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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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mit stolzen Schritten und gehobenen Hauptes. Die
Enthüllungen im Wald- und Pfarrhause hatten das,
was vor einer Stunde nur noch Verlangen gewesen,
zur Gewißheit gesteigert. Was bedurfte er eines Zeug¬
nisses schwarz auf weiß, wo der Zusammenhang so
untrüglich mit Händen zu greifen war?

In einem abgelegenen Waldhause wird ein Knabe
geboren. Er wird aufgezogen von der Gemeinde¬
pflegerin, welche dieses Haus bewohnt und welche die
treueste Dienerin seiner Mutter gewesen ist. Der
Ortspfarrer, der Mutter vertrauter Freund, tauft den
Knaben und trägt ihn unter dem Namen der Dienerin
in das Kirchenregister ein. Ohne Zweifel ist er es
auch gewesen, der vorher schon die Ehe der Dame
heimlich eingesegnet hat, die Ehe mit irgend einem
gleichviel ob zu hoch, ob zu niedrig stehenden beliebigen
Quidam. Unter den Schutz dieses bewährten geist¬
lichen Freundes, der indessen an die Spitze einer an¬
ständigen Versorgungsanstalt aufgerückt ist, stellt später
die Mutter ihren Knaben. Sie führt ihn persönlich
ihm zu, ganz im Geheim. Noch ist sie arm und ab¬
hängig, sie darf ihn nicht öffentlich anerkennen; aber
sie überwacht ihn im Stillen, sie sorgt für ihn, straft
ihn, sie sucht einen tapferen Soldatensinn in ihm zu

mit ſtolzen Schritten und gehobenen Hauptes. Die
Enthüllungen im Wald- und Pfarrhauſe hatten das,
was vor einer Stunde nur noch Verlangen geweſen,
zur Gewißheit geſteigert. Was bedurfte er eines Zeug¬
niſſes ſchwarz auf weiß, wo der Zuſammenhang ſo
untrüglich mit Händen zu greifen war?

In einem abgelegenen Waldhauſe wird ein Knabe
geboren. Er wird aufgezogen von der Gemeinde¬
pflegerin, welche dieſes Haus bewohnt und welche die
treueſte Dienerin ſeiner Mutter geweſen iſt. Der
Ortspfarrer, der Mutter vertrauter Freund, tauft den
Knaben und trägt ihn unter dem Namen der Dienerin
in das Kirchenregiſter ein. Ohne Zweifel iſt er es
auch geweſen, der vorher ſchon die Ehe der Dame
heimlich eingeſegnet hat, die Ehe mit irgend einem
gleichviel ob zu hoch, ob zu niedrig ſtehenden beliebigen
Quidam. Unter den Schutz dieſes bewährten geiſt¬
lichen Freundes, der indeſſen an die Spitze einer an¬
ſtändigen Verſorgungsanſtalt aufgerückt iſt, ſtellt ſpäter
die Mutter ihren Knaben. Sie führt ihn perſönlich
ihm zu, ganz im Geheim. Noch iſt ſie arm und ab¬
hängig, ſie darf ihn nicht öffentlich anerkennen; aber
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[64/0071] mit ſtolzen Schritten und gehobenen Hauptes. Die Enthüllungen im Wald- und Pfarrhauſe hatten das, was vor einer Stunde nur noch Verlangen geweſen, zur Gewißheit geſteigert. Was bedurfte er eines Zeug¬ niſſes ſchwarz auf weiß, wo der Zuſammenhang ſo untrüglich mit Händen zu greifen war? In einem abgelegenen Waldhauſe wird ein Knabe geboren. Er wird aufgezogen von der Gemeinde¬ pflegerin, welche dieſes Haus bewohnt und welche die treueſte Dienerin ſeiner Mutter geweſen iſt. Der Ortspfarrer, der Mutter vertrauter Freund, tauft den Knaben und trägt ihn unter dem Namen der Dienerin in das Kirchenregiſter ein. Ohne Zweifel iſt er es auch geweſen, der vorher ſchon die Ehe der Dame heimlich eingeſegnet hat, die Ehe mit irgend einem gleichviel ob zu hoch, ob zu niedrig ſtehenden beliebigen Quidam. Unter den Schutz dieſes bewährten geiſt¬ lichen Freundes, der indeſſen an die Spitze einer an¬ ſtändigen Verſorgungsanſtalt aufgerückt iſt, ſtellt ſpäter die Mutter ihren Knaben. Sie führt ihn perſönlich ihm zu, ganz im Geheim. Noch iſt ſie arm und ab¬ hängig, ſie darf ihn nicht öffentlich anerkennen; aber ſie überwacht ihn im Stillen, ſie ſorgt für ihn, ſtraft ihn, ſie ſucht einen tapferen Soldatenſinn in ihm zu

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/71>, abgerufen am 22.11.2024.