die Kanzel zu eng. Ich möchte Landwirth werden wie unser Fräulein Hardine. Vorher freilich, sagt sie, soll ich studiren."
Ein Wirbel war während dieser Rede in des Invaliden Kopfe aufgestiegen. Er stand einen Augen¬ blick wie geblendet von dem Lichte dieser neuen Auf¬ klärung. "Begriff ich Sie recht," sagte er darauf, des Knaben Hand ergreifend und heftig drückend, "ver¬ stand ich Sie recht, junger Herr, so war Ihr Gro߬ vater, ehe er Klosterprobst ward, Pfarrer hier, hier in Reckenburg. Können Sie mir sagen, in welchen Jahren?"
"Nicht genau, wann er eingetreten ist, aber eine lange, lange Zeit, bevor er gegen Ende des Jahr¬ hunderts in das Kloster berufen wurde."
"Jedenfalls also Anfangs der neunziger Jahre, in denen ich geboren sein muß. Er, er hat mich ohne Zweifel getauft; seine Hand meinen Namen in das Kirchenregister eingetragen. Darum, darum hat er mich vor allen Anderen lieb gehabt. Lassen Sie Ihren Vater in Frieden auf dem Schlosse, mein lie¬ ber junger Herr. Ein rascher Blick in das Kirchen¬ buch, und die Sache ist abgemacht."
"Es thut mir leid, diesen Wunsch, selber wenn
die Kanzel zu eng. Ich möchte Landwirth werden wie unſer Fräulein Hardine. Vorher freilich, ſagt ſie, ſoll ich ſtudiren.“
Ein Wirbel war während dieſer Rede in des Invaliden Kopfe aufgeſtiegen. Er ſtand einen Augen¬ blick wie geblendet von dem Lichte dieſer neuen Auf¬ klärung. „Begriff ich Sie recht,“ ſagte er darauf, des Knaben Hand ergreifend und heftig drückend, „ver¬ ſtand ich Sie recht, junger Herr, ſo war Ihr Gro߬ vater, ehe er Kloſterprobſt ward, Pfarrer hier, hier in Reckenburg. Können Sie mir ſagen, in welchen Jahren?“
„Nicht genau, wann er eingetreten iſt, aber eine lange, lange Zeit, bevor er gegen Ende des Jahr¬ hunderts in das Kloſter berufen wurde.“
„Jedenfalls alſo Anfangs der neunziger Jahre, in denen ich geboren ſein muß. Er, er hat mich ohne Zweifel getauft; ſeine Hand meinen Namen in das Kirchenregiſter eingetragen. Darum, darum hat er mich vor allen Anderen lieb gehabt. Laſſen Sie Ihren Vater in Frieden auf dem Schloſſe, mein lie¬ ber junger Herr. Ein raſcher Blick in das Kirchen¬ buch, und die Sache iſt abgemacht.“
„Es thut mir leid, dieſen Wunſch, ſelber wenn
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die Kanzel zu eng. Ich möchte Landwirth werden
wie unſer Fräulein Hardine. Vorher freilich, ſagt ſie,
ſoll ich ſtudiren.“
Ein Wirbel war während dieſer Rede in des
Invaliden Kopfe aufgeſtiegen. Er ſtand einen Augen¬
blick wie geblendet von dem Lichte dieſer neuen Auf¬
klärung. „Begriff ich Sie recht,“ ſagte er darauf, des
Knaben Hand ergreifend und heftig drückend, „ver¬
ſtand ich Sie recht, junger Herr, ſo war Ihr Gro߬
vater, ehe er Kloſterprobſt ward, Pfarrer hier, hier
in Reckenburg. Können Sie mir ſagen, in welchen
Jahren?“
„Nicht genau, wann er eingetreten iſt, aber eine
lange, lange Zeit, bevor er gegen Ende des Jahr¬
hunderts in das Kloſter berufen wurde.“
„Jedenfalls alſo Anfangs der neunziger Jahre,
in denen ich geboren ſein muß. Er, er hat mich
ohne Zweifel getauft; ſeine Hand meinen Namen in
das Kirchenregiſter eingetragen. Darum, darum hat
er mich vor allen Anderen lieb gehabt. Laſſen Sie
Ihren Vater in Frieden auf dem Schloſſe, mein lie¬
ber junger Herr. Ein raſcher Blick in das Kirchen¬
buch, und die Sache iſt abgemacht.“
„Es thut mir leid, dieſen Wunſch, ſelber wenn
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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/69>, abgerufen am 31.07.2024.
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