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François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871.

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nach Greisenart, daß der Aufruf einer in jungen Tagen
gekannten Gestalt, des Alten Gedächtniß und seine
Zunge löste, von ihm erhielt August Müller eine Mit¬
theilung, welche gleichsam den Kettenschluß seiner Er¬
innerungen und Hoffnungen bilden sollte.

Frau Müller, oder vertraulicher Weise Muhme
Justine, war in Begleitung des blutjungen Fräuleins
Hardine, dessen Amme oder Kindsmagd sie gewesen
war, nach Reckenburg gekommen und dort von der
alten schwarzen Gräfin zurückgehalten worden; die
Einzige, die sie jemals in ihrem Goldthurme gesehen
hat. Für gewöhnlich aber hat sie in dem leerstehen¬
den "Hundehause" gewohnt und das Geschäft einer
Wehmutter im Dorfe betrieben. Als die Muhme vor
vielen, vielen Jahren gestorben ist, hat das Fräulein
ein Kreuz über ihr Grab setzen lassen, worauf mit
goldenen Lettern die Inschrift: "der treuesten Die¬
nerin" zu lesen steht. Ob Muhme Justine jemals
ein Ziehkind gehalten habe, dessen wußte sich der alte
Mann allerdings nicht zu erinnern, vielleicht daß es
während seiner Soldatenzeit in der Rheincampagne
geschehen war.

Aber Muhme Justine hatte ein solches Kind ge¬
halten; August Müller wußte sich dessen nur allzu¬

nach Greiſenart, daß der Aufruf einer in jungen Tagen
gekannten Geſtalt, des Alten Gedächtniß und ſeine
Zunge löſte, von ihm erhielt Auguſt Müller eine Mit¬
theilung, welche gleichſam den Kettenſchluß ſeiner Er¬
innerungen und Hoffnungen bilden ſollte.

Frau Müller, oder vertraulicher Weiſe Muhme
Juſtine, war in Begleitung des blutjungen Fräuleins
Hardine, deſſen Amme oder Kindsmagd ſie geweſen
war, nach Reckenburg gekommen und dort von der
alten ſchwarzen Gräfin zurückgehalten worden; die
Einzige, die ſie jemals in ihrem Goldthurme geſehen
hat. Für gewöhnlich aber hat ſie in dem leerſtehen¬
den „Hundehauſe“ gewohnt und das Geſchäft einer
Wehmutter im Dorfe betrieben. Als die Muhme vor
vielen, vielen Jahren geſtorben iſt, hat das Fräulein
ein Kreuz über ihr Grab ſetzen laſſen, worauf mit
goldenen Lettern die Inſchrift: „der treueſten Die¬
nerin“ zu leſen ſteht. Ob Muhme Juſtine jemals
ein Ziehkind gehalten habe, deſſen wußte ſich der alte
Mann allerdings nicht zu erinnern, vielleicht daß es
während ſeiner Soldatenzeit in der Rheincampagne
geſchehen war.

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halten; Auguſt Müller wußte ſich deſſen nur allzu¬

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[59/0066] nach Greiſenart, daß der Aufruf einer in jungen Tagen gekannten Geſtalt, des Alten Gedächtniß und ſeine Zunge löſte, von ihm erhielt Auguſt Müller eine Mit¬ theilung, welche gleichſam den Kettenſchluß ſeiner Er¬ innerungen und Hoffnungen bilden ſollte. Frau Müller, oder vertraulicher Weiſe Muhme Juſtine, war in Begleitung des blutjungen Fräuleins Hardine, deſſen Amme oder Kindsmagd ſie geweſen war, nach Reckenburg gekommen und dort von der alten ſchwarzen Gräfin zurückgehalten worden; die Einzige, die ſie jemals in ihrem Goldthurme geſehen hat. Für gewöhnlich aber hat ſie in dem leerſtehen¬ den „Hundehauſe“ gewohnt und das Geſchäft einer Wehmutter im Dorfe betrieben. Als die Muhme vor vielen, vielen Jahren geſtorben iſt, hat das Fräulein ein Kreuz über ihr Grab ſetzen laſſen, worauf mit goldenen Lettern die Inſchrift: „der treueſten Die¬ nerin“ zu leſen ſteht. Ob Muhme Juſtine jemals ein Ziehkind gehalten habe, deſſen wußte ſich der alte Mann allerdings nicht zu erinnern, vielleicht daß es während ſeiner Soldatenzeit in der Rheincampagne geſchehen war. Aber Muhme Juſtine hatte ein ſolches Kind ge¬ halten; Auguſt Müller wußte ſich deſſen nur allzu¬

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Zitationshilfe: François, Louise von: Die letzte Reckenburgerin. Bd. 1. Berlin, 1871, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/francois_reckenburgerin01_1871/66>, abgerufen am 22.11.2024.