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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871.

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mit einem Fräuleinstift, für das es, leider Gottes!
keiner Zeit an Anwärterinnen gebrechen wird? Aber
kennt Ihr einen alten Bauer, -- und ich war solch'
ein Stück alten Bauers, -- der seine Hufe nicht lie¬
ber dem Unbedürftigsten seines Gleichen, als dem be¬
dürftigsten Gemeinwesen verschrieben hätte? Mir wi¬
derstand eine fiskalische oder communale Schablonen¬
verwaltung meiner Flur; ich mochte sie mir nur den¬
ken unter dem Gepräge einer Individualität, wie zu¬
erst die Gräfin und später ich selber es ihr aufgedrückt
hatten, ich forderte für den Wandel der Zeiten einen
persönlichen Erben, und begann, als Matrone, zu be¬
klagen, daß ich in der Jugend nicht den ersten besten
Krautjunker geheirathet, und mir auf dem natürlichsten
Wege die Qual der Wahl abgeschnitten hatte.

Was meine äußerliche Stellung anbelangt, so
war ich seit dem Frieden nicht durchaus mehr die
Einsiedlerin des neuen Thurms. Man wußte in dem
materiell erschöpften Staate eine besitzende Hand, in
der neuerworbenen Provinz eine aufrichtige Anhänge¬
rin zu schätzen; man suchte meinen Rath bei ländli¬
chen Einrichtungen, kurz und gut: von oben herab,
wie von unten herauf erwies man mir allerlei Ehren,
und so bildete sich unwillkürlich ein Verkehr, nicht

mit einem Fräuleinſtift, für das es, leider Gottes!
keiner Zeit an Anwärterinnen gebrechen wird? Aber
kennt Ihr einen alten Bauer, — und ich war ſolch’
ein Stück alten Bauers, — der ſeine Hufe nicht lie¬
ber dem Unbedürftigſten ſeines Gleichen, als dem be¬
dürftigſten Gemeinweſen verſchrieben hätte? Mir wi¬
derſtand eine fiskaliſche oder communale Schablonen¬
verwaltung meiner Flur; ich mochte ſie mir nur den¬
ken unter dem Gepräge einer Individualität, wie zu¬
erſt die Gräfin und ſpäter ich ſelber es ihr aufgedrückt
hatten, ich forderte für den Wandel der Zeiten einen
perſönlichen Erben, und begann, als Matrone, zu be¬
klagen, daß ich in der Jugend nicht den erſten beſten
Krautjunker geheirathet, und mir auf dem natürlichſten
Wege die Qual der Wahl abgeſchnitten hatte.

Was meine äußerliche Stellung anbelangt, ſo
war ich ſeit dem Frieden nicht durchaus mehr die
Einſiedlerin des neuen Thurms. Man wußte in dem
materiell erſchöpften Staate eine beſitzende Hand, in
der neuerworbenen Provinz eine aufrichtige Anhänge¬
rin zu ſchätzen; man ſuchte meinen Rath bei ländli¬
chen Einrichtungen, kurz und gut: von oben herab,
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[170/0174] mit einem Fräuleinſtift, für das es, leider Gottes! keiner Zeit an Anwärterinnen gebrechen wird? Aber kennt Ihr einen alten Bauer, — und ich war ſolch’ ein Stück alten Bauers, — der ſeine Hufe nicht lie¬ ber dem Unbedürftigſten ſeines Gleichen, als dem be¬ dürftigſten Gemeinweſen verſchrieben hätte? Mir wi¬ derſtand eine fiskaliſche oder communale Schablonen¬ verwaltung meiner Flur; ich mochte ſie mir nur den¬ ken unter dem Gepräge einer Individualität, wie zu¬ erſt die Gräfin und ſpäter ich ſelber es ihr aufgedrückt hatten, ich forderte für den Wandel der Zeiten einen perſönlichen Erben, und begann, als Matrone, zu be¬ klagen, daß ich in der Jugend nicht den erſten beſten Krautjunker geheirathet, und mir auf dem natürlichſten Wege die Qual der Wahl abgeſchnitten hatte. Was meine äußerliche Stellung anbelangt, ſo war ich ſeit dem Frieden nicht durchaus mehr die Einſiedlerin des neuen Thurms. Man wußte in dem materiell erſchöpften Staate eine beſitzende Hand, in der neuerworbenen Provinz eine aufrichtige Anhänge¬ rin zu ſchätzen; man ſuchte meinen Rath bei ländli¬ chen Einrichtungen, kurz und gut: von oben herab, wie von unten herauf erwies man mir allerlei Ehren, und ſo bildete ſich unwillkürlich ein Verkehr, nicht

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 2. Berlin, 1871, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin02_1871/174>, abgerufen am 24.11.2024.