lb/> und hatte mich zum Voraus für eine Poſtfahrt ent¬<lb/> ſchloſſen. Zählte ich auch erſt achtzehn Jahre, ſo<lb/> fühlte ich mich ſeit den Erfahrungen des vorigen<lb/> Sommers ſelbſtſtändig genug, um getroſten Muthes<lb/> eine Reiſe um die Welt ohne Begleitung anzutreten.</p><lb/> <p>Schon im Mai wurde ich indeſſen durch einen<lb/> aufregenden Zwiſchenfall in die Heimath zurückgeru¬<lb/> fen. Des Vaters Regiment gehörte zu dem Contin¬<lb/> gent, das der Kurfürſt zu dem Reichskriege gegen<lb/> Frankreich geſtellt hatte; der Vater ſelbſt aber war<lb/> bei den Depots zurückgeblieben und wir Alle, obgleich<lb/> gewiß keine weichlichen Naturen, fühlten uns deſſen<lb/> froh. Was durfte nach den Erlebniſſen des vorigen<lb/> Herbſtes von dieſem Feldzuge erwartet werden? Wer<lb/> hoffte denn noch auf eine rechtzeitige Rettung der un¬<lb/> glücklichen Königin und ihrer Kinder, nachdem man<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0041]
aus mir werden?“ ſeufzte ſie und klagte: „Ich bin
doch recht unglücklich, Fräulein Hardine.“
Ich hatte in dieſem Jahre den gewohnten Reiſe¬
termin vorübergehen laſſen, weil die Stimmung der
Gräfin und die mit dem Frühling wachſende Thätig¬
keit eine ununterbrochene Vermittlung zwiſchen Thurm
und Flur nothwendig machte. Zwiſchen Saat- und
Erntezeit gedachte ich auf etliche Wochen heimzureiſen
und hatte mich zum Voraus für eine Poſtfahrt ent¬
ſchloſſen. Zählte ich auch erſt achtzehn Jahre, ſo
fühlte ich mich ſeit den Erfahrungen des vorigen
Sommers ſelbſtſtändig genug, um getroſten Muthes
eine Reiſe um die Welt ohne Begleitung anzutreten.
Schon im Mai wurde ich indeſſen durch einen
aufregenden Zwiſchenfall in die Heimath zurückgeru¬
fen. Des Vaters Regiment gehörte zu dem Contin¬
gent, das der Kurfürſt zu dem Reichskriege gegen
Frankreich geſtellt hatte; der Vater ſelbſt aber war
bei den Depots zurückgeblieben und wir Alle, obgleich
gewiß keine weichlichen Naturen, fühlten uns deſſen
froh. Was durfte nach den Erlebniſſen des vorigen
Herbſtes von dieſem Feldzuge erwartet werden? Wer
hoffte denn noch auf eine rechtzeitige Rettung der un¬
glücklichen Königin und ihrer Kinder, nachdem man
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